Analyse

24-Stunden-Lauf steht vor dem Aus

An der Hand des Papas auf dem Rundkurs? Auch für solch ein sportliches Familienglück stand der 24-Stunden-Lauf in Lüttringhausen in der Vergangenheit. Dieses aussagekräftige
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An der Hand des Papas auf dem Rundkurs? Auch für solch ein sportliches Familienglück stand der 24-Stunden-Lauf in Lüttringhausen in der Vergangenheit. Dieses aussagekräftige Bild stammt aus dem Jahr 2013.
  • Andreas Dach
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Die traditionsreiche Veranstaltung könnte 2019 letztmalig stattgefunden haben.

Von Andreas Dach

Ist das das endgültige Aus für den 24-Stunden-Lauf in Lüttringhausen? Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, auch wenn die Verantwortlichen des Ausrichters alles tun, um die Traditionsveranstaltung weiter am Leben zu halten. Für den Jahresbeginn hatte die Katholische Kirchengemeinde St. Bonaventura und Hl. Kreuz interessierte Staffeln zu einem Infoabend gebeten. Die Resonanz: Erschreckend, niemand erschien. Woran liegt es, dass ein über Jahrzehnte begeisterndes Ereignis vor dem K.o. steht? Der Versuch einer Analyse.

Meint es der Veranstalter ernst mit der Absicht, einen Schlussstrich zu ziehen, wenn sich nicht ganz flott etwas tut?

Ja, sehr ernst sogar. „Das Infotreffen war ernüchternd“, sagt Klaus Rörig stellvertretend für das Organisationsteam. „Wir versuchen jetzt noch einmal, alle Kanäle zu aktivieren. Aber wenn nicht noch ein Wunder geschieht, war die Ausgabe im Jahr 2019 leider die letzte.“

Warum hat es seitdem keinen 24-Stunden-Lauf mehr gegeben?

Er wird im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragen. Also wäre der nächste Termin im Frühsommer 2021 gewesen. Damals hatte Corona etwas dagegen. Also vertagte man sich auf 2022. Schon da bekam man nicht genug Staffeln zusammen – es müssen mindestens acht sein – und begründete dies mit verständlicher Vorsicht der Aktiven, weil Corona immer noch ein Thema war.

Und nun der Tiefschlag. Das Konzept scheint nicht mehr reizvoll genug zu sein. Oder?

Die Pandemie hat definitiv Einfluss auf die zum Teil veränderte Sportlandschaft. Es gibt Vereine, die nicht mehr genügend Läuferinnen und Läufer zusammenbekommen, um eine Staffel stellen zu können. Bei Schulen ist es in einigen Fällen so, dass niemand die Organisation übernehmen möchte. Eine schwierige Gemengelage.

Vielleicht mag sich an einem freien Wochenende nicht mehr jeder 24 Stunden und mehr Zeit nehmen.

Der Aufwand ist schon enorm, aber es gibt ja auch eine „Gegenleistung“. Eben das Teamerleben. Als Mannschaft zwei Tageshälften und eine komplette Nacht miteinander zu verbringen, hat schon einen großen Reiz. Besser kann man die Gemeinschaft nicht pflegen, in welcher jeder für jeden ein Stück weit mit verantwortlich ist. Oft haben sich in der Vergangenheit auch Aktive aus unterschiedlichen Vereinen zusammengeschlossen und sich einen fetzigen Namen gegeben. Los ging es. Außerdem ist das Drumherum ja auch immer klasse. Mit Musik, mit Aufführungen auf der Bühne und mit Überraschungen.

Zudem wird für einen guten Zweck gelaufen. Beziehungsweise sogar für mehrere.

Genau so ist es. Der Erlös der Veranstaltung geht immer dahin, wo Hilfe dringend gefragt ist. Meist splittet der Veranstalter die Einnahmen, um sie mehreren karitativen Zwecken zukommen zu lassen. Im In- und Ausland. Vom Kinderhilfswerk in Indonesien bis hin zur Evangelischen Jugendhilfe Bergisch Land. Der Hilfsbereitschaft sind keine Grenzen gesetzt.

Wir können es nicht oft genug betonen: Man muss kein Laufprofi sein, um mitmachen zu können.

Wie oft hat man schon Familien erlebt, welche den Teams angehörten. Wo Mutter, Vater und Kinder gemeinsame Sache machen. Was waren das in der Vergangenheit für herrliche Bilder, wenn in der Richard-Pick-Straße und auf dem etwa 700 Meter langen Rundkurs die Erziehungsberechtigten mit ihrem Nachwuchs unterwegs waren. Oftmals Hand in Hand.

Aber die Veranstaltung ist auch etwas für Top-Athleten.

Durchaus. Es geht auch um Rundenrekorde. Da muss man schon flott auf den Beinen sein. Es hat auch schon einzelne Aktive gegeben, welche die kompletten 24 Stunden durchgelaufen sind. Langeweile kommt nie auf. Und wenn dann noch das Wetter mitspielt . . . Mit etwas Glück ist es auch am 17./18. Juni, wenn es zur Austragung kommen soll(te) wieder angenehm. Das Wichtigste aber ist der Spaß in Kombination mit dem Gefühl, als Team zu funktionieren.

Sollten sich nun doch noch sehr kurzfristig Interessierte finden – wie nehmen diese am besten Kontakt auf?

Idealerweise per Mail: info@ bergischer24stundenlauf.de. Infos kann man im Internet einholen: Das „info“ und das „@-Zeichen“ weglassen und los geht es mit dem Stöbern auf der Homepage. Auch via Twitter gibt es immer das Neueste: @Berg_24std_lauf.

Wo opulent müssen die Staffeln eigentlich besetzt sein, um die kompletten 24 Stunden durchzuhalten?

Es hat schon Zusammensetzungen gegeben, die mit 30 bis 40 Läuferinnen und Läufern ausgekommen sind. Aber es können auch doppelt, dreimal oder viermal so viele sein. Umso größer ist der Spaßfaktor.

Auch die Historie spricht dafür, den 24-Stunden-Lauf weiterleben zu lassen.

1981 hat die Veranstaltung zum ersten Mal stattgefunden, seit 1982 gibt es sie in zweijährigem Rhythmus. Was hat es schon für Besonderheiten gegeben. Mit Unterbrechung wegen Blitz und Donner (1983), mit erstmals mehr als 1000 Aktiven (1987), mit der kölschen Band „Höhner“ als Stargästen (1991) und mit Judoka Anna-Maria Gradante, der Bronze-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen im Jahr 2000 in Sydney als Superstar (2001). Und diesmal?

Rubrik

Immer dienstags greifen wir spezielle Themen auf und haken konkret nach. Gibt es Fragen, die bislang unbeantwortet geblieben sind? Dinge, die dringend eingeordnet werden müssen? Dem gehen wir nach. Die aktuelle Analyse befasst sich mit dem 24-Stunden-Lauf in Remscheid-Lüttringhausen, der mangels Anmeldungen für Juni 2023 vor dem endgültigen Aus steht.

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