Infrastruktur

Zustand Wuppertaler Straßen immer schlechter

Schon 2018 wurde die Straße Am Siepken als Negativbeispiel benannt. Geändert hat sich nicht viel.
+
Schon 2018 wurde die Straße Am Siepken als Negativbeispiel benannt. Geändert hat sich nicht viel.

Für den Unterhalt stehen maximal sechs Millionen Euro parat – notwendig wären rund 24 Millionen Euro.

Von Christian Töller und Waltraut Rass

Wuppertal. Der Zustand der Wuppertaler Straßen ist in den vergangenen Jahren schlechter geworden. Das teilt Verkehrsdezernent Frank Meyer auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Wir haben bei Weitem nicht das Geld zur Verfügung, das wir eigentlich aufbringen müssten, um den Unterhaltungsstau nicht noch größer werden zu lassen. Nüchternes Ergebnis ist: Der Unterhaltungsstau ist seit 2018 eher noch deutlich gewachsen.“

Im Jahr 2018 hatte die Stadt mithilfe der Firma „Eagle Eye Technologies“ den Zustand der Wuppertaler Straßen erfassen lassen. Dafür wurde ein spezieller Kamerawagen eingesetzt. „Die Erkenntnisse, die wir dabei gewonnen haben, haben uns sehr dabei geholfen, Prioritäten festzulegen“, erklärt Meyer. Der Einsatz des Kamerawagens habe „in der Tat sehr wertvolle Erkenntnisse für das Unterhaltungsmanagement, das es in dieser Form strukturiert seit 2018 gibt, gebracht.“

Klar sei: Die Stadt müsste deutlich mehr Geld für den Unterhalt der Straßen aufbringen, als sie es derzeit macht. „Eigentlich müssten wir pro Jahr 23,5 Millionen Euro aufwenden, um den Zustand unserer Straßen beim Status quo zu behalten“, erklärt der Verkehrsdezernent. „Davon sind wir natürlich weit entfernt. Wir bewegen uns im mittleren einstelligen Millionenbereich. Damit kann ich nicht die Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen machen wie mit 23,5 Millionen.“

Das Budget, das im aktuellen Haushalt für die Straßen zur Verfügung steht, ist aufgeteilt in sogenannte konsumtive und investive Mittel. „Wenn man nur die konsumtiven Mittel – das klassische Schlagloch-Flicken – nimmt, dann sind es 3,6 Millionen Euro. Wenn man die investiven Maßnahmen in Gänze nimmt – also Fahrbahnerneuerungen – dann sind es sechs Millionen Euro. Aber auch die sind immer noch sehr weit von den 23,5 Millionen Euro entfernt.“

Straßensperrungen könnten notwendig werden

Dieser Unterschied in den erforderlichen und den tatsächlich aufgebrachten Summen zeigt sich entsprechend im Zustand der Straßen. „Wenn wir seit 2018 statt 23,5 Millionen nur sechs Millionen aufwenden – das war auf die Jahre verteilt noch ein bisschen unterschiedlich –, dann muss sich das ja im Zustand ausdrücken.“ Der Rat kenne die Zahlen, habe aber eine Fülle von Aufgaben, die finanziert werden müssen. Dass es nicht genügend Geld für den Unterhalt der Straßen gebe, sei kein exklusives Problem. „Das geht nicht nur Wuppertal so, das geht vielen Städten in vergleichbaren Situationen so, denn das sind Kosten, bei denen am ehesten gespart wird, weil es irgendwie dann doch noch geht“, so Meyer. „Das Problem ist, dass uns die Straßen nicht den Gefallen tun werden, nacheinander kaputt zu gehen, sondern die haben alle ein ähnliches Baujahr und ein ähnliches Schadensbild. Es kann gut passieren, wenn wir noch einmal einen harten Winter bekommen, dass danach der Zustand vieler Straßen dramatisch sein wird.“ Noch sei man weit davon entfernt, Straßen sperren zu müssen. „Aber auch das mag am Ende des Tages notwendig sein.“

Für die Sanierung und den Unterhalt der Straße gebe es eine dynamische Prioritätenliste. „Das heißt, es kann passieren, dass Straßen, die wir nach Augenschein noch für ganz gut befunden haben, auf einmal ein Schadensbild aufweist, das alles andere als gut ist. Dafür halten andere Straßen besser durch, als wir erwartet haben.“ Auch aufgrund der Befahrung aus dem Jahr 2018 wisse die Stadt, wo die größten Schäden sind. „Wir versuchen natürlich, diese in der Reihe abzuarbeiten.“ Für 2024 plane die Stadt, den Zustand der Straßen neu zu erfassen, sofern die entsprechenden Haushaltsmittel dafür bereitgestellt werden.

Zu den Straßen, die 2018 als besonders schlecht benannt wurden, gehört Am Siepken in Unterbarmen. Auch heute ist der Zustand der Straße weiter schlecht. Die Straße ist gezeichnet von kleineren Schlaglöchern und geflickten Stellen, die teilweise wieder aufbrechen. „Gut sind unsere Straßen nicht“, betont auch Sedat Ugurman (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses. „Es gibt kaum eine Straße, die nicht schadhaft ist. Das betrifft auch Gehwege.“ Für die Kommunen sei es angesichts der Finanzlage „schwierig, die Infrastruktur aufrechtzuerhalten“. Gerd-Peter Zielezinski (Die Linke) kritisiert, dass Schlaglöcher nur behelfsmäßig repariert würden. „Das hält nicht lange.“ René Schunck (FDP) fordert: „Wir müssen viel mehr investieren und die Straßen einigermaßen fit bekommen.“ So habe die FDP die Anschaffung eines Asphaltpatchers zur Ausbesserung von Schlaglöchern vorgeschlagen. Dazu erklärt Meyer, dass man ein solches Gerät ausleihen und testen wolle.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Nutrias sind noch keine Gefahr
Nutrias sind noch keine Gefahr
Nutrias sind noch keine Gefahr
Balkon in Wuppertal droht herabzufallen - Straße gesperrt
Balkon in Wuppertal droht herabzufallen - Straße gesperrt
Balkon in Wuppertal droht herabzufallen - Straße gesperrt
Luisenfest wird etwas größer
Luisenfest wird etwas größer
Luisenfest wird etwas größer

Kommentare