Eine von 22
„Einarmige Prinzessin“ hat das Miss-Germany-Finale im Blick
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Wuppertalerin Gina Rühl ist eine von 22 Frauen im Wettbewerb.
Von Eike Birkmeier
Wuppertal. Für Gina Rühl waren die vergangenen zweieinhalb Jahre eine Zeit höchster Intensität. 2019 verlor die 22-Jährige bei einem Motorradunfall ihren linken Arm. Mit viel Durchhaltevermögen und der ihr eigenen Zuversicht kämpfte sie sich danach zurück ins Leben. Jetzt steht die junge Wuppertalerin in der Vorauswahl zur Miss Germany. Sie ist eine von 22 Frauen im Wettbewerb, die aus insgesamt 15.000 Bewerberinnen ausgewählt wurden.
Am 19. Februar fällt beim Finale im Europa-Park Rust die Entscheidung. Dort bereiten sich die Teilnehmerinnen seit Anfang des Monats auf ihren großen Auftritt und die letzte Vorauswahl am kommenden Mittwoch vor. „Ich muss mir immer wieder selber klar machen, dass ich das wirklich erlebe“, erzählt Gina Rühl.
Die Zeit im Miss Germany-Camp sei für sie sehr emotional. Dabei flössen nicht selten Tränen. Das ist kein Wunder. Innerhalb einer relativ kurzen Phase hat die engagierte Wuppertalerin extreme Höhen und Tiefen ausgelotet. Nach dem Unfall konnte sie zweieinhalb Monate nur im Krankenbett liegen. Zusätzlich zur schweren Armverletzung war auch ihr Schienbein zertrümmert. „Das war die Hölle auf Erden, das wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht“, beschreibt Gina Rühl ihre Zeit im Krankenhaus. Hinzukam die Gewissheit, dass ihr linker Arm unwiederbringlich verloren war. „Das anzunehmen war sehr hart, aber auch der erste wichtige Schritt für einen Neuanfang“, so Rühl.
Statt ihrem alten Leben nachzutrauern, arrangierte sie sich mit ihrem Schicksal und schaute nach vorn. Dazu gehörte neben dem langen Heilungsprozess eine berufliche Veränderung mit dem Beginn eines Management-Studiums. Außerdem möchte sie anderen Menschen Mut geben. „Man sieht an meinem Beispiel, was alles möglich ist“, sagt die Miss Germany-Anwärterin.
Für Video-Drehs und Workshops im Europa-Park unterwegs
Aktuell nimmt sie im Europa-Park an Video-Drehs, Workshops und Schulungen teil. „Das ist hier keine reine Fashion-Show, sondern es geht um die Persönlichkeit“, erklärt Gina Rühl. Sie lobt ausdrücklich, dass der Wettbewerb mittlerweile divers aufgestellt ist. „Früher wäre eine Miss Germany mit einer sichtbaren Behinderung undenkbar gewesen, aber die Zeiten haben sich glücklicherweise geändert“, betont Rühl.
Sie bekommt viel Zuspruch von ihren Mitbewerberinnen. Anders als bei Schönheitswettbewerben wie „Germany’s Next Topmodel“ sei das Verhältnis freundschaftlich und nicht von Konkurrenz geprägt. „Wir verstehen uns alle sehr gut“, sagt Gina Rühl.
Trotz ihres jüngsten Erfolgs bleibt sie bodenständig und bescheiden, möchte aber unabhängig vom Ausgang der Miss Germany-Wahl Botschafterin für Menschen mit körperlichen Einschränkungen sein. Dabei hat die aktive Wuppertalerin einiges vor. Zu den Projekten, die sie angehen möchte, gehören eine Autobiografie und Kinderbücher, in denen Behinderungen als etwas völlig Normales vorkommen. Wichtig ist ihr ein offener Umgang mit dem Thema.
Gina Rühl trägt mittlerweile eine rund 100 000 Euro teuren Spezialprothese, die sie nicht versteckt – im Gegenteil. Auf ihrem Instagram-Kanal bezeichnet sie sich selbst als „einarmige Prinzessin“ und zeigt sich damit in ihrem Alltag.