Fußball
Michele Buscemi hat den Tunnelblick
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
- VonAndreas Dachschließen
Landesliga: Der SV 09/35 Wermelskirchen unterliegt dem FC Remscheid mit 0:1.
Er war der gefeierte Mann. Michele Buscemi durfte nach dem 0:1 (0:0) zwischen dem SV 09/35 Wermelskirchen und dem FC Remscheid viele Glückwünsche einheimsen. Sein Treffer in der 50. Minute hatte das Nachbarschaftsduell entschieden. Als der wieselflinke Germano Bonanno das Spiel mit seinem Pass gedankenschnell auf die rechte Seite verlagert hatte, stand Buscemi plötzlich blank. Er nahm den Ball noch ein paar Meter mit und sorgte für das Tor des Tages. „Ich konnte entweder einen Beinschuss probieren oder noch am Torhüter vorbeigehen“, beschrieb er später, was ihm in diesem Augenblick durch den Kopf gegangen war. Er entschied sich für den „Tunnel“. Und lag damit richtig. Zumal Umut Demir noch in seinem Rücken (und damit Handlungsschnelligkeit) gefragt gewesen war.
So gab es Schulterklopfer in Serie für den Flügelspieler des FCR, eine Extra-Umarmung von Trainer Marcel Heinemann und die Auszeichnung „Matchwinner“ von Hammza Al Khalil auf dem Weg in die Kabine. „Es ist ein herrliches Gefühl, ein Derby unter Flutlicht zu entscheiden“, gab Buscemi glücklich zu.
Verdient? Unverdient? Die Beantwortung dieser Frage juckt schon in wenigen Tagen niemanden mehr. Der FCR kam fußballerisch ein wenig stärker rüber, schien der Aufgabe auch mental etwas besser gewachsen zu sein. Jeder gewonnene Zweikampf wurde bejubelt, und die Schultern von Minute zu Minute breiter. Schienen sich die Dauerrivalen in Halbzeit eins auf einen Nicht-Angriffspakt geeinigt zu haben, weil sich fast alles nur im Mittelfeld abspielte, so nahm die Begegnung spätestens nach Buscemis Treffer ordentlich Fahrt auf.
Sie wurde nicht gutklassig, aber war gespickt mit Tugenden, die man erwartet, wenn diese Clubs aufeinandertreffen. Kampf, Leidenschaft und Wille gehörten nun zum Programm. Damit bestätigte sich das, was beide Geschäftsführer zuvor schon thematisiert hatten. Da war zunächst der ausdrückliche Dank von Kai Socha (SV 09/35) an den FCR, welcher einer Spielverlegung auf den Samstag zugestimmt hatte. Und die Reaktion von Thorsten Greuling dazu: „Wir verstehen uns gar nicht so schlecht, wie manch einer glaubt. Außer auf dem Platz natürlich.“
„Ein herrliches Gefühl, das Derby unter Flutlicht zu entscheiden!“
Da wurde unter Flutlicht jeder Meter Boden beharkt. Während die Gäste auf den finalen Konter warteten und sich ganz weit zurückzogen, wurde 09/35 offensiver, mutiger. Und spielte sich auch Möglichkeiten heraus, meist abgeschlossen von Leo Fronia. Das Spielglück fehlte dabei ein wenig. Vielleicht auch der Glaube daran, die Wende noch zu schaffen. Oder, wie es Trainer Sebastian Pichura ausdrückte: „Die letzte Galligkeit war nicht da.“ So brachte das Team von Marcel Heinemann den Vorsprung in einer unter dem Strich fairen Partie über die Runden und überstand nach der gelb-roten Karten für Daniel Saibert (80.) auch das Unterzahlspiel der letzten Minuten schadlos.
Klar, dass hinterher ein paar strittige Situationen wie eben der Platzverweis oder auch ein nicht gegebener Elfmeter für den Gastgeber kontrovers diskutiert wurden. Noch minutenlang standen die Protagonisten beider Teams später zusammen und redeten sich die Köpfe heiß. Wahrscheinlich trifft ja der Satz des Wermelskirchener Co-Trainers Zeljko Nikolic den Verlauf am besten: „Eigentlich war es ein typisches 0:0-Spiel.“ Wenn da nicht Michele Buscemi aus der Reihe geschert wäre . . .
Aufstellungen
SV 09/35 Wermelskirchen: Schoberth, Vlasiuc, Streit, Circir, Demir, Anderson, Paß (83. Eryürük), Fronia, Yigiter (56. Kayala), Mampuya (56. Lilliu), Türksoy (76. R. Cetin).
FC Remscheid: Horn, Blume (76. Kirschsieper), Babic, Kacmaz, Lüttenberg, Saibert, Shavershyan, Buscemi, A. Al Khalil, Bonanno (90. Oberlies), Di Donato (64. H. Al Khalil).