Grüner Zoo Wuppertal

Wenn ein Elefant umzieht – wird er trainiert

Schritt 1: Tooth bekommt Ketten angelegt.
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Schritt 1: Tooth bekommt Ketten angelegt.

Der 30 Jahre alte Bulle wird Ende Mai den Grünen Zoo Wuppertal verlassen.

Von Alexandra Dulinski

Wuppertal. Wie zieht ein Elefantenbulle um? Die Antwort ist einfach: mit sehr viel Aufwand. Ende Mai verlässt Tooth den Grünen Zoo Wuppertal. Er muss für den Umbau des Elefantengeheges weichen, um Platz zu schaffen. Doch so ein Umzug ist nicht mal eben von heute auf morgen getan, wie die Tierpfleger wissen. Seit vier Wochen bereiten sie Tooth für den großen Tag vor und haben die Abläufe schon rund 15 Mal geprobt.

Hinter dem Zaun am Außengelände reihen sich die Tierpfleger auf. Teamleiter Filipe von Gilsa dirigiert Tooth in Zaunnähe. „Fine Boy“, guter Junge, sagt er und wirft dem Bullen Brot auf den Boden, das sich dieser mit seinem Rüssel sucht. Dann gibt er weitere Anweisungen. Tooth hebt sein Bein, platziert es so, dass Vanessa Hagedorn Ketten um seine Füße legen kann. „Man merkt, wie viel dicker das Bein bei dem warmen Wetter ist“, sagt sie. Sie ist mit voller Konzentration dabei, die Tierpfleger und Tierärzte sind ruhig. Würde sich Tooth erschrecken und das Bein wegziehen, könnte es gefährlich werden. Tooth brummt, das nächste Bein ist dran. „Er ist heute total ruhig“, bemerkt Filipe von Gilsa. Manchmal sei er schreckhaft – nicht jedes Training läuft deshalb gleich gut ab.

Schritt 2: Tooth wird in seiner Box angekettet.

Die Ketten werden den Elefanten später in seiner Transportbox fixieren. Damit das möglichst stressfrei geschieht, wird Tooth darauf vorbereitet, gewöhnt sich schon einmal daran, wie es ist, mit den Ketten zu laufen. „Je häufiger und detaillierter man das übt, desto routinierter wird man“, erklärt Vanessa Hagedorn. Die Tierpfleger lernen, wo im Ablauf Fehler sind, wo sie die Ketten am besten befestigen, wo Tooth am Einfachsten den Fuß ablegen kann. „Wir bekommen ein Gefühl dafür, wo wir am besten stehen“, sagt Filipe von Gilsa. Rund eine halbe Stunde dauert das Training.

Rückwärts geht es in die Box

Kaum sind die Ketten angelegt, wird der 30 Jahre alter Elefant in seine Box gelockt. Interessiert streckt er den Tierpflegern seinen Kopf entgegen, soll sich dann aber einmal drehen. Er soll lernen, rückwärts in seine Box zu laufen, erklärt Vanessa Hagedorn. Denn rückwärts muss er auch in seine Transportbox laufen. „Das hat den Vorteil, dass er nicht sieht, wo er hineinläuft und dass er wiederum beim Ankommen sieht, wo er hinläuft“, erklärt Tierärztin Laura Platner. Ein Seil an einer Seilwinde soll ermöglichen, dass er nicht gezogen wird, sondern selbstständig in die Box läuft. Nach vorne hin gibt das Seil aber nicht nach, sodass Tooth nicht wieder herauslaufen kann, sagt sie.

Für Tooth geht es ins niederländische Rhenen – in einen Zoo, den er schon kennt. Denn sein Weg führte den 30-jährigen Bullen von Afrika nach England, von dort nach Rhenen, bis er vor vier Jahren nach Wuppertal kam. In Rhenen wird er nun auf zwei Elefantenkühe und einen bald zweijährigen Jungbullen treffen. Dessen Vater ist in Wuppertal übrigens kein Unbekannter: Tusker, Tooths direkter Vorgänger in Wuppertal. „In Rhenen hat Tooth nie Nachwuchs gezeugt, hier schon. Jetzt geht er als erfahrener Zuchtbulle zurück“, sagt von Gilsa.

In seiner Box befestigt Vanessa Hagedorn an den Ketten ein Seil, das in der gegenüberliegenden Wand verankert ist. „Vorsicht beim Seil, falls Tooth ruckartig zieht“, sagt Vanessa Hagedorn. Und dann ist auch der zweite Teil des Trainings geschafft.

Für den Transport muss Tooth sediert werden. „Wir schalten ihn nicht komplett aus, sondern setzen ihm die rosa Brille auf, damit er ruhiger ist“, erklärt Laura Platner. Nach dem Training befreien die Tierpfleger Tooth wieder von seinen Ketten – und besprechen die richtige Sedierung des Elefanten. „Er muss relaxt sein“, sagt Filipe von Gilsa, „aber noch nicht so weggeballert, dass er nichts mehr rafft“, ergänzt Vanessa Hagedorn salopp. Den genauen Plan werden Tierärzte und Tierpfleger in den kommenden Tagen noch austüfteln.

Am Tag vor dem Transport werden Container und Kran angeliefert. Das Datum von Tooths Umzug verraten die Pfleger nicht, um Schaulustige zu verhindern. Denn dann ist volle Konzentration gefragt. Sobald Tooth in seiner Transportbox steht, wird sie auf den Tieflader gehoben. Rund zehn bis elf Tonnen (fünf bis sechs Elefant, fünf Box) werden dann über das Gelände schweben. „Wir gehen davon aus, dass alles gut klappen wird. Natürlich ist Anspannung da, aber wir werden fokussiert arbeiten“, sagt von Gilsa. Er und Vanessa Hagedorn werden den Transport nach Rhenen begleiten, von Gilsa bleibt dann noch zwei bis drei Tage vor Ort. „Das Wichtigste ist, dass er ruhig rauskommt“, sagt er. „Die Pfleger in Rhenen kennen ihn ja schon, aber wir leisten zusätzliche Hilfestellung, wenn unsere vertrauten Stimmen beruhigend auf ihn einwirken können“, erklärt er.

Zwar verlässt nun der einzige Bulle den Grünen Zoo. „Wir haben aber eine so erfolgreiche Zuchtgruppe, dass das Ziel ist, auch irgendwann wieder einen Bullen zu haben“, sagte Filipe von Gilsa.

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