Heftige Kritik
Gewaltverherrlichend und antisemitisch? Bürgermeister Corona-Warn-Video bei umstrittenen Rapper in Auftrag
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In Düsseldorf macht Oberbürgermeister Thomas Geisel einen prominenten Musiker zum Botschafter einer Anti-Corona-Kampagne. Doch seine Wahl geht nach hinten los.
- In Düsseldorf will Oberbürgermeister Thomas Geisel das zumeist jugendliche Partyvolk vor Corona-Gefahren warnen.
- Helfen soll dabei der in der Rheinmetropole aufgewachsene Rapper Farid Bang per Videobotschaft - diese Wahl sorgt für Kritik.
- Jetzt vollzieht der unter Druck geratene SPD-Politiker eine Kehrtwende.
Düsseldorf - Eigentlich wollte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel nur die junge Generation für das Thema Coronavirus* sensibilisieren. Der Plan des SPD-Politikers: Mit prominenter Unterstützung sollte ein Corona-Warn-Video zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Pandemie animieren.
Um den Jugendlichen ins Gewissen zu reden, gewann Geisel den Deutschrapper Farid Bang für sein Projekt. In einem Video rief Farid Bang die Düsseldorfer Partyszene dazu auf, sich beim Feiern an die Corona-Regeln zu halten „Benehmt euch. Hört auf, Unfug zu machen, sonst ziehe ich euch die Ohren lang“, lautete einer der Ratschläge des umstrittenen Musikers.
Deutschlandweit sorgen immer wieder unerlaubte Partys junger Menschen für Ärger. In Germering musste die Polizei in den vergangenen Tagen eine Corona-Party auflösen. Noch krasser war der Fall einer Party in Berlin, wo im Volkspark Hasenheide rund 5.000 Menschen trotz Pandemie feierten.
Schon vor Veröffentlichung des Warn-Videos setzte es massive Kritik an Geisel - allerdings ausschließlich wegen der Wahl seines prominenten Botschafters für den wohlgemeinten Appell. Düsseldorfs Oberbürgermeister hielt trotzdem an seinem Vorhaben fest und ließ das Corona-Warn-Video auf den Social-Media-Kanälen der Stadt veröffentlichen.
Düsseldorf: Oberbürgermeister Geisel lässt Corona-Warn-Video mit Farid Bang löschen
Doch nun besann sich Geisel eines Besseren und vollzog die Kehrtwende. Düsseldorfs Stadtoberhaupt veranlasste die Löschung des Videos, an dem sich Politiker verschiedener Parteien wegen des Mitwirkens des 34-jährigen Farid Bang gestört hatten, auf den offiziellen Homepages und Social-Media-Auftritten der Rheinmetropole.
In einem Facebook-Statement schreibt Geisel: „Das Video wurde inzwischen auf den städtischen Seiten gelöscht und ist nur noch auf der Seite von Farid Bang zu sehen. Ich bin damit dem Willen der Fraktionen gefolgt.“
Der Sozialdemokrat verteidigt weiterhin seine Entscheidung: „Bei aller – berechtigten – Kritik an der Person von Farid Bang sehe ich keinen Anlass für eine Entschuldigung.“
Zwar seien auch Geisel die „teilweise widerwärtigen Texte“ des Rappers ein Dorn im Auge. Jedoch habe sich der in Düsseldorf aufgewachsene Farid Bang andererseits auch schon mehrfach in seiner Heimatstadt wohltätig betätigt, betonte der Politiker.
Video: Stadt Düsseldorf setzt Farid Bang für Corona-Appell ein
Wegen seiner häufig frauenfeindlichen, gewaltverherrlichenden und antisemitischen Texte steht Farid Bang immer wieder in der Kritik. Im Jahr 2018 löste eine Liedzeile eines gemeinsam mit Kollegah aufgenommenen Songs des Rap-Duos eine bundesweite Antisemitismusdebatte aus, die in der Abschaffung des Musikpreises Echo gipfelte, für den die beiden Musiker damals nominiert waren. Zudem verloren Farid Bang und Kollegah ihren Plattenvertrag. (kh) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes