„Ärmel hochgekrempelt lassen“

E.On-Chef schlägt Alarm: Europas Wohlstand steht auf dem Spiel

Leonhard Birnbaum: Europa verliert im Wettbewerb mit den USA und Asien an Boden, warnt der E.On-Chef.
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Leonhard Birnbaum: Europa verliert im Wettbewerb mit den USA und Asien an Boden, warnt der E.On-Chef.

E.On-Chef Leonhard Birnbaum fürchtet wegen der hohen Gaspreise einen Wohlstandsverlust in Europa. Gegenüber Asien und den USA verliere Europa an Boden. 

Essen - E.On-Chef Leonhard Birnbaum sieht wegen der grassierenden Energiekrise Europas Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. „Wir verlieren gegenüber den USA und Asien an Boden“, sagte der Vorstandvorsitzende des größten deutschen Energie-Versorgers am Dienstagabend in Essen.

Durch die Umstellung auf Flüssiggas (LNG) per Schiff werden die Energiepreise seiner Meinung nach nicht mehr auf das Vorkriegsniveau zurückkommen. Die europäische Gesellschaft müsse deshalb „jetzt die Ärmel hochgekrempelt lassen“ und für ihren Wohlstand kämpfen, erklärte Birnbaum in einem Gespräch mit Journalisten.

E.On-Chef: Dürfen uns nicht Sicherheit wiegen

Der Manager appellierte erneut an Verbraucher, Energie zu sparen und sich nicht in Sicherheit zu wiegen. Gleichzeitig brauche es attraktivere Investitionsanreize für internationale Kapitalgeber, um die grüne Transformation voranzutreiben.

„Der Wettbewerb um internationales Kapital wird schwieriger“, sagte Birnbaum. Dies gelte für E.On und für Europa. Als Positivbeispiel führte er den Inflation Reduction Act (IRA) in den USA an. Mit dem Förderprogramm zur Bekämpfung der Inflation habe die USA einen energie- und wirtschaftspolitischen Rahmen geschaffen, „den sich viele in der aktuellen Situation in Europa wünschen würden“.

E.On-Chef fordert Bürokratie-Abbau

Birnbaum forderte, die Energiewende besonders voranzutreiben. 2023 müsse neuen Schub bringen „vor allem für die richtigen regulatorischen Anreize, damit sich Investitionen insbesondere in Energieinfrastruktur wieder lohnen“. Zudem drängte der E.On.-Chef auf einen Bürokratieabbau. „Denn was nützt das Ziel, in Deutschland ein Windrad in zehn Monaten zu genehmigen, wenn wir zehn Jahre für die Leitung benötigen, die den daraus erzeugten Strom weiterleitet?“

E.On will bis 2026 europaweit 22 Milliarden Euro in den Ausbau der Netzinfrastruktur stecken. Dafür brauche es aber passende Investitionsbedingungen, mahnte Birnbaum an. 2022 habe klargemacht, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit sei. Vor diesem Hintergrund seien die staatlichen Interventionen unvermeidlich und richtig gewesen. Aber er warnte davor, in „eine unüberlegte Staatsgläubigkeit“ zurückzufallen.

E.On beliefert in Deutschland rund 14 Millionen Privat- und Geschäftskunden. Darunter sind rund 1,5 Millionen Gaskunden. Neben dem Energievertrieb ist der Betrieb von Verteilnetzen die andere große Säule im Kerngeschäft des Konzerns. (dpa/utz)

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