News-Ticker

„Unsere tägliche Realität“: Helfer bergen Tote aus zerbombtem Wohnhaus im Donbass

Kiew warnt vor einer neuen russischen Offensive – in Kramatorsk wird ein Haus zerbombt. Der News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg.

Update vom 2. Februar, 7.37 Uhr: Der Raketenangriff in Kramatorsk hat nach Polizeiangaben drei Menschen getötet. Etwa 20 Menschen seien bei dem Beschuss eines Wohngebäudes verletzt worden. Unter den Trümmern könnten sich weitere Opfer befinden. „Das ist die tägliche Realität in unserem Land“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Reporter der Nachrichtenagentur AFP sahen zwei aus den Trümmern geborgene Leichen.

Kramatorsk liegt in der heftig umkämpfte Region Donezk. Ihre komplette Einnahme ist eines der wesentlichen Kriegsziele Russlands in der Ukraine. Die Regionen Donezk und Luhansk bilden zusammen die Region Donbass, die wegen ihrer Rohstoffe und Industrie von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist.

Aufnahme vom 1. Februar: das zerstörte Wohnhaus in Kramatorsk

Ukraine-News: Russische Rakete trifft Wohnhaus - „Schwere Zerstörungen“

Update vom 1. Februar, 22.30 Uhr: Offenbar ist eine russische Rakete am späten Abend des 1. Februar in ein Wohnhaus in Kramatorsk eingeschlagen. Das meldet der Kyiv Independent mit Verweis auf Telegram-Kanäle. Es gebe „schwere Zerstörungen“. Die Behörden haben die Berichte noch nicht offiziell bestätigt.

Update vom 1. Februar, 17.45 Uhr: Damit sich die ukrainischen Streitkräfte künftig noch besser als bislang gegen die Angreifer aus Russland verteidigen können, soll der Umfang des Ausbildungseinsatzes der EU verdoppelt werden. Demnach sollen weitere 15.000 ukrainische Soldaten ausgebildet werden. So sei das neue Ziel, 30.000 Soldaten in EU-Staaten auszubilden, teilten mehrere EU-Beamte in Brüssel mit. Die Bundeswehr bietet im Rahmen der Mission etwa eine Gefechtsausbildung für Kompanien sowie Taktikübungen für einen Brigadestab und die untergeordneten Bataillonsstäbe an. Auch in Großbritannien werden mithilfe anderer Staaten Tausende Ukrainer ausgebildet.

Ukraine-Krieg: Kiew erwarter „sehr aktive Phase“ der Zusammenstöße mit Putins Soldaten

Update vom 1. Februar, 15.03 Uhr: Laut dem ukrainischen Geheimdienst befindet sich das eigene Militär vor einer „sehr aktiven Phase“ der Zusammenstöße. Für den Februar und März erwarte man schwere Gefechte an den Frontlinien, erklärte der Geheimdienstvertreter Andrii Yusow laut dem militärischen Nachrichtenportal ArmyInform. „Die Situation ist sehr schwierig, der Feind rückt weiter vor“, zitierte das Portal Yusow. Die Verluste des russischen Militärs seien aber höher. Die Motivation der ukrainischen Soldaten, die Ausrüstung und die neuen Waffen würden zudem zu einer Wende führen, betonte der Geheimdienstvertreter.

Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks

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Der Krieg begann Ende Februar mit Angriffen Russlands auf zahlreiche Städte der Ukraine. Die Truppen aus Moskau nahmen frühzeitig auch Kiew, die Haupstadt des Landes, unter Raketenbeschuss. Eine der russischen Raketen wurde als Teil einer Ausstellung vor dem Nationalmuseum für Militärgeschichte platziert. Kurator Pavlo Netesov wollte nach eigener Aussage mit der Ausstellung der zerstörten Ausrüstung die Bewohnerinnen und Bewohner Kiews an die Straßenkämpfe erinnern, die in anderen Städte der Ukraine tobten, von denen die Hauptstadt aber verschont blieb. © Sergei Supinsky/afp
Wolodymyr Selenskyi in Donezk
Eine dieser Städte war Donezk. Im Mai 2022 besuchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die einstige Millionenmetropole und hörte sich dort den Bericht von Frontsoldaten an. In Donezk tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine bereits seit 2014. Seitdem herrscht dort ein von Moskau installiertes Regime, das sich selbst Volksrepublik Donezk nennt. Nach einigen vorübergehenden Waffenstillstandsabkommen ist die Stadt im Südosten nun wieder Ort erbitterterte Kämpfe. © Uncredited/dpa
Menschen suchen Deckung in Lyssytschansk
Es ist vor allem die Zivilbevölkerung, wie diese beiden Kinder und Seniorinnen in Lyssytschansk, die unter dem Ukraine-Krieg leiden. Die Großstadt liegt mitten im Donbass, die seit Kriegsausbruch am schwersten umkämpfte Region in der Ukraine. Die Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht fliehen oder konnten, müssen nun regelmäßig Schutz vor Artilleriebeschuss suchen. © Aris Messinis/afp
Tschassiw Jar, Kleinstadt der Ukraine in der Nähe Lyssytschansk
Unweit von Lyssytschansk liegt die Kleinstadt Tschassiw Jar. Dort räumen Arbeiter die Trümmer eines Hauses von der Straße, das von einer russischen „Hurrikan“-Rakete getroffen wurde. Im Juli 2022 feierte Russland vor allem in der Donbass-Region militärische Erfolge. Zahlreiche Städte und Gemeinden wurden erobert. Die Truppen Wladimir Putins schienen die Ukraine im Sturm zu erobern. © Anatolii Stepanov/afp
brennendes Weizenfeld in der Region Saporischschja
Dieser Mann in Militäruniform ist in einem brennenden Weizenfeld in der Region Saporischschja, während russische Truppen Felder beschießen, um die örtlichen Landwirte an der Getreideernte zu hindern. Die Ukraine auszuhungern und die Ernte zu stehlen, war von Anfang an Teil der russischen Strategie © Uncredited/dpa
Das sechsmonatige Jubiläum im August war ein trauriger Abschnitt im russischen Angriffs-Krieg
Das sechsmonatige Jubiläum des UKraine-Kriegs im August war ein trauriger Abschnitt der russischen Invasion. Doch die ukrainischen Streitkräfte leisteten mit Herz und allen Mitteln weiter Widerstand und feierten ihre Nation, wie hier mit Drohne und ukrainischer Flagge über dem „Monument des Mutterlands“ in Kiew. © Dimitar Dilkoff/afp
Hier wurde im September in der Stadt Kupiansk in der Kharkiv Region eine Brücke bombadiert
Im September begannen die Truppen Wladimir Putins, die Infrastruktur der ukrainischen Städte unter Beschuss zu nehmen. In der Stadt Kupiansk in der Region Kharkiw bombardierte Moskau eine Brücke. An vielen anderen Städten versuchten die russischen Streitkräfte, die Energieversorgung zu stören. © Yasuyoshi Chiba/afp
Statt eines kurzen Angriffskriegs, den der russische Präsident Wladimir Putin geplant hatte, dauert der Krieg immer noch an.
Weil die Erfolge in der Ukraine ausblieben, benötigten die russischen Truppen immer mehr Rekruten für die Front. Präsident Wladimir Putin verkündete deshalb eine Teilmobilisierung im eigenen Land. Tausende junger Männer mussten sich wie dieser Mann in der Stadt Kineschma von ihren Müttern verabschieden und in den Ukraine-Krieg ziehen. © Vladimir Smirnov/imago
Hier sieht man Putin bei einer Ansprache auf einem großen Screen auf dem Roten Platz anlässlich der Annexion von vier Regionen der Ukraine, die von russischen Truppen im September besetzt waren
Im Osten der Ukraine schuf Wladimir Putin Ende September Tatsachen. Vier Regionen des Landes, die zuvor ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, wurden annektiert. Anlässlich der Gebietsgewinne richtete sich Putin in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung Russlands. Zumindest auf dem Roten Platz in Moskau wurde Putins Rede frenetisch bejubelt. © Alexander Nemenov/afp
Nach der Explosion eines Lastwagens in der Nähe von Kertsch am 8. Oktober 2022 steigt schwarzer Rauch aus einem Feuer auf der Brücke von Kertsch auf
Nach der Explosion eines Lastwagens in der Nähe von Kertsch am 8. Oktober 2022 steigt schwarzer Rauch aus einem Feuer auf der Brücke von Kertsch auf. Sie ist die einzige Landverbindung zwischen Russland und der annektierten Krim-Halbinsel. Russland versprach, die Täter zu finden, ohne die Ukraine sofort zu beschuldigen. © Uncredited/afp
Ukrainische Artilleristen feuern eine 152-mm-Schleppgeschütz-Haubitze (D20) auf eine Stellung an der Frontlinie in der Nähe der Stadt Bakhmut in der ostukrainischen Region Donezk Ende Oktober während des russischen Einmarsches in die Ukraine
Ebenfalls im Oktober gelingt es der Ukraine, an vielen Frontabschnitten vorzurücken. Das gelingt den Streitkräften vor allem dank der Unterstützung aus dem Westen, die immer mehr schweres Gerät in den Konflikt liefert. Hier feuern ukrainische Artilleristen eine 152-mm-Schleppgeschütz-Haubitze (D20) auf eine Stellung an der Frontlinie in der Nähe der Stadt Bakhmut in der ostukrainischen Region Donezk ab. © Dimitar Dilkoff/afp
Ein Einwohner von Cherson hebt seinen Daumen zur Unterstützung der Ukraine auf dem Hauptplatz der Stadt nach der Befreiung von den russischen Besatzern
Mitte November gelingt den ukrainischen Truppen ein großer Erfolg. Sie können die Hafenstadt Cherson im Südosten des Landes zurückerobern. Die Millionenmetropole besitzt neben hohem strategischem auch symbolischen Wert im Kampf gegen Russland. Ein Bewohner feiert die Befreieung mit erhobenem Daumen im Zentrum der Stadt. © Celestino Arce Lavin/dpa
An diesem Tag hielt die Welt den Atem an: Eine Luftaufnahme zeigt den Ort, an dem am 15. November 2022 zwei Männer im ostpolnischen Dorf Przewodow, nahe der Grenze zur kriegszerstörten Ukraine, durch einen Raketeneinschlag getötet wurden
An diesem Tag hielt die Welt den Atem an: Eine Luftaufnahme zeigt den Ort, an dem am 15. November 2022 zwei Männer im ostpolnischen Dorf Przewodow, nahe der Grenze zur kriegszerstörten Ukraine, durch einen Raketeneinschlag getötet wurden. Russland attackierte die Ukraine mit einem massiven Angriff auf die zivile Infrastruktur, wodurch Millionen von Haushalten ohne Strom blieben. Unmittelbar nach dem Vorfall gab es Befürchtungen, dass es sich um eine neue Eskalation des Konflikts handeln könnte, doch am 16. November 2022 gab Polen bekannt, dass das Geschoss wahrscheinlich von der ukrainischen Luftabwehr stammte. Diese Theorie wurde dann auch von Washington bestätigt. © Wojtek Radwanski/Damien Simonart/afp
ein Werk des britischen Straßenkünstlers Banksy auf einer mit Schnee bedeckten Panzerabwehrkonstruktion
Auch Banksy besuchte die Ukraine inmitten des Krieges. Ein am 17. November 2022 aufgenommenes Foto zeigt ein Werk des britischen Straßenkünstlers auf einer mit Schnee bedeckten Panzerabwehrkonstruktion auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Ukraine sich auf einen Winter des Krieges einstellen wird müssen. © Sergei Supinsky/afp
Dmitri Schewtschenko, Mitarbeiter von Rosenergoatom, inspiziert einen Tank mit destilliertem Wasser, um den Betrieb des vierten Blocks des Kernkraftwerks Saporischschja zu gewährleisten
Weitere harte Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur. Sogar Kernkraftwerke werden zum Ziel russischer Raketen. Dmitri Schewtschenko, Mitarbeiter von Rosenergoatom, inspiziert einen Tank mit destilliertem Wasser, um den Betrieb des vierten Blocks des Kernkraftwerks Saporischschja zu gewährleisten, der durch Beschuss im Zuge der russischen Militäroperation in der Ukraine in Enerhodar beschädigt wurde. © Alexey Kudenko/imago
Eine Frau spielt Gitarre in einer Kneipe während eines Stromausfalls in Lemberg am 2. Dezember 2022
Kleine Momente des Glücks im Wahnsinn des Krieges: Eine Frau spielt Gitarre in einer Kneipe während eines Stromausfalls in Lemberg am 2. Dezember 2022, als die Stadt nach den jüngsten massiven russischen Luftangriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur von einem geplanten Stromausfall betroffen ist. © Yuriy Dyachyshyn/afp
Hier trifft sie auf den Heiligen Mykola (Heiliger Nikolaus) am 19. Dezember 2022 in Cherson, inmitten der russischen Invasion in der Ukraine
Für einen Augenblick darf dieses Mädchen einfach Kind sein. Hier trifft sie auf den Heiligen Mykola (Heiliger Nikolaus) am 19. Dezember 2022 in Cherson, inmitten der russischen Invasion in der Ukraine © Dimitar Dilkoff/afp

Ukraine-Krieg: Putins Truppen greifen Bachmut an

Update vom 1. Februar, 12.55 Uhr: Russische Truppen haben in der Region Bachmut innerhalb von 24 Stunden mehr als 150 Attacken gefahren. Dabei seien 360 russische Soldaten getötet und 290 weitere verletzt worden. Das teilte nun ein Militärsprecher im Sender Suspilne mit. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Kampf um Bachmut: Russland meldet Einkreisung der Stadt

Update vom 1. Februar, 10.29 Uhr: Auch wenn US-Militäranalysten Zweifel haben: Russland vermeldet die Einkreisung Bachmuts. „Unsere Streitkräfte dringen in die Stadt ein“, teilte laut Tass Yan Gagin im russischen Staats-TV. Gagin ist Berater des pro-russische Separatistenführer Denis Puschilin. Die russischen Soldaten konzentrierten sich jetzt darauf, die Autobahn zwischen Bachmut und Chassiw unter ihre Kontrolle zu bringen um die ukrainische Truppenversorgung zu unterbrechen, so Gagin weiter.

Bachmut in der Region Donezk, die Russland nach eigenen Angaben annektiert hat, ist für Moskau von strategischer Bedeutung. Die Stadt gehört zum ukrainischen Verteidigungswall vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Die Einnahme des Gebiets wäre ein bedeutender Schritt hin zur Eroberung des gesamten Donbass - eines der Kriegsziele des Kremls.

Ein russischer Soldat schießt eine Giatsint-B 152 mm Haubitze in Richtung ukrianischer Stellungen ab. (Archiv)

Ausreise im Ukraine-Krieg: Ukrainischer Grenzschutz veröffentlicht Zahlen

Update vom 1. Februar, 10.12 Uhr: Der ukrainische Grenzschutz hat seit Kriegsbeginn mehr als 13.000 Ukrainer an der Ausreise gehindert. Mehr als 9100 Personen seien an der grünen Grenze festgenommen worden, der Großteil von ihnen an den Grenzabschnitten zu Rumänien und Moldau, teilte Behördensprecher Andrij Demtschenko mit.

Im Rahmen der allgemeinen Mobilmachung wurde im Februar 2022 für wehrpflichtige Ukrainer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren ein Ausreiseverbot mit wenigen Ausnahmen verhängt.

Kampf um Bachmut: US-Militärexperten glauben nicht an russischen Überraschungsschlag

Update vom 1. Februar, 9.39 Uhr: Fällt Bachmut bald an die Russen? Das US-Institus für Kriegsstudien (ISW) hat Zweifel daran. Trotz des Näherrückens auf die seit Monaten umkämpfte ostukrainische Stadt halten deren Militärexperten eine überraschende Einkreisung für „extrem unwahrscheinlich“.

Russische Offensive im Frühjahr: Kiew erwartet „wichtigste Kämpfe

Update vom 1. Februar, 8.33 Uhr: „Russland bereitet sich auf die maximale Eskalation vor“: Olexij Danilow, Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats, erwartet eine neue russische Offensive - und schließt sogar den Beginn in den nächsten zwei bis drei Wochen nicht aus.

Er glaube, „dass die wichtigsten Kämpfe noch bevorstehen und in diesem Jahr, in den nächsten zwei bis drei Monaten stattfinden werden“, sagte er in einem nun im britischen Sky News ausgestrahlten TV-Interview. Danilow schätzte die Zahl der in der Ukraine kämpfenden Soldaten auf etwa 320.000. Etwa die Hälfte davon könnte an der neuen Offensive teilnehmen, warnte er.

Russland räumt im Ukraine-Krieg ein: Mehr als 9000 Männer fälschlicherweise mobilisiert

Update vom 1. Februar, 6.42 Uhr: Moskau hat eingeräumt, seit dem vergangenen Herbst mehrere Tausend Männer zu Unrecht für den Ukraine-Krieg in die Armee eingezogen zu haben. „Mehr als 9000 Bürger, die unrechtmäßig mobilisiert wurden, wurden zurück nach Hause gebracht – darunter auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf keinen Fall hätten einberufen werden dürfen“, sagte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin.

Kritische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass bei der von Putin angeordneten Mobilmachung noch deutlich mehr Menschen gesetzeswidrig rekrutiert wurden – und möglicherweise nie zurückkehrten. Insbesondere in den ersten Wochen wurden vielerorts chaotische Zustände in den Kreiswehrersatzämtern geschildert. Diese hatten landesweit insgesamt 300.000 Männer für die Front einzogen.

Menschenrechtler werfen Ukraine Einsatz von Landminen vor

Update vom 31. Januar, 21.52 Uhr: Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg den Einsatz verbotener Landminen vor. Kiew müsse den „mutmaßlichen Einsatz Tausender Antipersonenminen durch die eigene Armee“ in und um die im September nach russischer Besatzung zurückeroberte Stadt Isjum untersuchen, erklärte HRW am Dienstag. Die ukrainische Regierung machte die russische Invasion für das „Problem“ mit Minen verantwortlich, die UNO sprach sich für eine Untersuchung aus.

HRW erklärte, durch den Einsatz sogenannter Schmetterlingsminen seien in der Region um Isjum mindestens 50 Zivilisten, darunter fünf Kinder, verletzt worden. Russland habe seinerseits „wiederholt Antipersonenminen eingesetzt“ und in der gesamten Ukraine „Gräueltaten begangen“, sagte der HRW-Waffenexperte Steven Goose. Dies rechtfertige aber nicht den Einsatz „verbotener Waffen“ durch die Ukraine.

HRW befragte bei einer Untersuchung in der Region Isjum zwischen dem 19. September und 9. Oktober 2022 eigenen Angaben zufolge mehr als 100 Augenzeugen und identifizierte elf Minen-Opfer. Aus Gesprächen von HRW mit Angestellten im Gesundheitsbereich gehe allerdings hervor, dass etwa 50 Zivilisten während oder nach der russischen Besatzung durch Minen verletzt worden und der Hälfte von ihnen daraufhin Gliedmaßen amputiert worden seien.

Russische Truppen verwandeln Bachmut in „totale Ruine“: „Machen es dem Erdboden gleich“

Update vom 31. Januar, 18.51 Uhr: Russische Truppen haben die ostukrainische Stadt Bachmut in eine „totale Ruine“ verwandelt. Das berichtete der Leiter der Militärverwaltung der Region Donezk, Pavlo Kyrylenko, am Dienstag. In den vergangenen Stunden seien zwei Menschen getötet worden, darunter ein minderjähriger Junge, schrieb Kyrylenko via Telegram. Vier Zivilisten seien verwundet worden, fügte er hinzu.

„Die Russen machen Bachmut dem Erdboden gleich und töten jeden, den sie erreichen können. Wir dokumentieren sorgfältig alle Kriegsverbrechen. Sie werden für alles zur Rechenschaft gezogen werden“, schrieb er auf Telegram.

Update vom 31. Januar, 16.13 Uhr: Russland hat zugegeben, seit dem vergangenen Herbst mehrere Tausend Männer zu Unrecht für den Ukraine-Krieg in die Armee eingezogen zu haben. „Mehr als 9000 Bürger, die unrechtmäßig mobilisiert wurden, wurden zurück nach Hause gebracht - darunter auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf keinen Fall hätten einberufen werden dürfen“, sagte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow bei einem Treffen mit Putin. Landesweit wurden rund 300.000 Männer für die Front einzogen.

Kritische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass bei der von Putin angeordneten Mobilmachung noch deutlich mehr Menschen gesetzeswidrig rekrutiert wurden - und möglicherweise nie zurückkehrten. Insbesondere in den ersten Wochen wurden vielerorts chaotische Zustände in den Kreiswehrersatzämtern geschildert. Auch Generalstaatsanwalt Krasnow attestierte den Militärstrukturen seines Landes nun rückblickend „eine Masse an gravierenden Problemen“.

Am Dienstag (31. Januar) wurde auf Telegram zudem eine Videobotschaft verbreitet, die Ehefrauen und Mütter von mobilisierten Russen an Putin richteten. Die Frauen aus der fernöstlichen Region Primorje beklagen darin, dass es ihren Männern an Ausrüstung und Medikamenten fehle. Außerdem gebe es keine Hygieneprodukte, es grassierten Läuse und Krätze.

„Bis an die Zähne bewaffnet“: Putins Truppen setzen wohl Panzerzug gegen ukrainische Armee ein

Update vom 31. Januar, 15.02 Uhr: Das russische Verteidigungsministerium hat darüber informiert, dass im Kriegsgebiet in der Ukraine ein „bis an die Zähne bewaffneter“ Panzerzug eingesetzt werde. Der Panzerzug sei nach dem Fluss Wolga benannt, seine Besatzung solle für die technische Aufklärung und Minenräumung eingesetzt werden - aber auch militärische Ziele in der Luft und am Boden zerstören. Die Soldaten hätten dort einfache Schusswaffen, aber auch großkalibriges Gerät.

„Dieser gewaltige Rüstungskomplex ermöglicht es den Soldaten, sogar unter den schwierigsten Bedingungen zu arbeiten“, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. „Das ist ein echter Panzerzug, bis an die Zähne bewaffnet.“

Ukraine-News: Russland meldet Einnahme von Dorf bei Bachmut

Update vom 31. Januar, 14.23 Uhr: Im Ukraine-Krieg haben russische Truppen nach eigenen Angaben das Dorf Blahodatne im Gebiet Donezk vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Das teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Zuvor hatte bereits der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, den Kampferfolg für seine paramilitärischen Einheiten beansprucht.

Der Ort liegt nördlich der derzeit besonders umkämpften Stadt Bachmut. Bestätigt wurde die Einnahme von ukrainischer Seite nicht. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Die russische Armee versucht, Bachmut von Norden und Süden zu umzingeln, um die ukrainische Armee zum Rückzug aus der Kleinstadt zu zwingen. Die Hauptversorgungsroute nach Nordwesten ist weiter unter ukrainischer Kontrolle.

Ukraine soll Einsatz von verbotenen Landminen aufklären

Update vom 31. Januar, 12.18 Uhr: Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert den breitgefächerten Einsatz verbotener Landminen in der Ukraine - auch durch die Ukraine selbst. „Die Ukraine sollte den mutmaßlichen Einsatz tausender mit Raketen abgefeuerter Antipersonenminen durch ihr eigenes Militär in und um die ostukrainische Stadt Isjum untersuchen“, heißt es in einer Mitteilung. Zugleich kritisiert die NGO auch das russische Militär für das Auslegen solcher Minen. Isjum war von April bis September von Putins Truppen besetzt.

Human Right Watch geht es um die Streuung sogenannter Antischützenminen durch Raketen oder Artillerie. Diese Minen könnten nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterscheiden, erklärt Steve Goose, der Direktor der Abteilung Waffen. „Die russischen Streitkräfte haben wiederholt Antipersonenminen eingesetzt und im ganzen Land Gräueltaten begangen. Das rechtfertigt jedoch nicht den ukrainischen Einsatz dieser verbotenen Waffen.“ Die Minen würden zur Vertreibung von Zivilisten führen, die Landwirtschaft und die Lieferung humanitärer Güter behindern.

Das Abkommen zum Verbot von Antipersonenminen wurde 1997 beschlossen, die Ukraine ist 1999 beigetreten und hat es 2005 ratifiziert. Russland ist dem Vertrag nicht beigetreten, verstößt laut Human Right Watch wegen der wahllosen Wirkung der Minen aber trotzdem gegen das Völkerrecht.

Geheimdienst-Bericht: Russlands Armee im Ukraine-Krieg derzeit mit wenig Chancen

Erstmeldung vom 31. Januar: Donezk/London – Russland hat sich mit dem Ukraine-Krieg überschätzt - zu diesem Schluss kamen Militärexperten schon wiederholt, seit Kremlchef Wladimir Putin vor fast einem Jahr den Angriff auf das Nachbarland startete. Die Experten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) kamen erst in ihrer jüngsten Analyse zum Schluss, dass Putin nun auch mit seiner wohl geplanten Großoffensive im Frühjahr einen Fehler begehen könnte: Er überschätze womöglich erneut die Fähigkeit seiner Truppen und die Motivation der russischen Soldaten.

Geheimdienst glaubt nicht an Russland-Durchbruch: Aber „realistische Chance“ auf lokale Gewinne

Auch britische Geheimdienstexperten räumen den russischen Truppen derzeit geringe Chancen ein, einen großen Durchbruch in der Ostukraine zu erzielen. Laut dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums versuchten die russischen Kommandeure derzeit mit steigender Vehemenz, im von der Ukraine gehaltenen Teil der Region Donezk vorzurücken. Aus einzelnen Sondierungsangriffen seien in den vergangenen drei Tagen konzentriertere Angriffe geworden, heißt es.

Die Russen würden auf diese Weise versuchen, die ukrainischen Truppen von der immer schwer umkämpften Gegend rund um Bachmut zu verdrängen „Es gibt eine realistische Chance, dass Russland lokale Gebietsgewinne macht“, schreiben Experten des britischen Geheimdienstes. „Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass Russland genügend ungebundene Truppen in dem Gebiet besitzt, um einen bedeutenden Durchbruch zu erreichen.“ (smu/dpa)

Rubriklistenbild: © YASUYOSHI CHIBA/AFP

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