Solaranlagen

Strom kommt zu 33 Prozent vom Dach

Macher des Solar-Projekts bei Steinco (v. l.): Markus Gerstberger, Ralf Goos und Mario Annunziata.
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Macher des Solar-Projekts bei Steinco (v. l.): Markus Gerstberger, Ralf Goos und Mario Annunziata.

Beim Räder- und Rollenhersteller Steinco ist die zweitgrößte Solaranlage der Stadt in Betrieb gegangen.

Von Stephan Singer

Es ist eine der größten Solaranlagen in Wermelskirchen, genau genommen die zweitgrößte. 900 Solarmodule auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern liefern von den Dächern der Steinco-Gebäude an der Handelsstraße den Strom für die Produktion des Rollen- und Räderherstellers. „Wir haben das Maximum herausgeholt“, blickt sich Marion Annunziata, Geschäftsführer der Elektro- und Solartechnik GmbH, im Gespräch mit unserer Redaktion auf dem Dach von Steinco um.

Die Firma mit Sitz in Remscheid-Lennep hat die Anlage im Auftrag von Steinco gebaut. „Es wurde alles genutzt, was möglich war“, beschreibt Steinco-Geschäftsführer Ralf Goos: „Ich nutze privat auch Photovoltaik-Technik und schaffe dabei einen Autarkie-Grad von 75 Prozent – das ist eine tolle Sache. Und dadurch ist die Idee entstanden, das auch bei der Firma zu versuchen.“

Solch einen hohen Wert erzielt die Photovoltaik-Anlage für Steinco allerdings nicht. Hier liegt der Autarkie-Grad durch die Solaranlage bei 33 Prozent – 67 Prozent des benötigten Stroms müssen nach wie vor aus dem Netz bezogen werden. „Unsere Produktion ist sehr energieintensiv“, erläutert Ralf Goos, der den Bedarf der Steinco-Niederlassungen an Handels- und Albert-Einstein-Straße auf 600 000 Kilowattstunden (kW/h) beziffert. Rund 290 000 kW/h erzeugt die Photovoltaik-Anlage jährlich, nutzen kann Steinco davon 214 000 kW/h. Das liegt daran, dass die Solartechnik auf den Dächern von Steinco ohne Speicher arbeitet.

Das heißt: Wird tagsüber produziert und entsprechend Strom verbraucht, dann nutzt Steinco, was die Photovoltaik liefert und ergänzt dies mit Energie aus dem Netz. Am Wochenende, wenn nicht gearbeitet wird, speist die Anlage den erzeugten Strom in das Netz ein. „Das macht ungefähr 27 Prozent des jährlich erzeugten Stroms aus, die wir leider zu sehr schlechten Konditionen in das Netz geben“, bemerkt Ralf Goos und fügt hinzu: „Die statistischen Werte sind Ergebnisse unter Laborbedingungen, da sind also leichte Abweichungen in der Realität möglich.“

Der Geschäftsführer und Diplom-Ingenieur sieht einen Unterschied zwischen gewerblicher und privater Nutzung von Photovoltaik: „Für Privatleute macht ein Zwischenspeicher durchaus Sinn, weil die tagsüber, wenn die Anlage Strom erzeugt, nicht zu Hause sind und den Strom erst abends verbrauchen. Das ist bei uns in der Firma anders – wir produzieren und verbrauchen tagsüber, weshalb sich ein Speicher nicht lohnt.“

Die Lebensdauer liegtbei mindestens 20 Jahren

Das Foto von einer Drohne verdeutlicht die Dimension der Solar-Anlage auf den Dächern der Firma Steinco in Wermelskirchen.

Steinco stellt Rollen und Räder für den weltweiten Markt her, beschreibt Ralf Goos: „Wir exportieren unglaublich viel.“ Eine Energie-Einsparung über den hauptsächlich verwendeten Werkstoff hält der Steinco-Geschäftsführer für unmöglich: „Unser Werkstoff ist Kunststoff. Stahl wäre noch energieintensiver und beispielsweise Holz keine ernsthaft machbare Alternative.“

Mit Blick auf folgende Generationen ist Ralf Goos überzeugt: „Wir müssen alle etwas tun, um CO2 einzusparen.“ Jedes Hausdach brauche eine Solaranlage – „das spart immens“. Aber, so stellt Goos kritisch fest: „Unsere Gesellschaft darf nicht glauben, dass, wenn wir alle Solar nutzen, alles gut ist. Das stimmt so einfach nicht, weil der Wirkungsgrad nicht ausreicht.“ Ebenso kritisch kommentiert Ralf Goos: „Für den Bau von Solaranlagen für Industrieunternehmen gibt es keine Förderung.“

Mario Annunziata stellt zu der Steinco-Solaranlage fest: „Derartige Anlagen sind in den ersten fünf Jahren wartungsfrei. Die Lebensdauer liegt bei mindestens 20 Jahren, wir gehen aber von 30 bis 40 Jahren aus. In den ersten 20 Jahren hat solch eine Anlage vielleicht einen Leistungsverlust von fünf Prozent.“ Hochgerechnet spare die Photovoltaik-Technik auf dem Steinco-Dach mit ihrer Strom-Erzeugung zwischen 130 und 180 Tonnen CO2 im Jahr ein.

Mit der Umsetzung des Projekts war Markus Gerstberger vom Steinco-Einkauf betraut: „Solch eine Aufgabe ist sicherlich ungewöhnlich, aber wir beschäftigen uns neben dem Alltagsgeschäft ständig mit Ideen und Projekten.“ Im Dezember 2021 begannen die Planungen, im April 2022 lagen die Einspeise-Genehmigung durch das Versorger-Unternehmen Bergische Energie- und Wasser GmbH (BEW) sowie die statische Freigabe durch das Bauamt vor. „Die Fertigstellung war ursprünglich für November 2022 geplant, was sich um gut zwei Monate verzögerte wegen der allseits bekannten Lieferengpässe“, erinnert Markus Gerstberger. Steinco habe das Projekt bereits vor dem Ukraine-Krieg und den in der Folge steigenden Energie-Preisen geplant, sagt Ralf Goos: „Ich gehe davon aus, dass die Energie-Preise auf einem höheren Niveau bleiben werden als vor dem Krieg in der Ukraine.“

Hintergrund

Die Solaranlage auf dem Steinco-Dach rechnet sich für das Unternehmen. „Bei Planungsbeginn sind wir davon ausgegangen, dass sich die Anlage in sieben Jahren amortisiert – das kann durch die gestiegenen Energiepreise jetzt schneller gehen“, beschreibt Steinco-Geschäftsführer Ralf Goos: „Wir haben eine gute halbe Millionen Euro investiert.“ Die 900 Solarmodule auf den Steinco-Dächern sind in Ost-West-Ausrichtung installiert. Ihr Neigungswinkel liegt zwischen sieben und zwölf Grad, sagt Mario Annunziata, der sich mit seinem Betrieb seit 20 Jahren auf Photovoltaik spezialisiert hat: „Seit den gestiegenen Energiepreisen boomt die Nachfrage nach Solartechnik besonders im gewerblichen Bereich.“

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