In der Schwanenschule
Schüler werden Energiespar-Detektive
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- VonAnja Carolina Siebelschließen
Kinder der dritten und vierten Klassen lernen, welche Stromfresser es im Haushalt und der Schule gibt.
Wermelskirchen. Pia weiß, welche Stromfresser es im Haushalt ihrer Familie gibt. „Den Trockner zum Beispiel“, sagt die Schwanenschülerin. „Oder wenn die Spülmaschine nicht voll ist, man sie aber trotzdem anschaltet.“ Und auch Marlene hat noch Verbesserungspotenzial für zuhause: „Meine Mutter wusste zum Beispiel gar nicht, dass man den Backofen fünf Minuten vor Ende der Backzeit schon ausschalten kann.“
Zu Gast im Unterricht der Klasse 4c der Schwanenschule war am Dienstagvormittag Amelie Klöffer. Die Umweltsozialwissenschaftlerin von der Verbraucherzentrale Düsseldorf möchte Kinder zu Energiespar-Detektiven ausbilden.
„In jeder dritten und vierten Klasse bei uns sind die Mitarbeitenden der Verbraucherzentrale jeweils dreimal zu Gast“, erklärt Schulleiterin Katrin Wagner. „Und die Kinder sind zum Großteil mit vollem Eifer dabei.“ Interesse am Thema Energiesparen würden alle zeigen – vom Schüler mit Förderbedarf bis zur Klassenbesten. „Ziel ist es, dass sie das Gelernte nach Hause in ihre eigene Familie bringen – und auch hier in der Schule Energiefresser aufspüren“, erläutert die Schulleiterin. Denn, das ist den meisten Schülern längst klar: Energie kostet viel Geld und ein hoher Energieverbrauch schadet dem Klima und der Umwelt.
Das können die Kinder der 4c auch in einem kindgerechten Film sehen, den Amelie Kläffer mit nach Wermelskirchen gebracht hat. Darin wird erklärt, dass es verschiedene Gase gibt, wie Kohlendioxid, Methan oder Wasserstoff, die in der Atmosphäre kursieren und in einer Überproduktion teils dem Klima schaden. „Wenn die Kühe pupsen, dann bildet sich ja auch Methan“, weiß Aros. Im Film erschien es ihm lustig, dass die Erde Fieber hat, wenn sie sich zu sehr erwärmt. „Aber das ist eigentlich überhaupt nicht lustig, denn Trockenheit und dauerhafte Hitze schadet uns allen“, betont Hanna. Insgesamt sechs Schulstunden dauert die Ausbildung zum Energiespar-Detektiv oder zur Energiespar-Detektivin an der Schwanenschule – für alle Dritt- und Viertklässler. Am 21. März bekommen die teilnehmenden Kinder dann in einer kleinen, offiziellen Feierstunde ihre Zertifikate. Und dürfen sich fortan „Energiespar-Detektiv“ nennen.
Einige Schüler haben schon Vorwissen, für andere ist es neu
Voriges Jahr gab es eine entsprechende Aktion bei der Stadt Wermelskirchen. Jeweils zwei Schüler aller Schulen in Wermelskirchen konnten sich damals bei einem Workshop zu Energiespar-Experten weiterbilden lassen – und sollten die gesammelten Ideen und Impulse dann mit in ihre Klassen nehmen. „Es war aber dann nicht einfach für die Kinder, das Gelernte an ihre Schulkameraden weiterzugeben“, berichtet Katrin Wagner. Deshalb platzierte die Schwanenschul-Leiterin das Thema jetzt im Schulalltag. Und es entstand der Kontakt zur Düsseldorfer Verbraucherzentrale.
„Es ist aus unserer Sicht wichtig, dass sich auch die Grundschüler schon Gedanken um Umweltthemen machen“, findet Katrin Wagner. Einige Schüler hätten schon viel Vorwissen, würden Mitschüler und Lehrer beispielsweise schon darauf hinweisen, wenn das Licht mal zu lange brennt, gleichwohl alle den Raum bereits verlassen hätten. „Aber andere sind mit dem Thema eher noch nicht in Berührung gekommen.“ Das habe sich nun hoffentlich geändert. Klassenlehrerin Gunhild Dahlhoff ist jedenfalls begeistert, mit welchem Engagement die Schüler sich dem Thema Klimaschutz und Energiesparen seit einer Woche widmen. „Beeindruckt hat sie meines Erachtens besonders das Memory“, erzählt die Pädagogin. „Da gab es gegensätzliche Fotos, die ein Pärchen bildeten. Zum Beispiel ein Wäscheständer, der fröhlich dreinblickte und ein Wäschetrockner mit grimmigem Gesicht.“ „Die Kinder haben zuhause gleich weitergegeben, dass man Wäsche öfter an der Luft trocknen könnte“, berichtet Gunhild Dahlhoff.
Und die Schüler sind auch im Unterricht mit Amelie Klöffer aufmerksam: „Man kann zum Beispiel mit dem Zug in den Urlaub fahren. Oder Fahrgemeinschaften mit anderen Familien bilden“, schlägt Hanna als Energiespar-Tipp für die Ferien vor. Und Aros mahnt: „Der Computer da vorne der braucht auch ganz schön viel Strom. Wir könnten ihn eigentlich jetzt langsam mal ausschalten.“
Programm
Mit einem Bildungsprogramm wendet sich die Verbraucherzentrale NRW an Schulen. Dazu gehört nicht nur ein Materialpaket, das Bildungseinrichtungen zur Verfügungen gestellt wird. Die Fachleute bieten auch zu verschiedenen Themen einen Besuch und Workshops an.
www.verbraucherzentrale.nrw
Standpunkt von Anja Carolina Siebel: Früh sensibilisieren
Die jungen Energiespar-Detektive der Schwanenschule sind voll in ihrem Element. Die Lehrer berichten mit Begeisterung, wie engagiert die Dritt- und Viertklässler beim Thema Energiesparen bei der Sache sind. Und dass sie schon im Grundschulalter sensibilisiert werden, ist richtig. Denn schon kleine Verhaltensänderungen im Alltag haben mitunter großes Gewicht. Zum Beispiel, die Wäsche zuhause öfter auf der Wäscheleine statt im Trockner zu trocknen, die Spülmaschine erst dann anzuschmeißen, wenn sie wirklich voll ist. Oder: Den Fernseher einfach mal vom Netz zu nehmen, wenn er nicht benötigt wird. Das alles sind zwar keine bahnbrechenden Erkenntnisse, aber welche, die durchaus auch in den Familien mal aufgefrischt werden können. Und dafür eignen sich die Kinder. Sie verstehen bereits die Zusammenhänge und sind schließlich auch die, deren Zukunft davon abhängt, wie jetzt gehandelt wird.