Reisender Geistlicher

Wuppertaler arbeitet auf Kreuzfahrt als Bord-Pastor

Über Weihnachten war Eckehard Fröhmelt zuletzt mit dem Schiff „Mein Schiff 2“ von TUI in der Karibik unterwegs.
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Über Weihnachten war Eckehard Fröhmelt zuletzt mit dem Schiff „Mein Schiff 2“ von TUI in der Karibik unterwegs.

Eckehard Fröhmelt hält Andachten in der Karibik und ist Seelsorger für Reisende.

Von Anne Palka

Wuppertal. „Es ist nicht leicht, auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik bei 30 Grad und Sonnenschein weihnachtliche Gefühle zu entwickeln. Aber was sind eigentlich weihnachtliche Gefühle?“ Diese Frage hat der Wuppertaler Eckehard Fröhmelt bei seiner vergangenen Weihnachtsandacht gestellt – als Pastor auf einem Kreuzfahrtschiff.

Auch wenn der Bord-Pastor Ausflüge begleitet und Urlaubsmomente hat, sieht er die Reise in erster Linie als beruflichen Einsatz.

Mit Familie oder Freunden, gutem Essen und Dekoration entwickle sich weihnachtliche Stimmung auch in der Karibik, sagte er den Reisenden, die zu elf kleinen Antilleninseln unterwegs waren. Über Ostern geht Eckehard Fröhmelt nun wahrscheinlich das letzte Mal beruflich an Bord.

Er habe die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht, für die Oster-Reise eigentlich schon überschritten, erzählt er. „Aber das macht mich nicht traurig. Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte. Ich lebe sehr stark in der Gegenwart, die Vergangenheit und Zukunft kann ich nicht beeinflussen.“

An die Vergangenheit erinnert Eckehard Fröhmelt sich aber gern. Seit 2011 ist er als Bord-Pastor tätig, war meist zweimal im Jahr auf Reise. „Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Das ist kein Urlaub auf dem Schiff, auch wenn ich natürlich Urlaubsmomente habe.“ Er begleitet auch Ausflüge, sieht etwas von den karibischen Inseln wie Martinique, Barbados und den Jungferninseln. „Aber in erster Linie ist das ein beruflicher Einsatz.“

Angefragt wird er von der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem Dachverband der Landeskirchen. In seinem Berufsleben war Eckehard Fröhmelt unter anderem 19 Jahre lang Pfarrer am Dönberg.

Für die neue Stelle hat er sich beworben, als klar wurde, dass er in den Ruhestand geht. „Meinen Beruf kann man glücklicherweise weiter ausüben, wenn man möchte. Er ist sehr erfüllend, weil ich viel mit Menschen zu tun habe.“ Er müsse sich auf dem Deck blicken lassen, dann entwickelten sich Gespräche.

Er erzählt von einer Frau, die mit ihrem Mann in den Iran gegangen ist, wo er sich komplett änderte. Von einem ehemaligen hohen Funktionär in der DDR. Von einem Winzermeister in einem wendigen elektrischen Rollstuhl.

Er möchte die Reisenden einladen, ins Gespräch zu kommen. „Die meisten haben ein ganz schön festgefahrenes Bild von der Kirche, und das ist nicht immer nett.“ Bei Gottesdiensten in Gemeinden auf dem Festland hat Eckehard Fröhmelt meist 30 bis 45 Minuten Zeit – eine Andacht an Bord dauert nicht länger als fünf bis sieben Minuten. „Da muss alles schnörkellos auf den Punkt gebracht werden.“

An Weihnachten hielt Eckehard Fröhmelt drei Gottesdienste auf dem Schiff, einen Familiengottesdienst, eine Christvesper und um 23 Uhr einen englischsprachigen Gottesdienst für die Crew. Denn die Mitarbeiter auf dem Schiff kommen zum Teil aus Deutschland, aber auch aus Indonesien, Kirgistan, von den Philippinen und Bali. „Die Woche bis Heiligabend war ich ständig in technischen Gesprächen. Die Gottesdienste wurden ja auch in die Kabinen übertragen. Da musste alles bis ins Kleinste stimmen, wie bei Fernsehgottesdiensten.“

Für ihn war die Distanz zu den Besuchern ungewohnt. „Im riesigen Theater stand ich allein auf der Bühne. Von Scheinwerfern angestrahlt, erkannte ich kaum die Menschen, die im weiten Rund unbeweglich saßen und kaum mitsangen. Erst Tage später kamen einzelne Gäste auf mich zu, die mich freundlich auf die Gottesdienste ansprachen. Das tat richtig gut.“

Vom 31. März bis zum 20. April, über Ostern, reist der Wuppertaler wahrscheinlich zum letzten Mal als Bord-Pastor in die Karibik und über Portugal zurück nach Bremerhaven. „Das sind zehn Seetage und jeder Seetag bedeutet Programm.“ Darauf bereitet er sich vor.

Und geht dann erneut in den Ruhestand – mehr als zehn Jahre, nachdem er eigentlich in Ruhestand ging. Was dann? Eckehard Fröhmelt will Zeit mit seiner Familie verbringen, an einem Buchprojekt arbeiten, Lesungen und Vorträge halten und vertretungsweise weiter Gottesdienste in Gemeinden in Wuppertal und Umgebung feiern. „Solange mir der liebe Gott Kraft und Energie schenkt, mache ich weiter.“

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