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Dunkel, trostlos und schlecht einsehbar: Wuppertaler haben Angst auf Plätzen
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Die Stadt Wuppertal hat eine Umfrage zum Sicherheitsgefühl in der Stadt durchgeführt.
Von Anne Palka
Wuppertal. Auf 36 Plätzen in Wuppertal haben Menschen Angst: Das ist das Ergebnis einer Umfrage zum Sicherheitsgefühl, die die Stadt durchgeführt hat. Grund für ein schlechtes Bauchgefühl kann eine schlechte Beleuchtung sein, eine schlechte Einsehbarkeit und dadurch fehlende soziale Kontrolle, die Nutzung durch andere Gruppen wie laut feiernde Jugendliche oder Angehörige der Trinker- und Drogenszene. Das „AngstFreiRaum-Konzept“ wird alle zwei Jahre aktualisiert. Zuletzt wurden 31 Angsträume gezählt, fünf Stück weniger als jetzt.
Petra Mahmoudi vom Sozialamt betont, dass das Sicherheitsgefühl nicht mit der tatsächlichen Sicherheit auf einem Platz zusammenhängt. Dafür hat sie mit dem Ordnungsamt und der Polizei über die Plätze gesprochen, die in der Umfrage genannt wurden. Ein Beispiel sei der Völklinger Platz, in dessen Nähe die Diamorphinambulanz ist, bei der heroinabhängige Menschen den Ersatzstoff erhalten. „Anwohner haben sich beschwert, dass sich Menschen mit Drogenproblemen auf dem Platz aufhalten, dass der Handel dort floriere.“ Es hätten Kontrollen stattgefunden, die diese Befürchtung aber nicht bestätigten.
Wuppertaler haben Angst: Der Berliner Platz wird derzeit umgestaltet
Bisher wurden die Plätze mit einem bis zu vier Sternen bewertet, von „leicht angstbesetzt“ bis „extrem angstbesetzt“. Diese Einstufung wurde nun abgeschafft, sagt Petra Mahmoudi, denn sie signalisiere eine Vergleichbarkeit, die nicht gegeben sei. „Der Deweerthsche Garten wird tagsüber von ganz unterschiedlichen Gruppen genutzt und positiv wahrgenommen. Über die Nacht kommen Beschwerden von Anwohnern.“ Öffentliche Plätze und ihre Nutzung seien im Wandel, besonders in der Corona-Pandemie habe sich viel verändert. Eine Zeit lang waren Treffen verboten, die Innenstädte menschenleer; eine Zeit lang waren Einrichtungen geschlossen, Plätze unter freiem Himmel wurden zu Treffpunkten.
„Sicherheit im öffentlichen Raum, sich angstfrei bewegen zu können, ist eine Grundbedingung für Teilhabe am öffentlichen Leben“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. Wuppertals Bundestagsabgeordnete Anja Liebert (Grüne) findet, dass sich die Stadtentwicklung ändern muss, bisher herrsche oft die männliche Perspektive vor. „Ein schlecht beleuchteter Tunnel mag in den Augen eines Mannes vielleicht nur ärgerlich sein, ein paar Lampen und gut ist. Frauen werden aber oft gar nicht in die Planungen einbezogen, dabei laufen sie – mehr Licht hin oder her – im Zweifelsfall ohnehin lieber einen Umweg.“
Das „AngstFreiRaum-Konzept“ Wuppertals sei eine gute Grundlage, um bauliche Maßnahmen gegenüber Fördergebern zu begründen, sagt Sozialdezernent und Kämmerer Stefan Kühn. So wird der Berliner Platz derzeit mit Städtebauförderung umgestaltet, hat vor wenigen Wochen zum Beispiel neue Laternen für eine bessere Beleuchtung bekommen. Die Umgestaltung solle „eine bessere Aufenthaltsqualität für die unterschiedlichen Menschen und Nutzungsinteressen“ schaffen, steht im aktuellen „AngstFreiRaum-Konzept“. Ein Beispiel sei die neue Straßenkunst-Galerie am Schöneberger Ufer.
Nicht nur der Berliner Platz wurde in der städtischen Umfrage als Angstraum benannt. Auch der Karlsplatz, Döppersberg, der Spielplatz am Vohwinkeler Stationsgarten und der Alte Markt werden größtenteils negativ bewertet. Einige Plätze werden von unterschiedlichen Personen negativ oder positiv angesehen, zum Beispiel die Hardt, der Platz der Republik, der Deweerthsche Garten und der Nordpark.
Beispielsweise am Karlsplatz und Berliner Platz, im Zentrum von dicht besiedelten Stadtteilen, erfassen Polizei und Ordnungsamt tatsächlich mehr Kriminalität als auf anderen Wuppertaler Plätzen, berichtet Petra Mahmoudi, aber „im Vergleich mit anderen Städten sind wir im grünen Bereich.“ Das Angstraumkonzept wird seit 2008 erstellt und weiterentwickelt. Erstmals war nun auch Teil der Umfrage, auf welchen Plätzen Wuppertaler sich sicher fühlen. Dort wurde unter anderem der Bayer-Park in Heckinghausen genannt – der früher als Angstraum galt. Er wurde umgestaltet, Bäume und Sträucher entfernt, dafür ein urbaner Garten und ein Fußballplatz errichtet. Nun ist er besser einsehbar und wird stärker genutzt. „Das ist in der Planung mitgedacht worden“, sagt Petra Mahmoudi. Am Görlitzer Platz habe es Gespräche mit Anwohnern gegeben, ein Fest vor Ort, Spielplatzpaten übernehmen nun Verantwortung. „Die Arbeit in den Quartieren ist wichtig“, von Akteuren wie freien Trägern, Bürgerinitiativen und vor allem den Anwohnern, die sich gemeinsam um den Stadtteil und seine Plätze kümmern.
Jeder Platz müsse individuell betrachtet werden, welche Maßnahmen möglich sind. Beispiel des angstbesetzten Karlsplatzes: Er gehört nicht der Stadt, sondern einem privaten Eigentümer.