Fußball
Soares erlebt Hongkongs viele Facetten
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Fußballer des SSV Bergisch Born berichtetet von seinem Abenteuer in der chinesischen Millionen-Metropole.
Von Fabian Herzog
Den Aufstiegskampf in der Fußball-Bezirksliga hat er gegen ein unvergleichliches Abenteuer eingetauscht. Nachdem Sean Soares in der ersten Saisonhälfte noch regelmäßig für den SSV Bergisch Born die Außenbahnen beackert hat, liegt sein Betätigungsfeld seit Beginn des Jahres fast 10 000 Kilometer weiter östlich. Der 24-Jährige, der sonst bei Obi in Wermelskirchen im Einkauf tätig ist, lebt für sechs Monate in Hongkong und arbeitet dort als sogenannter Trainee. „Das ist wie eine Fortbildung, aber praktischer Natur“, erklärt Soares seinen Aufenthalt in der chinesischen Millionen-Metropole.
In den ersten zwei Monaten hat sich der Hückeswagener schon hervorragend eingelebt, die zahlreichen Vorzüge der Weltstadt entdeckt und zu schätzen gelernt. Auch auf viele spannende Unterschiede zwischen des westeuropäischen und der asiatischen Welt ist Sean Soares bereits gestoßen.
Die Erwartungshaltung
Der Teilzeit-Auswanderer gibt zu: „Wer noch nicht hier war, stellt sich wahrscheinlich nur die Häuserschluchten vor, wenn er an Hongkong denkt. Das war bei mir auch so.“ In Wirklichkeit sieht es aber anders aus, wie Soares begeistert feststellen konnte. „Hier hat man kürzeste Wege in die Natur. Es gibt super viele Möglichkeiten, in den umliegenden Bergen wandern zu gehen. Das mag ich sehr.“ Belohnt wird man immer wieder durch fantastische Ausblicke auf die Stadt oder die Weiten des Ozeans. „Das ist wirklich der Wahnsinn und kommt auf Bildern gar nicht so krass rüber.“
Das Klima
In den ersten zwei Monaten gab es am Wetter wenig auszusetzen. „Es ist aktuell sehr, sehr angenehm“, berichtet Soares von „um die 20 Grad“. Auch die Luftfeuchtigkeit halte sich noch in Grenzen. „Ich habe aber schon von allen gehört, dass es Richtung April viel wärmer wird und man sich Wechselklamotten mitnehmen muss, weil man auf dem Weg vom Bus oder der U-Bahn ins Büro so stark schwitzt.“
„Hühnerfüße? Ich probiere alles.“
Die Unterbringung
Soares lebt in einem von seinem Arbeitgeber organisierten Appartement, etwa 15 Minuten vom Zentrum entfernt. Im unteren Teil des Gebäudes, das auch ein für ihn frei nutzbares Fitnessstudio beinhaltet, ist eine Einkaufsmall, darunter direkt eine U-Bahn-Station und vor der Tür eine Bus-Haltestelle. Von A nach B zu kommen ist entsprechend simpel und deutlich günstiger als in Deutschland. „Für eine Fahrt mit dem Taxi zahlt man weniger als die Hälfte“, berichtet der Hückeswagener.
Die Eindrücke von der Stadt
„Am Anfang, als ich angekommen bin, war das schon sehr, sehr beeindruckend“, erzählt Soares. „Auch dadurch, dass unser Büro im Zentrum liegt, man im 31. Stock arbeitet und durchs Fenster nur Hochhäuser und den Hafen sieht.“ Was ihm direkt aufgefallen ist, sind die vielfältigen Möglichkeiten, sich zu verpflegen. „Es gibt an jeder Ecke Restaurants. Ganz schicke, aber auch günstige, wo man sich mal eben etwas auf die Hand holt.“ Davon mache jeder regelmäßig Gebrauch, was auch daran liegt, dass in den Supermärkten ein „relativ hohes Preisniveau“ vorherrsche. So sei es nicht zwingend günstiger, selbst zu Hause zu Kochen.
Das kulinarische Angebot
Bezogen aufs Essen beschreibt sich Sean Soares selbst als „sehr unempfindlich“. Deswegen gehöre es für ihn dazu, den Aufenthalt in Hongkong auch zum Experimentieren zu nutzen. „Ich probiere alles aus“, sagt er. So landeten in einem lokalen Restaurant auch schon Hühnerfüße auf seinem Teller. „Die schmecken tatsächlich sehr gut“, erzählt Soares. „Aber da ist sehr wenig Fleisch dran.“
Der Sport
Auch im Fernen Osten möchte der 24-Jährige nicht auf seinen Sport verzichten. Soares hat sich für die sechs Monate einer Multi-Kulti-Hobbymannschaft angeschlossen, wo er einmal in der Woche trainiert und am Wochenende, wenn es mit seinen Ausflugsplänen („Ich will so viel wie möglich sehen“) nicht kollidiert, spielt. „Das bewegt sich auf unterem Kreisliga-Niveau“, vergleicht der Fußballer. Ihm sei es eh wichtiger, auch auf diesem Weg andere Menschen kennenzulernen. Mit denen gehöre es wie in Deutschland auch dazu, nach dem Training noch ein Bierchen gemeinsam zu trinken. Einen Unterschied gebe es aber in der Ausstattung der Umkleide: „Sein Shampoo muss man nicht mitbringen. Und teilweise werden sogar Handtücher bereitgestellt.“
Die Kommunikation im Büro
Gehörte es für ihn in Wermelskirchen fest dazu, am Montagmorgen erst einmal mit den Kollegen ein Schwätzchen über die Bundesliga-Geschehnisse vom Wochenende zu halten, musste sich Soares diesbezüglich extrem umstellen: „Jeder arbeitet hier so vor sich hin und guckt nicht nach links oder rechts. Das ist alles schon sehr anonym. Auch auf dem Weg zur Arbeit macht jeder nur sein Ding.“
Ordnung und Disziplin
Als der Hückeswagener zum ersten Mal an eine Haltestelle kam, staunte er nicht schlecht. Die Menschen stellten sich in Reih´ und Glied auf, noch weit bevor der Bus eingetroffen war. „In Deutschland gibt es da Mord und Totschlag“, sagt der 24-Jährige schmunzelnd. Ebenfalls ungewohnt: der Anblick von Schülerinnen und Schülern in Uniform. Nicht neu für Sean Soares war es, eine Maske zu tragen. Wobei das bis zuletzt auch auf der Straße galt. Doch zum 1. März ist auch in Hongkong die Maskenpflicht aufgehoben worden.
Besuch
Schon jetzt freut sich Sean Soares auf Mitte April. Dann wird ihn sein jüngerer Bruder Colin (21) für zwei Wochen besuchen und in dieser Zeit sogar seinen Geburtstag feiern. Ganz oben auf der To-Do-Liste der beiden steht dann eine Camping-Übernachtung an einem der außergewöhnlich schönen Strände. „Wir werden viel in der Natur unterwegs sein.“