Konzert

Striekspöen gehen, Musik soll bleiben

Abschiedstreffen im Brauhaus (v. l.): Sigi Kepper, Kai Acker, Paul Decker, Peter Holtei, Ottmar Ay und Kurt Reinartz.
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Abschiedstreffen im Brauhaus (v. l.): Sigi Kepper, Kai Acker, Paul Decker, Peter Holtei, Ottmar Ay und Kurt Reinartz.

Wuppertaler Mundartgruppe verabschiedet sich im Sommer mit einem Open-Air.

Von Martin Gehr

Wuppertal. Sie waren die musikalischen Botschafter der Stadt. Wenn auch nicht offiziell, so doch in den Herzen der Wuppertaler. Die Mundartband Striekspöen hat im Januar ihre Auflösung bekannt gegeben. Doch leise zu verschwinden, ist nicht ihre Art. Mit einem Open-Air-Konzert im August soll der Abschied begangen werden.

„Ich habe nicht mehr die Kondition, mehrere Stunden auf der Bühne zu stehen“, sagt Gründungsmitglied Paul Decker. „Außerdem produzieren wir keine Tonträger mehr. Langspielplatten und CDs zu machen, gehörte für mich zu den schönsten Aufgaben. Heute werden Songs nur noch gestreamt.“ Alben seien für ihn vergleichbar wie ein Bild, das ein Künstler malt. Zudem finde sich die Wuppertaler Mundart, die ihre Musik prägte, kaum noch im Alltag der Stadt wieder.

Jongens aus’m Tal: Rund 120 Titel in fünf Jahrzehnten

„Musiker kann man ersetzen“, sagt Ottmar Ay, der zehn Jahre lang dabei war, „aber den Paul kann niemand ersetzen. Er ist das Gesicht und das Urgestein der Band.“ Decker, von Beruf Gastwirt und auch als „Sheriff von Barmen“ bekannt, gründete das Ensemble 1975 zusammen mit Jörg Lambert, Manni Nutsch, Michael Karp und Bert Klein. In fünf Jahrzehnten entstanden mit wechselnder Besetzung rund 120 Titel: „Da waren Stücke bei, deren Entstehung fast zwei Jahre gedauert hat – und dann welche, die ich in der Schwebebahn von Elberfeld nach Sonnborn geschrieben habe“, erinnert sich Decker.

In ihren Liedern beschrieben die Striekspöen oft das Leben in Wuppertal – mittendrin: Es ging auf den Flohmarkt in Vohwinkel, in den Zoo oder „mit der Bimmel-Bummelbahn nach Küllenhahn“. Auch ein Sonntag auf der Hardt fand sich wieder. Es waren „alltägliche Themen, die die Menschen dennoch bewegen“, sagt Decker. Manchmal war politischer Anspruch nötig, etwa in „Pitter Nömmes“, das sich mit Krieg befasst.

Fünf Alben entstanden daraus. Die Band verstand sich nie als kommerzielle Unterhaltungsband, „sondern als ein Stück Wuppertaler Kultur und Lebensart“. So erhielten sie von den Kabarettisten der „Talfahrt“ das Siegel als „Barmer Stadtmusikanten“. Häufiger wurden sie jedoch als „Bläck Fööss von Wuppertal“ bezeichnet. Sie variierten die Musikstile, kreierten die „Cronenberger Samba“ und den „Ölberg Tango“. „Wir haben alle Musikrichtungen außer Heavy Metal bedient.“

Trotzdem werde sie „als Karnevalsband gesehen, weil wir in diesem Umfeld früher die meisten Auftritte hatten“, rekapituliert Decker. Es gibt kaum einen Ort, an dem sie nicht gespielt haben: Sie gastierten in der Stadthalle, aber auch beim Kleingärtnerverein Edelweiß und eroberten das Weinfest in Ronsdorf. Sie traten im Freibad Eckbusch und im Gasthaus Söhn in Uellendahl auf, gaben aber auch ein Benefizkonzert im Kinder- und Jugendhospiz Burgholz.

Ihr Album „Eenmol is keenmol“ stellten sie 2008 in der Sportarena in Vohwinkel vor. Zu den Höhepunkten zählten ein als „Beach-Party“ betiteltes Konzert 1983 auf einem Floß an der Rosenau in Oberbarmen sowie die Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Polizeichor 2008 im Rahmen des NRW-Tages. „Das war wunderschön“, erinnert sich Axel Hellwinkel, Vorsitzender des Polizeichors Wuppertal. „Wir haben vor dem Zoo gestanden, mit 40 Sängern und bis zu 2000 Zuschauern, und all die Klassiker gebracht.“ Hellwinkel verspricht, dass der Chor auch künftig einige Songs der Striekspöen im Repertoire behalten wird.

Die Hymne für den WSV geht auch auf ihre Kappe

Peter Holtei erinnert sich zudem an das Jahr 2004, als die Band bei einem Spiel des Wuppertaler SV gegen Bayern München auf einem Lkw vor dem Stadion auftrat und zur Halbzeit ins Stadion gefahren wurde. Zur Fußball-Saison 2016/2017, als der WSV Aufsteiger in die Regionalliga war, schrieben sie den Fans eine neue Hymne: „Du wirst niemals untergehen, mein WSV“ ist seitdem regelmäßig vor Heimspielen zu hören.

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