Fußball
Der Fußballkreis sucht neue Schiris
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Analyse: In wenigen Tagen beginnt der diesjährige Anwärterlehrgang.
Von Fabian Herzog
Neue Fußball-Schiedsrichter braucht das Land! Das gilt auch für den Kreis Remscheid, der in wenigen Tagen seinen jährlichen Anwärterlehrgang startet. Am Montag, den 6. März, geht´s los. Dann sollen möglichst viele neue Unparteiische gefunden, geschult und ausgebildet werden.
Gute Gründe, den Schiri-Schein zu machen, gibt es reichlich. Auch für die Vereine, die so um die zu zahlenden Strafen drumherumkommen könnten, die anfallen, wenn sie nicht der Anzahl ihrer gemeldeten Mannschaften entsprechend viele Schiedsrichter vorweisen können. Darüber hinaus bietet der Job an der Pfeife diverse Vorteile – doch dazu später in der folgenden Analyse mehr.
Wen soll der Lehrgang ansprechen?
Ganz wichtig: „Man muss kein Fußballer sein oder einem Verein angehören“, sagt Dennis Alles, der Jung-Schiedsrichter-Referent des Kreises, der sich die Akquise potenzieller Kandidaten auf die Fahne geschrieben hat. Eine Einschränkung gibt es aber doch: Wer am Lehrgang teilnehmen möchte, sollte 14 Jahre alt sein. Zuletzt hatte Alles eine Anfrage eines Zehnjährigen bekommen. „Aber das macht noch keinen Sinn“, sagt er. Ganz bewusst werden auch Mädchen und Frauen gesucht. „Das ist uns wichtig.“
Wie ist der Ablauf?
Wer Interesse hat, kommt am 6. März um 18.30 Uhr ins Kreisjugendheim Am Hagen 22. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig, für Fragen stehen Alles und Co. aber auch schon im Vorfeld jederzeit zur Verfügung. Zur erreichen sind sie über Facebook (Schiedsrichter Kreis Remscheid), Instagram (schirisrs) oder in Person von Dennis Alles per Mail (dennis.alles@fvn.de) und Telefon (01 51 – 11 63 68 68).
Inklusive des Auftakts und der Abschlussprüfung am 18. März, deren praktischer Teil im Stadion Reinshagen absolviert wird, gibt es sechs Termine. Diese werden voraussichtlich in Präsens, möglicherweise vereinzelt aber auch online durchgeführt. Zu den Inhalten sagt Dennis Alles: „Das ist relativ überschaubar. Und auf die Prüfung wird man gut vorbereitet.“ Schließlich sei es auch nicht das zwingende Ziel, „neue Bundesliga-Schiedsrichter“ hervorzubringen.
Was ist so reizvoll daran, Schiedsrichter zu werden?
Für Alles, der im Jahr 2013 den Anwärterlehrgang absolviert hat und 2019 aus beruflichen Gründen die Pfeife wieder an den Nagel hängen musste, spricht viel dafür, es zu versuchen. Unter anderem die Möglichkeit, als aktiver Schiedsrichter nahezu jedes Bundesligaspiel der Wahl kostenlos besuchen zu dürfen. Man muss nur seinen – mittlerweile digitalen – Ausweis vorzeigen und schon bekommt man Zutritt. Einzige Einschränkung: Bei extrem hoch frequentierten Partien sind die Karten begrenzt. Da sollte man sich im Vorfeld beim Heimverein anmelden.
Ein weiterer Grund: Als Schiedsrichter bekommt man pro geleiteter Partie eine Aufwandsentschädigung von 35 Euro. „Davon wird man zwar nicht reich“, gibt der Jung-Schiedsrichter-Referent zu. „Aber man kann sein Taschengeld doch schon aufstocken.“ Und der aus seiner Sicht größte Anreiz, Schiedsrichter zu werden, ist mit Geld gar nicht bezahlbar: „Das ist eine extreme Persönlichkeitsentwicklung.“ Als Unparteiischer lerne man, sich auf dem Platz durchzusetzen und autoritär aufzutreten. „Man wächst mit dieser Aufgabe. Das prägt einen. Auch für die Schule und den Beruf“, ist sich Dennis Alles sicher.
Warum macht es für Vereine Sinn, sich aktiv um Anwärter zu bemühen?
Der triftigste Grund: weil sie die Schiedsrichter einfach brauchen. Häufig genug mussten Spiele in der jüngeren Vergangenheit vom Sonntag in die Woche verschoben werden, weil zu wenig Unparteiische verfügbar waren. Alternativ wurden sie von einem Betreuer oder Ähnlichem geleitet, was in den seltensten Fällen für Zufriedenheit sorgt.
Außerdem gibt es vom Fußball-Verband Niederrhein eine klare Vorgabe, wie viele Schiedsrichter jeder Verein vorzuweisen hat. Die Anzahl berechnet sich durch Menge der gemeldeten Mannschaften und der zugehörigen Spielklasse. „Fast kein Verein im Kreis erfüllt das Soll“, berichtet Alles. Die Folge sind Jahr für Jahr empfindliche Strafen, die an den Verband zu entrichten sind und sich im höheren drei- bis sogar vierstelligen Bereich bewegen können.
Inwieweit werden die Vereine bei dem Thema vom Remscheider Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss mit ins Boot genommen?
Dennis Alles ist extrem bemüht darum, die Vereine des Kreises mit Informationen zu versorgen und generell die Kommunikation zu verbessern. Schließlich würden ja beide Seiten davon profitieren. Ende letzten Jahres hatte der 32-Jährige, der selbst für den SC 08 Radevormwald gepfiffen hat, alle Clubs per E-Mail kontaktiert und nach einem Ansprechpartner für das Thema gefragt. Sein ernüchterndes Fazit: „Bis heute habe ich von zehn Vereinen keine Rückmeldung bekommen.“
Mit welcher Resonanz wird beim Lehrgang gerechnet?
Die Ausbeute ist Jahr für Jahr eigentlich recht ordentlich. Auf „20 bis 30 neue Schiedsrichter“ beziffert Alles sie. Doch damit sei das Problem dann noch nicht gelöst, wie die Erfahrung der jüngeren Vergangenheit gelehrt hat. Zu oft bleiben die neuen Referees nicht am Ball – beziehungsweise an der Pfeife.
Rubrik
Immer dienstags greifen wir spezielle Themen auf und haken konkret nach. Gibt es Fragen, die bislang unbeantwortet geblieben sind? Dinge, die dringend eingeordnet werden müssen? Dem gehen wir nach. Die aktuelle Analyse befasst sich mit dem Anwärterlehrgang der Fußball-Schiedsrichter, der in wenigen Tagen beginnen wird.