Ein Jahr nach der „Zeitenwende“ schlägt die Wehrbeauftragte Alarm. Es mangele der Armee an „allem“, warnt Eva Högl.
Berlin - Auch mehr als ein Jahr nach Olaf Scholz‘ Zeitenwende ist die Bundeswehr offenbar alles andere als verteidigungsfähig: Auch die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), hat nun noch einmal Alarm geschlagen. Sie will am Dienstag (14. März) ihren Jahresbericht vorstellen.
Schon vorab kritisierte sie aber mangelhafte Ausstattung und Ausrüstung der Armee. „Der Bundeswehr fehlt es an allem“, sagte Högl am Montag dem Sender RTL/ntv. Das betreffe die „persönliche Ausrüstung, kleineres Gerät, Nachtsichtgeräte, Funkgeräte, aber auch das große Gerät“. Die Soldatinnen und Soldaten kämpften „jeden Tag mit dem Mangel“.
Bundeswehr nicht verteidigungsfähig: „Unsere Soldatinnen und Soldaten wissen das“
Das behindere die Ausbildung und die Übungen, sagte Högl weiter. „Die Infrastruktur muss flottgemacht werden, die Kasernen sind in keinem guten Zustand und wir brauchen auch Geld für den laufenden Betrieb, für Personal.“ Es gebe zudem auch bei der Bundeswehr gestiegene Energiekosten. „Also da ist eine ganze Menge, was verbessert werden muss“, betonte die Wehrbeauftragte.
Zur Aussage von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), dass die deutschen Streitkräfte nicht verteidigungsfähig seien, sagte Högl: „Das ist bemerkenswert, dass der Bundesverteidigungsminister das so deutlich formuliert. Und ja, unsere Soldatinnen und Soldaten wissen das und sehen das ganz genauso.“ Högl hatte zwischenzeitlich selbst als Anwärterin auf das Ministerium gegolten.
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Bundeswehr immer noch „blank“? Högl drückt Pistorius die Daumen für Milliarden-Forderung
Mit Blick auf den Streit um den Bundeshaushalt 2024 und die von SPD-Parteigenosse Pistorius geforderten zehn Milliarden Euro mehr für die Truppe sagte Högl: „Ich weiß auch nicht, wie das ausgeht, aber das ist erst mal eine realistische Forderung.“ Die Bundeswehr brauche das Geld. Sie drücke dem Minister „die Daumen, dass er sich durchsetzt“.
Schon kurz nach dem Beginn des russischen Krieges in der Ukraine hatten Bundeswehr-Vertreter in drastischen Worten Mängel angeprangert. Heeresinspekteur Alfons Mais warnte, die Armee stehe „mehr oder weniger blank“ da. Der frühere deutsche Nato-General Egon Ramms beantwortete damals im ZDF- „heute journal“ die Frage, ob die Bundeswehr Deutschland im Zweifelsfall verteidigen könne, denkbar knapp: mit dem Wort „Nein“.
Kanzler Scholz hatte weniger später eine „Zeitenwende“ angekündigt. An der Umsetzung der großen - und mit 100 Milliarden Euro auch kostspieligen - Pläne gibt es allerdings große Kritik. (AFP/fn)
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