Verein

Nachbarn wehren sich gegen Tierschutzzentrum

Vereinsvorsitzende Anke Süper (M.) mit André Seidel (l.), zuständig für Gelände- und Grünflächenpflege, Bauleiter Ulrich Schuechen, Norma und Ricky.
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Vereinsvorsitzende Anke Süper (M.) mit André Seidel (l.), zuständig für Gelände- und Grünflächenpflege, Bauleiter Ulrich Schuechen, Norma und Ricky.

Gegenwind für das geplante Projekt des Wuppertaler Vereins Pechpfoten.

Von Katharina Rüth

Wuppertal. Mit viel Enthusiasmus haben die Beteiligten im vergangenen September das Projekt Tierschutzzentrum vorgestellt. Nun gibt es aus der Nachbarschaft Gegenwind und eine Klage.

Die Diakonie Aprath übergab dem Verein Pechpfoten damals ein Gelände in Wülfrath direkt hinter der Stadtgrenze zu Wuppertal. Darauf will der Wuppertaler Verein künftig Hunden, Katzen und Kleintieren ein vorübergehendes Zuhause geben. Nach einem passenden Gelände hatte der Verein lange gesucht.

„Für uns ist das ein Lottogewinn“, freute sich Anke Süper, Vorsitzende des Vereins Pechpfoten. Der Verein vermittelt Tiere, die von ihren Besitzern nicht mehr gehalten werden können, an neue Herrchen oder Frauchen. Weil sich oft nicht sofort eine neue Bleibe findet, suchte der Verein ein großes Gelände, auf dem die Tiere nicht nur in Zwingern gehalten werden, sondern auch viel Auslauf haben. Das will der Verein auf dem 1,8 Hektar großen Gelände der Diakonie Aprath umsetzen. Er saniert bereits ein altes Haus dort, das zuletzt kaum noch genutzt wurde. Es soll Platz für Kleintiere bieten, als Büro, Lager und Wohnung für einen Tierpfleger oder eine Tierpflegerin sowie als Treffpunkt dienen.

Jörg Hohlweger, Theologischer Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath, hatte bei der Vorstellung des Projekts erklärt, es hätten sich „zwei Organisationen, die Gutes tun wollen, zusammengetan“. Denn Verein und Diakonie wollen zusammenarbeiten, etwa indem von der Diakonie betreute Menschen, die in den benachbarten Häusern leben, unter Anleitung bei der Versorgung der Tiere helfen, dadurch eine Tagesstruktur erhalten. Inzwischen ist ein Kooperationsvertrag geschlossen.

Diesen Kooperationsvertrag greifen die Nachbarn an. Und weisen darauf hin, dass es für die Bebauung des Geländes Bedingungen gibt. Laut Bebauungsplan seien auf dem Areal „nur bauliche Anlagen zulässig, die den Anstaltszwecken der Bergischen Diakonie dienen“. Aus diesem Grunde habe die Diakonie im Kooperationsvertrag ihre Ziele aufgeweitet, um das Tierschutzzentrum zu ermöglichen.

In dem Kooperationsvertrag heißt es, dass sich die Diakonie dem Auftrag verpflichtet fühlt, Gottes Liebe zur Welt in Wort und Tat zu bezeugen. Die Liebe Gottes gelte der ganzen Schöpfung, es sei daher auch auftragsgemäß, sich Tieren in Not zuzuwenden. Die Kooperation verfolge das Ziel, zu helfen, „wo Mensch und Tier gemeinsam in Not geraten“. Zudem sollen weitergehende Kooperationen ausgearbeitet werden.

Daran hat ein Nachbar erhebliche Zweifel: „Das ist ein großer Fake“, sagt er. Es gebe dort doch keine Therapiehunde. Seiner Meinung nach ist ein Tierschutzzentrum für die von der Diakonie betreuten Menschen nicht zuträglich. Die Formulierung im Vertrag sei nur ein Vorwand, um die Nutzung des Geländes durch den Verein Pechpfoten zu erlauben. Deshalb hat er Klage beim Verwaltungsgericht Düsseldorf eingereicht, greift damit den Bauvorbescheid der Stadt Wülfrath an, der dem Verein grundsätzlich erlaubt, dort sein Tierschutzzentrum zu errichten.

Gegen das Tierschutzzentrum ist er, weil er vor allem den Lärm fürchtet, den die Hunde seiner Meinung nach verursachen werden: „Das wird ein unheimlicher Lärm werden.“ Wenn einer anfange zu bellen, machten die anderen mit. Auch Gerüche würden nicht vermeidbar sein. Er genieße bisher die Ruhe und die Natur, das sieht er durch das Tierschutzzentrum gefährdet.

Ähnlich sieht es ein weiterer Nachbar, der nach eigenen Angaben nicht klagen kann, weil er auf der Wuppertaler Seite der Stadtgrenze wohnt. Auch er erwartet eine erhebliche Lärmbelastung, eine Geruchsbelästigung und zudem mehr Verkehr in der kleinen Siedlung. Und ist ebenso der Meinung, dass das Konstrukt des Kooperationsvertrags rechtlich nicht haltbar ist: „Das ist eine enge Kiste.“ Er meint zudem, dass es auch bei der Diakonie Zweifel an dem Vorhaben gebe.

Die Pechpfoten-Vorsitzende Anke Süper reagiert dagegen gelassen auf die Klage: „Bisher sagen uns alle Juristen, der kann euch nichts.“ Die Idee der Zusammenarbeit sei auch nicht vorgeschoben, sondern fester Plan: „Eine Mitarbeiterin macht derzeit eine Ausbildung in tiergestützter Therapie.“ Zudem wollten sie weitere Möglichkeiten entwickeln. Sie vermutet, dass jemand schlechte Stimmung gegen das Tierschutzzentrum machen will.

Auch die Bergische Diakonie widerspricht den Äußerungen der Nachbarn: Der Kooperationsvertrag sei „Grundlage zur Entwicklung einer engen Form der Zusammenarbeit“, erklärt Sprecherin Renate Zanjani. Es sollten „mit der Entwicklung des Gesamtvorhabens weitere Vereinbarungen konkretisiert werden“.

Und sie widerspricht der Vorstellung, es könne Zweifel an dem Vorhaben geben: „Natürlich ist das ein wunderbares Konzept, um unseren Klientinnen und Klienten weitere Möglichkeiten der Tagesstrukturierung und verantwortungsvollen Beschäftigung anbieten zu können.“

Hintergrund

Das Haus auf dem Gelände hat bereits ein neues Dach und mehrere neue Fenster. Die Arbeiten seien möglich, weil es sich um eine Sanierung des Bestands handle, erklärt Anke Süper. Für die Umgestaltung der Freifläche und die Aufstellung von Büro-Containern als Hunde-Unterkunft brauche der Verein noch eine Baugenehmigung.

Lesen Sie auch: “Lieber Gold am Po statt nirgendwo“ - Satiremagazin extra 3 nimmt Wuppertals Bänke aufs Korn

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