Attacke mit Teppichmesser in Elberfeld
Versuchter Totschlag: 36-Jähriger angeklagt
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Wegen versuchten Totschlags muss sich derzeit ein 36-Jähriger vor dem Landgericht verantworten. Um das Geschehen nachzuvollziehen, sieht sich das Gericht auch Videoaufnahmen an.
Von Katharina Rüth
Wuppertal. Vier Menschen sitzen im Außenbereich eines Cafés um einen kleinen Tisch, die Sonne scheint. Die friedliche Szenerie hat eine Überwachungskamera des Cafés in der Elberfelder Innenstadt von oben aufgenommen. Die Bilder waren nun im Wuppertaler Landgericht zu sehen.
Zwei Männer an dem Tisch sitzen zwar nebeneinander, aber einer hat dem anderen den Rücken zugedreht. Erst nach einer Weile dreht er sich um – und sehr schnell geraten sie in Streit. Die beiden anderen Personen, ein Mann und eine Frau, können die Kampfhähne zunächst beruhigen, doch wenig später greifen sie sich tätlich an, das Geschehen verlagert sich aus dem Sichtfeld der Kamera.
Der Angeklagte habe Tötung in Kauf genommen
Auf der Kreuzung mitten in der Fußgängerzone soll der 36-Jährige den anderen mit einem Teppichmesser schwer verletzt haben, ihm in die Wange geschnitten und mehrfach in den Arm gestochen haben. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat er dabei eine Tötung seines Kontrahenten in Kauf genommen, deshalb ist der 36-Jährige wegen versuchten Totschlags angeklagt.
Das streitet der Angeklagte ab: „Ich wollte ihn auf keinen Fall töten oder verletzen“, erklärte er. „Ich wollte ihn auf Abstand halten.“ Er und der 33-jährige Verletzte hätten sich einst gut verstanden. Bis er ein Angebot für mehrere Kilo Marihuana nicht annahm, der 33-Jährige ihn verdächtige, ihn bei der Polizei verpfiffen zu haben. Danach habe der 33-Jährige ihn mehrfach bedroht und Schutzgeld verlangt. Weil er von „wir“ sprach, habe er auch an dessen Familie und seinen „Clan“ gedacht.
Am Tattag hätten ihn seine Ex-Frau, mit der er weiter engen Kontakt pflegt, und deren Vater in das Café gebeten. Als er den 33-Jährigen dort sah, habe er gleich Schlimmes befürchtet. „Ich hatte totale Angst und einen Tunnelblick“, erklärte er. Er wisse, dass der 33-Jährige oft ein Messer nutze, habe gesehen, wie er etwas aus der Tasche zieht. „Ich war total überfordert.“
Der 33-Jährige erzählt eine gegenteilige Vorgeschichte: Er habe Angst vor dem angeklagten 36-Jährigen gehabt. Denn der habe ihm übelgenommen, dass er einmal seiner Ex-Frau geholfen habe, als sie belästigt wurde. „Ich wollte ihr beistehen.“ Der 36-Jährige habe ihm jedoch vorgeworfen: „Du wolltest nicht helfen, sondern Schutzgeld haben“.
Am Tattag habe der Vater der Frau ihn aufgefordert, sich auf einen Kaffee zu ihm in das Café zu setzen. Kurz danach sei der 36-Jährige gekommen und sie seien in Streit geraten. In dem Kampf habe er irgendwann das Messer gesehen und bemerkt, dass er im Gesicht blutete: „Ich blutete sehr.“ Der Vater der Frau habe ihn ins Café gezogen. „Ohne ihn wäre ich jetzt auf dem Friedhof.“
Die Ex-Frau des Angeklagten und ihr Vater haben als Zeugen vor Gericht die Aussage verweigert. Für den Prozess sind noch drei weitere Prozesstage vorgesehen. Das Urteil ist für den 12. Mai geplant.