Landwirte besorgt

Tierwohl-Bemühungen umsonst? Inflation treibt Deutsche an die Billigfleischtheke

Die Inflation zwingt viele Verbraucher zu Einsparungen. Besonders beim Fleisch greifen Kunden jetzt wieder zu Billigprodukten – mit Folgen fürs Tierwohl.

Berlin/München – In den vergangenen Jahren ist das Thema Tierwohl bei vielen Verbrauchern weiter in den Vordergrund gerückt. Besonders beim Fleisch-Kauf achten mittlerweile mehr Menschen darauf, unter welchen Umständen die Schweine, Kühe oder Hühner zuvor gelebt haben. Doch Tierwohl kostet – und das ist in Zeiten von Rekord-Inflationsraten für viele Verbraucher eine große Herausforderung.

Teurer Umbau fürs Tierwohl: Wer soll das bezahlen?

Um Bauern auf dem Weg zu mehr Tierwohl – etwa durch Stallumbauten – zu unterstützen, ist nach Experten-Empfehlungen sogar eine höhere Mehrwertsteuer oder eine Abgabe auf tierische Produkte im Gespräch. Die Ampel-Koalition ringt noch um eine grundsätzliche, verlässliche Finanzlösung. Denkbar wäre etwa ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch.

Doch was nützt all das, wenn sich niemand mehr das teure Fleisch leisten kann? Discounter und Supermärkte werben zwar gerne mit „mehr Tierwohl“, doch am Ende liegt die Entscheidung beim Kunden. Und wenn der vermehrt zum Billigfleisch greift, nützt der große – und vor allem teure – Tierwohl-Umbau den Bauern überhaupt nichts.

Viel Platz und frische Luft: Diese Haltungsform ist teuer.

Inflation: Händler kaufen weniger Qualitätsfleisch

Erste Anzeichen für diesen Rückschritt gibt es bereits. Denn derzeit verhandeln viele Handelsketten neue Verträge. Diese beinhalten laut Spiegel auch geringere Liefervolumen oder kürzere Lieferzeiten, da die Verbraucher sich die Qualitätsprodukte oft einfach nicht mehr leisten wollen – oder können. Bei den Bauern macht sich daher die Sorge breit, dass sie dann auf dem Fleisch mit guter Tierhaltung sitzen bleiben. Auf die Versprechen von Aldi, Lidl und Co. „können wir nicht bauen“, sagt eine Landwirtin dem Spiegel.

Landwirte und Händler befinden sich damit in einer Zwickmühle. Kein Bauer möchte seinen Stall für viel Geld umbauen, wenn er dann sein teureres Fleisch nicht an den Mann bringt. Andererseits möchten Händler kein höherpreisiges Fleisch anbieten, das sich die Kunden dann nicht kaufen werden.

Ein Handelsmanager gesteht gegenüber dem Spiegel sogar, es bräuchte „einen Paradigmenwechsel, der uns auch etwas kosten wird.“ Doch in den Chefetagen würde das Thema „lieber gemütlicher“ angegangen. Schließlich müsse man sich auch gegenüber der Konkurrenz behaupten können und wenn „Aldi ein Produkt billiger macht, ziehen alle nach.“ (ph)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Frank Peter

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