Ranking

In der Wuppertaler City fehlen Bäume

Die Amberbäume an der Alten Freiheit wurden kürzlich gefällt.
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Die Amberbäume an der Alten Freiheit wurden kürzlich gefällt.

Stadt liegt in einem bundesweiten Ranking auf dem letzten Platz.

Von Alina Komorek

Wuppertal. Wer in den vergangenen Tagen vor den City-Arkaden entlanggegangen ist, hat vielleicht die Amberbäume, die dort bis Ende Februar noch standen, vermisst. Diese hat die Stadt Wuppertal gefällt, um für die Bauarbeiten in der Innenstadt die Rettungswege zu sichern und für die Zeit des Fernwärmeausbaus außerdem Wege für Passanten und den Lieferverkehr frei zu halten.

An immer mehr Ecken der Innenstadt fehlt es an Bäumen: Seit der Umgestaltung des Walls ist dieser nicht mehr begrünt, den Von-der-Heydt-Platz ziert weniger Grün – dort glänzt und leuchtet es nun vielmehr goldig. Die Gründe, die die Stadt für die Fällungen und die ausstehenden Nachpflanzungen aufführt, sind auch verständlich: Schließlich ist es im Sinne des Klimaschutzes, die Fernwärme in der Innenstadt zu nutzen, und auch der Busverkehr braucht Platz, wenn er über den Wall fährt.

Ulrich T. Christenn (Grüne), Vorsitzender des Umweltausschusses, findet es nicht nachvollziehbar, dass der Innenstadt gerade so viele Bäume verloren gehen. Denn abgesehen von den ökologischen Folgen sei das Fällen von Bäumen eine teure Angelegenheit: „Wenn wir einen Baum fällen, kostet das 5000 bis 6000 Euro – und es verändert das Stadtbild.“

An der Alten Freiheit kommt es zum Konflikt mit der Fernwärme

An der Alten Freiheit komme es zum Konflikt mit der Fernwärme, die ja ein Schritt hin zu grüner Energieversorgung sein soll. Da die Arbeiten dort andauern könnten, sieht Christenn eine Möglichkeit in mobiler Bepflanzung für den Sommer: „Bis die Arbeiten fertig sind, müssen wir die Kröte schlucken.“ Für den Wall wiederum wünscht sich der Vorsitzende des Umweltausschusses eine umfassende Herangehensweise: „Da brauchen wir eine gesamtplanerische Gestaltung – und keine kurzfristigen Lösungen.“

Thomas Kring (SPD), Elberfelder Bezirksbürgermeister, beurteilt das (fehlende) innerstädtische Grün vor dem Hintergrund langfristiger Planungen: „Wir haben einen Plan, der die Innenstadt grüner machen soll.“ Ihm geht es auch um die Weiterentwicklung von Flächen und darum, dass für neue Bäume schon bei der Bepflanzung optimale Bedingungen eingeplant werden. Kring zählt dabei erhöhte Versickerungsmöglichkeiten und größere Wasserreservoirs auf. Zu den jüngsten Fällungen an der Alten Freiheit sagt er: „Die Fernwärme-Strategie ist für das Klima sehr entscheidend“, erklärt aber auch, dass die gleiche Anzahl neuer Bäume geplant ist, die „in der Perspektive sogar besseres Grün bietet“. Zum Wall erklärt der Bezirksbürgermeister: „Den würden wir uns alle etwas attraktiver vorstellen.“ Doch an dieser Stelle müsse zunächst ein Mobilitätskonzept für die Straße feststehen, bevor die Erneuerung der Begrünung endgültig geplant werden könne.

Wesentlich kritischer äußert sich Michael Felstau zu den Fällungen und dem Fehlen von innerstädtischem Grün. Er engagiert sich in den Initiativen Talbuddeln, die in Wuppertal neue Bäume pflanzt, und Wuppertals Urbane Gärten. Wenn ein hochgewachsener Baum gefällt wird, hat das nach Angabe von Felstau langfristige Negativfolgen. Zu den Neupflanzungen, die die gefällten Amberbäume an der Alten Freiheit ersetzen sollen, sagt er: „Es dauert Jahre bis Jahrzehnte, bis der Schatten und die Temperatursenkung zurückkommen.“ Denn Bäume spendeten nicht nur Schatten an heißen Tagen, sondern senkten die Temperatur auch um bis zu sechs Grad.

Außerdem seien Bäume wichtig für die Tierwelt: „Gerade in der Innenstadt haben wir viele Spatzen – die brauchen einen Unterschlupf.“ Felstau empfiehlt, innerstädtische Bebauung und Umgestaltung vom bestehenden Grün aus zu denken: „Ohne Grün ist die Stadt nur eine Steinwüste.“ Denn auch ohne die Fällungen würden die Wurzeln der Bäume bei Bauarbeiten beschädigt. Felstau weist darauf hin, dass an der Alten Freiheit weniger neue Bäume gepflanzt werden sollen als kürzlich gefällt wurden – dafür aber mehr Grün drumherum ergänzt werden soll. Zu exotisch sollten die Neupflanzungen aber nicht sein, damit die heimischen Tiere in den Bäumen auch ein neues Habitat finden.

Für den Wall hat Felstau aus dem Stegreif einige Ideen: „Der Wall wäre ein wunderbares Begrünungsprojekt. Die Straße ist breit, da passen einige Bäume hin.“ Ein weiterer Vorschlag sei eine Vertikalbegrünung: „Wien macht das auch“, sagt er und führt außerdem an, dass unterhalb des Walls der Mirker Bach entlangläuft, den man – auch wenn es utopisch klinge – auch wieder nach oben holen könne: „So würde eine blau-grüne Infrastruktur geschaffen.“ Doch auch hier seien die vielen Leitungen im Weg, die unterhalb des Walls gelegt wurden.

Schlusslicht

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung hat jüngst den Bestand in den 23 größten Städten Deutschlands analysiert. Während Wuppertal mit zwei Straßenbäumen auf 100 Meter an öffentlichen Straßen das Schlusslicht bildet, stehen in Karlsruhe neun, im Durchschnitt sind es vier.

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