Röntgensportclub
Voraussetzung: Seele und viel Herz
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Wer folgt beim Röntgensportclub auf Katharina Tomaszek? – Die Suche gestaltet sich als schwierig.
Feierabend? Hat man nicht, wenn man sich mit so viel Engagement um den Röntgenlauf kümmert. Zumindest dann nicht, wenn man Katharina Tomaszek heißt. An dem Gelingen aller 20 Auflagen hat die heute 68-Jährige mit großem Engagement mitgewirkt. Weit über die Stunden hinaus, für welche sie eine Aufwandsentschädigung bekommen hat. Jetzt ist Schluss. Die frühere Weltklassesportlerin (WM-Bronze im Kajak-Zweiter, Sechste bei den Olympischen Spielen in Montreal) mag nicht mehr. Ist müde. Und hat den runden Geburtstag der Großveranstaltung Ende Januar genutzt, um einen Schlussstrich zu ziehen. Der greift ab dem 1. April 2023 und macht die Vorbereitungen auf den kommenden Oktober nicht einfacher. Ein Nachfolger muss her. Oder eine Nachfolgerin. Doch geht das? Ist das auch nur ansatzweise möglich, jemanden zu finden, der sich mit so viel Seele, Herz und Leidenschaft einbringt?
Die Zukunft wird es zeigen. Doch die Sorgenfalten sind bei den Verantwortlichen des Röntgensportclubs nicht weniger geworden, seitdem der Abschied der gebürtigen Polin beim Dank an die Ehrenamtler vor wenigen Wochen öffentlich gemacht worden ist.
„Ich habe nie auf die Uhr geguckt und Stunden gezählt“, betont die zweifache Mutter und Oma. Nur so war es möglich gewesen, an vielen wichtigen Stellschrauben zu drehen. Jahr für Jahr verantwortlich für 400 Ehrenamtler zu sein. Dabei ist Tomaszek nicht die, die gerne im Mittelpunkt steht. Sie macht(e) ihre Arbeit lieber im Stillen, dafür sehr wirkungsvoll. Dass sie mit allen Ansprechpartnern immer fair und liebenswert umgegangen ist, hat ihr Sympathiepunkte von allen Seiten gebracht.
Anfangs war sie offiziell bei der Stadt angestellt gewesen – – später dann, nach der Gründung des Röntgensportclubs, war sie im Auftrag des Vereins unterwegs gewesen. Viele Jahre in enger Kooperation mit Bernd Fiedler als Chef des Sportamts. Hat mit Sponsoren gesprochen, hat sich um Logos, Anzeigen und Ausschreibungshefte gekümmert. Ihre Netzwerke sind von Jahr zu Jahr größer geworden. Die Vorbereitung der Marathonmesse, das Schreiben von Protokollen, die Zusammenkünfte mit dem Vorstand, mit Läuferinnen und Läufern, mit Vereinen – und damit ist noch nicht einmal ansatzweise ihr kompletter Aufgabenbereich umschrieben.
Im Clemenshammer hat sie die Firmen besucht und gefragt, ob sie ihre Gelände zum Teil wieder für den Halbmarathon zur Verfügung stellen. Mit Anwohnern muss gesprochen werden. Ist es doch nicht selbstverständlich, dass diese Jahr für Jahr Strom und Wasser zur Verfügung stellen. Die Transporte der Kleidersäcke gilt es zu koordinieren, Aufträge an die Fahrer vergeben werden – sagten wir schon, dass es nicht langweilig wird im (früheren) Tätigkeitsbereich der Katharina Tomaszek?
Nach dem Röntgenlauf ist vor dem Röntgenlauf. Sagt sie jedes Jahr. Wobei es ruhigere Phasen gibt. Und hektischere. Ab Juni nehmen die Vorbereitungen meist so richtig Fahrt auf. Dann müssen E-Mails beantwortet werden. Wichtige auch schon einmal an einem späten Samstag oder Sonntag. Für Katharina Tomaszek war das selbstverständlich. Wobei sie sich immer als Teil einer Gemeinschaft gesehen hat. Als Teil eines Organisationsteams. Nur so war es möglich gut zu funktionieren. Wie auch die Tatsache, dass sie es nach eigenen Angaben immer nur „mit netten Leuten zu tun gehabt hat“. Institutionen, Feuerwehr, Ordnungsamt, Aktive, Vereine, Stadt, Sportamt – sie kannte alle, und alle kannten sie. Vor allem: mochten sie. Bis 2019 war das Röntgenlaufbüro im Lüttringhausener Rathaus die Anlaufstelle. Dort saß Katharina Tomaszek. Dort liefen alle Fäden zusammen. Seit vier Jahren gibt es dieses zentrale Büro nicht mehr. Es wird telefonisch und per Mails kommuniziert. „Schlüsselgewalt habe ich aber noch“, berichtet Tomaszek lächelnd.
Die Wahrscheinlichkeit, bis zu ihrem „Dienstende“ in anderthalb Monaten eine Nachfolgeregelung gefunden zu haben, ist nicht wirklich groß. Dabei wirbt sie mit klaren Worten: „Der Röntgenlauf ist fast ein Selbstläufer.“ Und: „Man hat viel Spaß mit netten Leuten.“ Gleichwohl: Stress ist in vielen Momenten ein Wegbegleiter. Tomaszek will ihn nicht mehr, obwohl es sich eigentlich fast ausschließlich um positiven Stress gehandelt hat. Mit 68 Jahren möchte sie sich mehr um die Familie kümmern „und die Enkel ohne Einschränkung bei ihrer Sportkarriere begleiten“.
In diesen Tagen hat sie sich hingesetzt und eine Mail an den Vorstand verfasst. Darin steht, dass sie sich ein letztes Mal für die Vorbereitung des Röntgenlaufs zur Verfügung stellen würde. Für den Fall, dass bis zum 31. März noch niemand gefunden worden ist, der oder die es machen will. Dann könnte sie eine(n) Neue(n) noch über einen längeren Zeitraum einarbeiten. Ein feiner Zug von Katharina Tomaszek, der ein weiteres Mal deutlich macht: Der Röntgenlauf ist für sie mehr als ein Job.
Röntgenlauf: Neuerung
Ab der 21. Auflage des Röntgenlaufs (29. Oktober 2023) sollen die Halbmarathon-Staffeln wegfallen. Sie werden durch eine Teamwertung ersetzt. Vier Starterinnen und/oder Starter bilden ein Team. Jeder läuft den HM und kommt dort in die entsprechende Gesamt- bzw. Altersklassenwertung. Zusätzlich wird aus den vier Endzeiten eine Summe gebildet, mit der das Team an dieser Wertung teilnimmt. Auszeichnung gibt es in folgenden Kategorien: männlich, weiblich, mixed (mindestens zweimal weiblich), Firma und Schule. Die Anmeldung erfolgt durch einen zusätzlichen Eintrag, bei dem das Quartett unter einem Teamnamen registriert wird. Pro Team wird eine Meldegebühr von zehn Euro berechnet.