Heilige Drei Könige
Zwei Brüder sind altgediente Sternsinger
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Mika und Tim Lütticke gingen mit vier und fünf Jahren zum ersten Mal in der Gemeinde Geld für hilfsbedürftige Kinder sammeln.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Wermelskirchen. In ganz Deutschland sind wieder Sternsinger unterwegs, um Gottes Segen für das neue Jahr in die Haushalte zu bringen – und um Geld für Kinderhilfsprojekte zu sammeln. In diesem Jahr geht es in erster Linie um die Kinder in Indonesien, die in teils schlimmen Zuständen leben müssen. Mit den Spenden sollen sie zur Schule gehen können. Organisiert wird die jährliche Sammlung vom Aachener Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ – Ausführende sind aber die Kinder vor Ort in den Gemeinden, die sich mit Stern, Umhang, Krone und Sammelbüchse bei jedem Wind und Wetter auf den Weg machen.
Auch Jugendliche sind vereinzelt noch als Caspar, Melchior oder Balthasar unterwegs. Allerdings eher selten. In Wermelskirchen sind Mika und Tim Lütticke so etwas wie altgediente Sternsinger-Recken. „Ich bin dabei seit ich vier Jahre alt bin“, sagt der heute 15-jährige Mika, sein 17-jähriger Bruder hat mit fünf Jahren angefangen. Federführend ist damals natürlich Mutter Katja Lütticke gewesen. „Ich bin damals mit einer ehemaligen Schulfreundin losgezogen, deren Kind auch erst vier Jahre alt war. Die Jungs waren aber immer schon mit Stern und Verkleidung unterwegs“, sagt sie. Seit einiger Zeit geht sie mit ihrer Schwester und deren Sohn – und ihren beiden Jungs. Am liebsten sind sie in Tente unterwegs. „Das ist nicht so weit weg von zu Hause und die Häuser liegen relativ nahe beieinander, das ist praktisch“, sagt Tim Lütticke.
Auch wenn der 17-Jährige das heute sicher nicht mehr so empfindet, hat er doch Erinnerungen an „richtig lange, kalte und oft auch glatte“ Tage im Dienst der Sternsinger. „Im Vorjahr haben wir uns bei Lidl aufgestellt und dort gesungen, das war auch cool“, erinnert er sich. Sein Bruder ergänzt: „Tente ist aber auch wirklich eine gute Tour.“ Als „alte Hasen“ sind sie nicht mehr bei den Proben dabei, sondern nur noch bei der Aussendungsmesse. „Wenn es mal ein neues Lied geben sollte, dann haben wir das auch nach drei Haushalten drauf“, sagt der 17-Jährige. Die Tätigkeit mache ihm nach wie vor Spaß – gerade auch, weil man mit dieser insgesamt ja doch recht kleinen Tätigkeit anderen Kindern helfen könne. Das sieht auch Mutter Katja so: „Wenn man sich überlegt, wie viel Geld da jedes Jahr zusammenkommt, und man sich dann bewusst macht, dass man dazu mit beigetragen hat, dann ist das schon ein tolles Gefühl.“
Abgesehen davon würden die Sternsinger aber auch den Menschen, die sie besuchten, immer eine Freude bereiten. „Das merkt man schon, vor allem bei den älteren Leuten. Die wollen einen am liebsten immer mit Kakao, Tee oder Kuchen beglücken“, sagt Katja Lütticke und ergänzt lachend: „Dabei haben wir dafür ja eigentlich nie wirklich Zeit.“ Allerdings sei es berührend, wenn man die Freude der älteren Menschen sehen würde. Diese Freude würde sich auch in der Menge der Süßigkeiten zeigen, die die Sternsinger jedes Jahr bekämen. „Das lohnt sich auf jeden Fall“, bestätigt der 17-Jährige. „Da ist immer wieder ein Satz in Richtung der Jungs gekommen: Was sind die beiden groß geworden!“
Die Verkleidungen wuchsen den beiden Jungen mit
Apropos: Die Verkleidungen sind ja eigentlich nicht für großgewachsene Jugendliche gedacht. Müssen Tim und Mika am Ende noch als Sternsinger „in Zivil“ unterwegs sein? „Nein, das nicht. Aber gestern beim Krone-Anprobieren habe ich doch lachen müssen“, sagt der 17-Jährige. Sein Bruder sagt: „Wir gehen meist mit Umhang, Stern und Krone.“ Die Sachen müssten dann natürlich für Jugendliche angepasst und vergrößert werden.
Schlechte Erfahrungen bei den Menschen, die sie besuchten, hätten sie nie gemacht. Klar, die allermeisten hätten ja per Anmeldung um den Besuch der Sternsinger gebeten. „Es gab aber schon den einen oder anderen etwas skurrilen Moment. Etwa als uns am späteren Vormittag mal jemand im Bademantel die Tür geöffnet hat“, sagt Katja Lütticke.
Auch was das Singen angeht, haben die beiden Jugendlichen Zeichen in Wermelskirchen gesetzt. „Es gibt ja den Satz zur Verabschiedung und dem Dank. Den haben wir, als uns mal langweilig war, zur Melodie von ‚Wir kommen daher aus dem Morgenland‘ gesungen. Und weil das passte, hat man das übernommen. Das ist jetzt auch schon fast zehn Jahre her“, sagt Tim Lütticke.
Sternsinger
Nicht nur von Haus zu Haus ziehen die Sternsinger. Auch machen sie Halt an verschiedenen Orten: Heute, von 10.30 bis 11.30 Uhr vor Edeka, Lidl und Netto und am morgigen Sonntag, 8. Januar, von 10.30 bis 11 Uhr vor der Kirche St. Michael.