Pflanzensamen
Zurück zur Natur in der Bibliothek
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Zum dritten Mal hat die Stadtbücherei Wermelskirchen dazu eingeladen, Pflanzensamen zu entleihen.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Wermelskirchen. Zurück zur Natur – das wünschten sich nicht nur die Anhänger des Philosophen Jean-Jacques Rousseau im 18. Jahrhundert. Das ist auch ein ganz aktueller Wunsch vieler Menschen. Einen Fallstrick auf dem Weg dahin möchte die Stadtbücherei Wermelskirchen mit der Saatgut-Bibliothek aus dem Weg räumen.
Bereits zum dritten Mal findet sie statt, erstmals allerdings mit einem Vortrag und einer Auftaktveranstaltung. „Die Idee kommt aus den USA, dort ist der Saatgutmarkt sehr von den großen Konzernen dominiert – man denke etwa an ‚Monsanto‘“, sagt Sabrina Ollig, die die Veranstaltung organisiert hat.
In der Folge hätten sich viele kleinere Landwirte zusammengetan, um die alten Saaten zu sammeln und erhalten. „Dabei ging es auch darum, dass das Saatgut der großen Konzerne, das sogenannte Hybrid-Saatgut, nicht dazu geeignet war, um daraus neues Saatgut zu gewinnen – mit der Folge, dass daraus keine, oder zumindest nicht mehr so gute, Pflanzen gezogen werden konnten“, sagt Sabrina Ollig.
„Wir haben vor drei Jahren das erste Mal unsere Saatgutbibliothek angeboten, seit 2022 machen wir es zusammen mit dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt.“ Bei dem Verein habe man deutschlandweit sehr viele Saatgut-Erhalter, bei denen auch die Saaten für Wermelskirchen bestellt worden seien.
„Wir haben fünf verschiedene Nutzpflanzen – Tomaten, Salat, Bohne, Erbse und Melde mit jeweils unterschiedlichen Sorten“, beschreibt Sabrina Ollig. Bei der Melde handele es sich um ein altes Blattgut, das ähnlich wie Spinat und ein wenig kleiner als Mangold sei. „Zur Auftaktveranstaltung waren nun etwa 20 Interessierte hier, die sich nicht nur einen Vortrag des Vereins anhören, sondern auch Samentütchen entleihen konnten“, sagt Sabrina Ollig.
79 Tüten habe sie im Vorfeld zusammengestellt. „Wir treffen uns dann nach der Erntezeit wieder, dann bekommen wir bestenfalls das Saatgut wieder zurück, was wir verliehen haben“, sagt sie. Das hänge aber natürlich auch davon ab, wie gut die Pflanzsaison sein werde. „Da steckt man nicht drin. Ich habe etwa im Vorjahr 30 Bohnenpflanzen ausgesät – nur eine ist etwas geworden, so dass die Ernte wieder in die Saatgut-Bibliothek zurückkam“, erinnert Sabrina Ollig schmunzelnd.
Welche Bedeutung die Selbstversorgung über nicht-hybrides Saatgut sein könne, habe sich auch im Verlauf des Vortrags gezeigt, sagt Sabrina Ollig: „Darin ging es auch um die Ukraine. Dort können die großen Hersteller im Moment aus den bekannten Umständen natürlich nichts produzieren – daher bekommen die Kleinbauern, die über selbstgezogenes Saatgut verfügen, eine ganz neue und wichtige Bedeutung.“
Die Auftaktveranstaltung zur Saatgut-Bibliothek sei erfreulich gut besucht, stellt die Bücherei-Mitarbeiterin fest: „Das war eine gute Idee, denn auf diese Weise haben wir deutlich mehr Interessierte erreicht.“ Möglicherweise wolle sie noch eine Abschlussveranstaltung im Herbst anbieten, blickt Sabrina Ollig aus: „Um das Pflanzjahr mit Erfahrungsberichten abschließen zu können.“