Doku auf ProSieben

Joko und Klaas schreiben TV-Geschichte und zeigen harten Alltag einer Pflegekraft aus Münster

  • Sohrab Dabir
    VonSohrab Dabir
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Wenige Jobs dieser Welt sind so wichtig wie ihre – dennoch steckt ihre Branche in der Krise. Joko und Klaas dokumentierten am Mittwoch die Schicht einer Pflegekraft aus Münster. Das Echo ist gewaltig.

Münster – Seit sieben Jahren ist Meike Ista Pflegerin an der Uniklinik Münster. „Ich wollte schon immer Krankenschwester werden“, erzählt sie. Während sie das sagt, sieht der Zuschauer, wie sich die Pflegekraft für ihre Frühschicht vorbereitet. „Die Arbeit mit den Menschen macht mir Spaß. Man bekommt viel Dank zurück – ein Lächeln. Das macht das ganze so toll.“ Die Menschen vor den TV-Geräten wohnen in diesen Minuten wohl einer einzigartigen Dokumentation bei, wie msl24.de* berichtet.

Joko und Klaas sind nicht nur dafür bekannt, sich mit Blödsinn die Sendezeit zu vertreiben. In der Vergangenheit haben sie immer wieder auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam gemacht. Vor wenigen Monaten ließen sie Frauen erzählen, wie sie Sexismus in Deutschland erfahren. Am Mittwochabend (31. März) haben sie sich einem anderen Thema gewidmet: Den Pflegekräften – und dem Notstand ihres Berufszweiges. Dokumentiert wurde ein Arbeitsalltag einer Frau an der Uniklinik Münster*.

Joko und Klaas (ProSieben): Dokumentation einer Pflegekraft aus Münster

„Zu viele Themen bekommen erst dann den Stellenwert, den sie verdient haben, wenn man die Gelegenheit bekommt, sich in ihr Leben hineinzuversetzen“, sagt Joko Winterscheidt zu Beginn der Sendung auf ProSieben. 15 Minuten Sendezeit sollten sie eigentlich bekommen – doch da dies nicht annähernd reiche, um das Thema Pflegekräfte in Deutschland näher zubringen, bekamen sie ganze sieben Stunden geschenkt.

Per Kamera konnten die TV-Zuschauer die Frühschicht von Meike Ista an der Uniklinik verfolgen. Sie kümmert sich um Kinder, die eine Knochenmarktransplantation benötigen – also um todkranke Patienten. Die Dokumentation lief bei ProSieben unter dem Motto „nicht selbstverständlich“ und sollte auf den Pflegenotstand in Deutschland aufmerksam machen. Ungeschnitten und ungekürzt wurde der Arbeitsalltag der Pflegerin aus Münster gezeigt. Von der Schichtübergabe bis zur Visite bei todkranken Patienten.

Pfleger kommen bei Joko und Klaas (ProSieben) zu Wort

Neben Meike Ista aus Münster kamen auch andere Pfleger während der siebenstündigen Dokumentation von Joko und Klaas* zu Wort. Es sei wichtig darüber zu sprechen, was der Notstand eigentlich für die Pflegekräfte bedeute, die täglich in Deutschlands Kliniken arbeiten, sagt eine Pflegerin. „Wenn sich nichts ändert, werden wir eine Situation erleben, die wirklich dramatisch wird und die ich mir nicht wünsche“, sagt zum Beispiel Alexander Jorde aus Hildesheim. Seit Jahren gelinge es der Politik nicht, die Arbeit entsprechend zu bezahlen und die freien Stellen zu füllen, so der Tenor.

Besonders im Zuge der Coronavirus-Pandemie* wurde intensiv über die Zustände im deutschen Pflegedienst gesprochen. Knappe Intensivbetten, überforderte Pfleger. Die Krise hat die Situationen in den Krankenhäusern noch einmal drastisch verschlimmert. „Wir sind am Rande unserer Kraft“, sagt Alexander Jorde. Die ProSieben-Dokumentation sorgte im Anschluss vor allem auf Twitter unter dem Hashtag #nichtselbstverständlich für zahlreiche Reaktionen.

Twitter-Reaktionen auf ProSieben-Doku von Joko und Klaas

„Starke Aktion, ProSieben! Ein beeindruckendes Zeichen für die Pflege!“, twitterte der Konkurrenz-Sender RTL*. „Was da gerade bei ProSieben passiert, dürfte ein Stück TV-Geschichte sein“, schrieb der Sender arte. Selbst Vizekanzler Olaf Scholz meldete sich per Twitter zu Wort: „Danke Joko und Klaas für diese Sendung“, so der SPD-Politiker, der sich jedoch umgehend mit Kritik konfrontiert sah. „Ich will keine Worte mehr, ich will Taten. Die @spdde ist Teil der Bundesregierung. Du bist Vizekanzler @OlafScholz. Worauf warten wir? Wann, wenn nicht jetzt? Hört auf zu reden. Handelt! Wir haben keine Zeit mehr“, lautete die dramatische Replik von Pfleger Alexander Jorde auf den Tweet des Sozialdemokraten.

Ein solches Echo haben sich Joko und Klaas im Vorfeld erhofft. „Nur mit einer gewissen Lautstärke kommt die Botschaft bei denen an, die die Pfleger bislang überhört haben“, sagt Klaas Heufer-Umlauf und meinte damit wohl auch Gesundheitsminister Jens Spahn*. Was sich Meike Ista aus Münster von dem TV-Projekt erhofft? „Ich wünsche mir, dass die Pflege mehr Anerkennung bekommt und dass jede Pflegekraft nach seinem Dienst zufrieden nach Hause gehen kann.“ (*msl24 und merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.)

Rubriklistenbild: © Henning Kaiser/dpa/picture alliance

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