Umsatz und Gewinn legen zu

Kartell-Vorwürfe überschatten Daimler-Bilanz

Beschädigtes Ansehen: Die Kartellvorwürfe überschatten die trotz der Dieselkrise guten Geschäfte der Auto-Branche. Foto: Karl-Josef Hildenbrand
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Beschädigtes Ansehen: Die Kartellvorwürfe überschatten die trotz der Dieselkrise guten Geschäfte der Auto-Branche. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Daimler verkauft so viele Autos wie nie zuvor, aber angesichts von Diesel-Debatte und Kartell-Vorwürfen rücken die Zahlen fast in den Hintergrund. Viele Fragen sind offen, doch Vorstandschef Zetsche bleibt bei seiner Linie.

Stuttgart - Trotz der Debatten um Diesel-Manipulationen und Fahrverbote hat der Autobauer Daimler erneut stark zugelegt. Im zweiten Quartal kletterten Umsatz und Gewinn dank des anhaltenden Aufschwungs bei Mercedes-Benz kräftig, wie der Dax-Konzern mitteilte.

Das lag vor allem an der neuen E-Klasse sowie den Stadtgeländewagen (SUV), die bei den Kunden gut ankommen. Überschattet wird die Vorlage der Zahlen allerdings vom Vorwurf, Daimler und andere deutsche Autohersteller hätten über Jahre hinweg illegale Absprachen getroffen. Dies wollte Vorstandschef Dieter Zetsche nicht kommentieren. «Wir sind gut beraten, uns nicht an Spekulationen zu beteiligen», sagte er.

Für bestehende Kooperationen mit anderen Herstellern bedeuteten die Berichte aus seiner Sicht zunächst nichts. «Selbstverständlich haben wir all diese Gespräche und Überlegungen im existierenden Rechtsrahmen angestellt.»

Absatz legt vor allem in Asien zu 

Daimler hat von April bis Juni weltweit mehr als 595 000 Autos von Mercedes-Benz verkauft, so viele wie noch nie in einem zweiten Quartal. Vor allem in Asien legte der Absatz stark zu. Der Daimler-Umsatz stieg im zweiten Quartal um 7 Prozent auf rund 41,2 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis lag bei rund 2,51 Milliarden Euro (plus 2 Prozent) - nach 2,45 Milliarden im zweiten Quartal 2016. Nach Abzug von Minderheitsanteilen bleibt ein Gewinn von 2,44 Milliarden Euro.

Vergangene Woche hatte Daimler angekündigt, mehr als drei Millionen Diesel-Fahrzeuge in die Werkstätten zu rufen, um per Software-Update den Schadstoffausstoß zu verringern. Konzern-Angaben zufolge handelt es sich dabei um nahezu alle Fahrzeuge der Abgasnormen EU 5 und 6 in Europa. Die Aktion soll rund 220 Millionen Euro kosten und in den kommenden Wochen beginnen. Auf die Halbjahresbilanz wirkt sie sich daher noch nicht aus.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt seit März wegen möglichen Abgas-Betrugs gegen Daimler-Mitarbeiter. Medienberichten zufolge könnten bei mehr als einer Million Fahrzeuge Motoren eingebaut sein, bei denen Abgasmessungen manipuliert wurden. Daimler hat auch das nicht kommentiert, generell aber stets betont, sich an geltendes Recht gehalten zu haben und mit den Behörden zu kooperieren.

Zum mutmaßlichen Diesel-Kartell schweigen bisher auch die anderen verdächtigten Hersteller. Europas größter Hersteller Volkswagen ruft für Mittwochnachmittag außerplanmäßig seine Aufsichtsräte zusammen - dem Vernehmen nach soll es um die Kartellvorwürfe gehen.

Von langfristigen Absatzschwierigkeiten für die Autoindustrie durch die Vorwürfe geht der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, nicht aus. «All diese Firmen produzieren trotz allem ja gute Autos. Die waren in der Vergangenheit zwar vielleicht etwas teurer für Konsumenten, als sie hätten sein müssen, aber der Autoabsatz ist da nicht unmittelbar bedroht», sagte er dem Bayerischen Rundfunk.

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