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Zurück: Als Schiri und als Torhüter
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Jürgen Koppka hat eine lange Leidenszeit hinter sich – dem Fußball bleibt er verbunden.
Von Andreas Dach
Er war nach eigenen Angaben „zutiefst beeindruckt“ gewesen und hatte sich gleich an den PC gesetzt, um dem RGA-Sport eine E-Mail zu schicken. Nachdem Jürgen Koppka unsere Story über Achim Schulz gelesen hatte, formulierte er: „Ein toller Sportsmann, der seinem Sport treu geblieben ist und sich für die Herausforderung als Schiedsrichter entschieden hat.“ Schulz war ein bärenstarker Handballer des WTV gewesen, als ein schwerer Motorradunfall seine Karriere vor mehr als einem Vierteljahrhundert abrupt beendete. Nach langer Leidens- und Rehazeit entschied sich der Wermelskirchener für die Schiedsrichterei, welcher er bis heute treu geblieben ist. Einmal Handballer, immer Handballer.
„Das hat mich beeindruckt“, sagt Koppka. Und wird ein Stück weit auch an seine eigene Leidensgeschichte gedacht haben. Auch wenn es Unterschiede gibt. Er ist Fußballer (statt Handballer). Er hatte Krebs (statt eines schweren Unfalls). Die körperliche und psychische Belastung aber ist gewiss ein wenig vergleichbar. Auch der Lenneper hat sich durch schwierige Zeiten gekämpft, steht heute, im Alter von 66 Jahren, (wieder) als Torhüter und Schiedsrichter auf dem Platz.
Eigentlich hatte Jürgen Koppka mit allem abgeschlossen. Mit dem Fußballspielen, mit dem Pfeifen. Acht Jahre ist das her. „Ein bisschen Sportschau gucken – mehr war da nicht mehr“, berichtet er. „Ich hatte mit nichts mehr am Hut.“ 2015 war das.
Zwei Jahre später, im Oktober 2017, wurde der Speiseröhrenkrebs entdeckt. Ein Schock. „Ich hatte immer Magenschmerzen“, erinnert sich Jürgen Koppka. Zwei Magenspiegelungen später war klar: Krebs. Im November 2017 wurde der Lenneper operiert. Magenverschluss und Speiseröhre wurden entfernt. Der Magen wurde angehoben, ein Trichter daraus gemacht. Medizinisches Können, welches dafür sorgt, dass er sich heute wieder wohlfühlt, Fußball spielt, Partien leitet und zwölf Kilogramm weniger auf die Waage bringt. Doch der Reihe nach . . .
Das zufällige Treffen mit BV-10-Funktionär Berthold Fahl sorgte dafür, dass Koppka ins Fußballgeschäft zurückkehrte. Bei den Gelb-Schwarzen hütet er seit Mitte 2020 das Tor bei den Alten Herren, spielt für die Ü40 und die Ü60. Ein schönes Gefühl, bei Meisterschaften und Turnieren wieder auf dem Platz zu stehen und gebraucht zu werden. Er war über viele Jahre Schlussmann gewesen. Meist beim VfL Lennep beziehungsweise beim 1. FC Lennep. Den Club seines Herzens gibt es leider längst nicht mehr.
„Die Sprüche von früher funktionieren noch immer!“
Jetzt fühlt er sich beim BV 10 wohl und hat seine sportlichen Aktivitäten durch die Schiedsrichterei ergänzt. Nachschulungen, Leistungsprüfungen – innerhalb von acht Jahren hat sich einiges verändert. Man kann sich vorstellen, was für ein erhebendes Gefühl es gewesen sein muss, als ihm im Mai 2022 die Spielleitung in der Frauen-Kreisliga anvertraut wurde. Es war das Spiel zwischen der SG Hackenberg und dem ASV Wuppertal.
Seitdem ist Koppka wieder zurück. Jugendpartien, Testspiele, aber auch Meisterschaftsbegegnungen bei Männern und Frauen. „Ich bin fast jede Woche unterwegs“, sagt er. Allerdings „nur“ noch am Wochenende. „Sonst wäre mir das zu stressig“, gibt er zu. Einmal hat er sogar zwei Begegnungen an einem Tag gepfiffen. Erst haben die Rader gegen die Hackenberger Frauen gespielt, dann bei den Männern der VfB Marathon und die Spvg. Remscheid.
Seelenbalsam für den Mann, der 43 Jahre lang bei der EWR als Vorarbeiter für Störungen und Zählerservice verantwortlich gewesen ist, bevor er im Mai 2020 in den offiziellen Ruhestand eingetreten ist. Koppka, Ehemann und Vater eines Sohnes, hat krankheitsbedingt zwölf Kilogramm abgenommen. Er muss genau auf die Ernährung achten. Currywurst, Pommes und Mayonnaise? Zu fettig. Ein mit Mett belegtes Brötchen? Zu roh. Die Gans zu Weihnachten? Nee, nee. Leckereien, die er gerne zu sich genommen hat, fallen vom Speiseplan. Stattdessen gibt es Salate und viel mit Dinkel und Roggen. Auch beim Alkohol muss Jürgen Koppka, der eine komplette Konfektionsgröße verloren hat, genau aufpassen. Der Alkoholgehalt darf im Höchstfall bei zwölf Prozent liegen. Hin und wieder ein Bierchen, ein Glas Wein oder Sekt – das ist also okay. Freitags, wenn zwischen 18 und 20 Uhr auf WDR 4 die „Oldienacht“ im Radio läuft, gönnt er sich gerne mal ein Alt. Oder zwei.
Am wichtigsten: Koppka ist zurück im Fußballgeschäft. Sogar in doppelter Art und Weise. Längst nicht alle Spielerinnen und Spieler kennen ihn noch. Wie gesagt: Acht Jahre sind im Fußball-Metier eine lange Zeit. Aber alle lernen ihn schnell kennen. Der Lenneper hat festgestellt: „Die Sprüche von früher klappen als Schiedsrichter auch heute noch.“ Und warum hat er solchen Spaß an den Spielleitungen? Die Antwort kommt prompt: „Es geht darum, Entscheidungen alleine zu treffen, um Durchsetzungsvermögen, den Regeln Geltung zu verschaffen, Spaß und sich fit zu halten.“ Willkommen zurück, Jürgen Koppka.
Zur Person
Jürgen Koppka wurde am 27. August 1956 in Remscheid-Lennep geboren. „Da stand das alte Krankenhaus noch“, sagt er ein wenig wehmütig. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und ist nach mehr als vier Jahrzehnten in Diensten der EWR (Bereich: Bau und Unterhaltung) seit einiger Zeit im Ruhestand. Nach einer Krebserkrankung erfüllt er sein großes Hobby Fußball wieder mit Leben. Als Alt-Herren-Torhüter und als Schiedsrichter auf Kreisebene.