Spuren der alten Bank
Wie die Schlaganfallhilfe den alten Tresorraum nutzt
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Im Büro an der Eich kommt sich die Vorsitzende Brigitte Hallenberg manchmal vor wie im Krimi.
Von Theresa Demski
Wermelskirchen. Es erinnert an einen Krimi. Die Tür ist fast 40 Zentimeter dick. Um sie zu öffnen, muss Brigitte Hallenberg ordentlich ziehen. Und dahinter verbergen sich viele kleine blaue Schließfächer. „Als wir hier eingezogen sind, haben wir viele Spuren aus dem Alltag der Bank entdeckt“, sagt die Vorsitzende der Schlaganfallhilfe.
Und dann deutet sie auf den kleinen roten Knopf, über den mit einem Druck ein stiller Alarm bei der Polizei ausgelöst werden konnte – damals, als das Schlaganfallbüro noch der Volksbank gehörte. Seit vergangenem Jahr sind nun die Ehrenamtlichen in die Räume an der Eich eingezogen. Aber wer sich ein bisschen Zeit nimmt, entdeckt noch immer die Geschichte des Hauses in allen Ecken und Winkeln.
Dazu gehört die große, schwere, weiße Tresortüre – mit einem digitalen Schließsystem. „Hier musste früher offensichtlich eine Karte durchgezogen werden, bevor dann ein Zahlencode ins Spiel kam“, sagt Brigitte Hallenberg und deutet auf die Konstruktion an der Wand.
Als die Schlaganfallhilfe 2022 die Räume übernahm, kam auch ein Vertreter der Volksbank vorbei, um Brigitte Hallenberg in die kleinen Geheimnisse des Sicherheitssystems einzuweisen. Der Tresor und das Zahlenschloss wurden damals deaktiviert. „Aber wir haben alle kleinen Schlüssel für die Schließfächer erhalten“, erzählt die Vorsitzendend der Schlaganfallhilfe. Und dann spaziert sie durch die schwere, offene Tresortür in den Raum, der dahinter liegt. In den meisten der schmalen Schließfächer steckt ein Schlüssel. „Das System ist einfach“, erklärt Stefan Zwanzig-Müller, stellvertretender Vorsitzender der Schlaganfallhilfe. Wer ein Fach öffnen will, braucht erst den Schlüssel für das oberste Schloss in der Reihe, dann kann das Schließfach geöffnet werden. Dahinter verstecken sich schmale schwarze Schachteln, die fast ein bisschen edel wirken.
Es dürfte der bestgeschützte Abstellraum der Stadt sein
Früher dürften hier wichtige Unterlagen, kleine Schätze und große Kostbarkeiten ihren Platz gefunden haben. „Heute haben wir hier die Osterdeko untergebracht“, sagt Brigitte Hallenberg und deutet lachend auf Fach 150. Die meisten der Schließfächer sind allerdings leer. Als Verstauraum eignen sie sich nur sehr bedingt. „Aber hier hinten schließt sich noch ein Abstellraum an“, erklärt Brigitte Hallenberg. Es dürfte der bestgeschützte Abstellraum der Stadt sein – mit Zelten, Klapptischen und Weihnachtsdeko. „Wir haben hier also keine Schätze“, sagt Stefan Zwanzig-Müller und lacht.
Als er die schwere Tür wieder schließt, muss der stellvertretende Vorsitzende an die ersten Wochen in den neuen Räumen denken. „Immer wenn die Tresortür aufstand, hatten wir an unseren Rechnern keinen Internetempfang und der Computer fand den Drucker nicht“, erzählt er dann. Die Mitarbeiter der Schlaganfallhilfe rätselten, was es damit auf sich haben könnte. Es stellte sich heraus: Der Router für das Wlan befand sich in dem Zimmer hinter dem Tresorraum. War die schwere Schutztour geöffnet, wurde das Signal gestört. „Also haben wir einen neuen Platz für den Router suchen müssen“, erzählt Zwanzig-Müller.
Handyempfang haben Mitarbeiter und Besucher im Schlaganfallbüro bis heute nur in wenigen Bereichen der Räume. Es sei manchmal wie in einem Safe-Haus, sagt Zwanzig-Müller und lacht. Aber die Freude der Schlaganfallhilfe an den neuen Räumen trübt das nicht. „Wir sind hier sehr zufrieden“, sagt Brigitte Hallenberg. Mithilfe eines Fördertopfes, der Leerstände in der Innenstadt vermeiden will, konnte die Schlaganfallhilfe 2022 ihr Büro in den alten Bankräumen an der Eich eröffnen.
„Das war für uns ein absoluter Glücksfall“, sagt Brigitte Hallenberg und erinnert an das alte Büro, das zum Abrisskomplex an der Remscheider Straße gehört. 700 Euro fließen seit dem jeden Monat für die Miete aus dem Fördertopf, 615 Euro bezahlt die Selbsthilfegruppe. Die Förderung läuft allerdings Ende des Jahres aus. „Wir versuchen gerade alles, um einen neuen Förderplan auf die Beine zu stellen.“ Denn eine Alternative zum Büro an der Eich gebe es nicht. „Wir erreichen hier so viele Menschen“, sagt Brigitte Hallenberg.
Die Zahl derjenigen, die sich im Schlaganfallbüro Hilfe suchen, sei seit dem Umzug deutlich gestiegen. Die Hürden seien einfach viel niedriger – dank der großen, hellen Räume und er Schaufensterfront. Viele Menschen kämen inzwischen auch aus dem bergischen Umland. Und die Schlaganfallhilfe habe auch ihr Angebot ausweiten können. „Der Arbeitsaufwand ist groß“, sagt Brigitte Hallenberg. Und deswegen hofft sie, das Hilfesystem bald auf neue Beine stellen zu können – die die Finanzierung hauptamtlicher Büromitarbeiter und der Miete möglich machen. Die Fühler habe sie längst ausgestreckt. „Wir fühlen uns hier schließlich zu Hause“, sagt sie, „und an den Tresor haben wir uns längst gewöhnt.“
Hintergrund
Termin: Das Schlaganfallbüro an der Eich hat dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Termine können auch außerhalb dieser Zeiten vereinbart werden. Außerdem gibt es Notrufkontakte, die Angehörige und Betroffene wählen können.
Kontakt: Interessierte können sich unter Tel. (0 21 96) 7 37 92 84 melden.