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Schlaganfallhilfe braucht Spenden
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- VonAnja Carolina Siebelschließen
Die Summe habe sich in den vergangenen Monaten im Vergleich zu den Vorjahren halbiert – das hat Folgen.
Wermelskirchen. Brigitte Hallenberg ist verzweifelt. Die Vorsitzende der Schlaganfallhilfe Bergisches Land sorgt sich wie ihre ehrenamtlich Mitarbeitenden um die Zukunft der Initiative. Denn die dringend benötigten Spenden bleiben seit einiger Zeit weitgehend aus. Und das wird spürbar: „Die Spendensumme hat sich mehr als halbiert“, nennt Brigitte Hallenberg Zahlen.
Während sich der Bedarf an fachlicher Unterstützung signifikant erhöhe – während der Öffnungszeiten des Schlaganfallbüros an der Eich geben sich die Hilfesuchenden praktisch die Klinke in die Hand –, schwinden die finanziellen Mittel für die Ehrenamtler.
„Das hat zur Folge, dass wir nicht nur unsere Arbeitskraft und Zeit investieren, sondern auch noch eigenes Geld“, sagt Stefan Zwanzig-Müller, der Brigitte Hallenberg zusammen mit zwei anderen Helferinnen im festen Team bei der Büro- und Selbsthilfearbeit unterstützt. Aufwandsentschädigungen für Fahrten mit dem behindertengerechten Auto oder Benzingeld seien einfach nicht mehr drin.
„Unser Fahrzeug, mit dem wir Menschen mit Rollstuhl oder mobilen Einschränkungen zum Beispiel zu den Gruppentreffen abholen, war zwischenzeitlich sogar kaputt“, berichtet Brigitte Hallenberg. „Nun haben wir das Glück, dass wir in einer Autowerkstatt hier in Wermelskirchen die Arbeitsstunden erstattet bekommen – die Ersatzteile mussten wir aber trotzdem zahlen. Da musste ich unsere Mitglieder um Hilfe bitten. Denn vom Konto hätten wir das nicht nehmen können..“
Für Hilfe, die die Initiative von außen bekomme, etwa in Form der so genannten Selbsthilfeförderung, oder in Form von Sachspenden, sei das Team zwar „unendlich dankbar, aber es reicht eben nicht, für das, was wir leisten müssen“, unterstreicht Brigitte Hallenberg.
Und sie hat noch etwas beobachtet: „Viele denken wohl, die haben so ein geräumiges Büro, denen geht es gut. Das ist aber nicht so.“
Nachdem die Schlaganfallhilfe im Jahr 2021 aus dem alten Büro an der Remscheider Straße wegen Eigenbedarfs der Vermieter ausziehen musste, bat das Team um Brigitte Hallenberg die Stadtverwaltung um Hilfe. Unterstützung kam dann in Form der Leerstandsförderung, gemeinsam mit dem Stadtmarketingverein WiW. Das Prinzip: Von 1000 Euro Mietkosten übernimmt die Stadt derzeit 700 Euro, die Schlaganfallhilfe 300 Euro plus Nebenkosten. „Allerdings endet das Förderprogramm Ende 2023“, sagt Hallenberg. „Danach müssen wir die vollen Kosten tragen.“ Wie das funktionieren soll, wisse sie derzeit noch nicht. „Wir fragen überall nach Fördermöglichkeiten oder einer anderen Art der Unterstützung.“ So sei zum Beispiel die Aktion Mensch ein Anlaufpunkt. Hallenberg: „Wir wenden uns aber auch immer wieder an lokale Initiativen, weisen auf unsere Situation hin. Bisher hatten wir damit aber wenig Erfolg.“
Im Schaufenster des Büros an der Eich liegt Schmuck aus. „Den haben wir von einer Unternehmerin aus Radevormwald bekommen, die ihr Geschäft geschlossen hat“, erzählt Brigitte Hallenberg. „Sie hat ihn uns gespendet und wir können ihn verkaufen.“ Auch Imker-Honig von Privatleuten steht im Büro zum Verkauf bereit und einige Luftfilter. Allerdings seien die Erträge lediglich „Tropfen auf den heißen Stein“.
„Der Arbeitsaufwand, den wir mit steigendem Bedarf haben, lässt sich bald nicht mehr finanzieren“, bringt es Stefan Zwanzig-Müller auf den Punkt. Selbst die den Ehrenamtlern zustehende Aufwandsentschädigung von 820 Euro im Jahr würde nicht mehr ausgezahlt, weil das Geld sonst in der täglichen Arbeit, in den Gruppen, bei den kleinen Anschaffungen des Alltags, fehle. Hallenberg: „Selbst bei solchen Aktionen wie einem Waffel-Verkauf zur Frühjahrskirmes müssen wir uns überlegen, ob sich der Aufwand lohnt. Beim letzten Mal war er jedenfalls auch finanziell höher als die Einnahmen.“
Kontakt
Die Öffnungszeiten des Schlaganfall-Büros an der Eich 47 sind: dienstags von 9 Uhr bis 17 Uhr und donnerstags von 9 Uhr bis 12 Uhr. Erreichbar sind die Ehrenamtler aber praktisch jederzeit per E-Mail oder zu den Öffnungszeiten telefonisch unter der Telefonnummer Tel. (0 21 96) 7 37 92 84.
Standpunkt von Anja Carolina Siebel: Helfer nicht vergessen
Die Spendenbereitschaft ist zurzeit recht hoch. Zumindest gibt es häufig Aufrufe – und die dann veröffentlichten Summen sind nicht zu verachten. Das ist gut so, denn gerade in Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine ist jeder gespendete Cent, der tatsächlich bei der notleidenden Bevölkerung oder den Geflüchteten ankommt, Gold wert.
Vergessen darf man indes aber auch nicht jene Initiativen, die sich seit Jahrzehnten für die Belange von Menschen einsetzen, die Ehrenamtler rekrutieren, sich mit aller Kraft dafür stark machen, dass die Schwächeren ein besseres Leben führen können. Dazu gehört ohne Zweifel die Schlaganfallhilfe Bergisches Land. Denn die meisten sind nach einem Schlaganfall hilflos, wissen nicht, was jetzt weiter geschehen soll.
Die Helfer sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen sofort nach der Kontaktaufnahme da. Eine Unterstützung, die so wertvoll ist.