Die Suche nach der Wahrheit
Wer verriet Anne Frank? Ex-FBI-Agent arbeitet Cold Case neu auf
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Sie gab Leidenden eine Stimme. Der traurige Fall der Anne Frank ist weltberühmt, dennoch wirft ihr Schicksal auch heute noch Fragen auf. Führte jemand die Nazis zum Versteck der Franks in Amsterdam oder war es nur Zufall? Ein Ex-FBI-Agent will dieses Mysterium jetzt endgültig lösen.
München - Sie versteckten sich so gut wie möglich. Trotz allem spürte die Gestapo die Familie Frank in Amsterdam auf und verschleppte sie ins KZ. Dort starb Anne Frank im Frühjahr 1945 in Bergen-Belsen an Typhus.
Zufall? Für Ex-FBI-Agent Vince Pankoke schwer zu glauben. Der 59-Jährige begibt sich auf die Suche nach der „Wahrheit“. Ein Team aus 19 Experten - darunter frühere Polizisten und Historiker - steht ihm helfend zur Seite. „Ich will nur den letzten Fall meiner Karriere lösen," sagte der Agent im Ruhestand gegenüber dem Guardian.
Liefern neue Dokumente den Durchbruch?
Obwohl der namhafte Fall schon mehrmals auseinandergepflückt wurde, ist Pankoke fest davon überzeugt, neue Entdeckungen präsentieren zu können.
Neue Dokumente seien aufgetaucht, deren Existenz bisher bestritten wurde. Zwar seien viele durch Feuer oder Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen worden, dennoch könnten sie Aufschluss über verschiedene Erklärungslücken geben.
Auch sein „Teamkollege“, der niederländische Filmemacher Thijs Bayens, fühlt sich in der Pflicht, das seltsame Rätsel endlich zu entschlüsseln. "Wir tun das, weil wir fühlen, dass der Fall aufgearbeitet werden muss." Dabei gehe es in keinster Weise darum, jemanden zur Rechenschaft zu ziehen, erzählt Pankoke.
Eine echte Datenflut
Unterstützt wird das schwere Unterfangen von der niederländischen Firma Xomnia, ein Big-Data-Unternehmen, das es ermöglichen soll, auf alle relevanten Informationen zurückgreifen zu können. 20 bis 25 Kilometer an Akten seien im Moment schon gesammelt worden und das sei erst der Anfang, sagte Bayens gegenüber dem Guardian. Auch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam steht unterstützend zur Seite. Die Ermittler erhalten Zugang zum gesamten Archiv.
Wurden Fehler gemacht?
Glaubt man den Aussagen von Pankoke, trägt die niederländische Polizei die Schuld daran, dass alle Untersuchungen bisher im Sande verliefen.
Kurz nach Kriegsende vermutete Annes Vater Otto Frank, dass Wilhelm van Maaren, ein Lagerarbeiter, seine Familie verraten hätte. Jegliche Untersuchungen der niederländischen Polizei im Zeitraum 1948 bis 1963 blieben aber ergebnislos. Seither muss sich die Polizei den Vorwurf gefallen lassen, sich zu früh auf einen Verdächtigen konzentriert zu haben. Auch Pankoke teilt jene Meinung: „Es gab keine wirkliche Aufarbeitung. Ich arbeite mich gerade durch die Akten und es gibt so viele unbeantwortete Fragen.“
Ob das Team um Pankoke tatsächlich der bahnbrechende Durchbruch gelingt, steht in den Sternen. Erste Ergebnisse will das Team 2019 zum 75. Jahrestag der Deportation von Anne Frank offenlegen.