Couch oder Cabrio? Leben und Möglichkeiten nach dem Job

Karin Nell (hinten r.) zeigte den Teilnehmenden, wie sich ein Netzwerk am Ende des Berufslebens verändern kann.
+
Karin Nell (hinten r.) zeigte den Teilnehmenden, wie sich ein Netzwerk am Ende des Berufslebens verändern kann.
  • Anja Carolina Siebel
    VonAnja Carolina Siebel
    schließen

Beim Workshop ging es um den Eintritt in die Rente, die Herausforderungen dieser Zeit und wie sie möglichst glücklich verläuft.

Von Anja Carolina Siebel

Wermelskirchen. Die Frage „Couch oder Cabrio“ ist am Samstag in den Räumen der Stadtbücherei eigentlich fix beantwortet. „Nur Couch nach dem Renteneintritt, das kann man zwar machen“, sagt Christiane Beyer von der Stabsstelle Demografischer Wandel bei der Stadtverwaltung. „Aber dann hat man schnell viele Kontakte verloren und steht womöglich recht einsam da.“

Allen 20 Teilnehmern des Workshops, den neben Christiane Beyer die Diplom-Pädagogin Karin Nell begleitete, ist schnell klar: Bewegung und Netzwerken sind angesagt nach dem Austritt aus dem aktiven Berufsleben.

Zum zweiten Mal bot die Stadt mit dem Haus der Begegnung und der Bücherei als Kooperationspartnern den Workshop zur Vorbereitung auf das nachberufliche Leben in der Bücherei an. Beyer sagte: „Die Resonanz ist super; noch besser als beim letzten Mal.“ Menschen um die 60, die entweder schon kurze Zeit raus aus dem Berufsalltag sind oder kurz davor stehen, treffen sich dort, tauschen sich aus, lernen Neues voneinander und bleiben bestenfalls auch danach noch in Kontakt.
Dazu auch der Kommentar von Anja Carolina Siebel

Einer davon ist Peter vom Stein. „Ich hatte eine Steuerkanzlei, die ich verkauft habe“, erzählt er. „Ich arbeite jetzt noch als Freiberufler, möchte aber Anregungen bekommen, was ich danach noch so machen kann.“ Seine Erwartungen an den Workshop sind hoch. Denn so wirklich reif für ein waschechtes Rentnerdasein fühlt er sich nicht. „Ich möchte Impulse sammeln, neue Projekte angehen.“

Ähnlich geht es Bodo Fischer. Er arbeitet noch als Controller im Homeoffice; allerdings schon mit reduzierter Stundenzahl. Beim Gedanken an den Renteneintritt wird ihm noch etwas mulmig. „Ich möchte auch schon für den Übergang etwas Sinnvolles finden, womit ich mich beschäftige. Ich möchte nicht in ein Loch fallen; das habe ich von manchen gehört, dass das nach dem Abschied aus dem Berufsleben so sein kann.“ Aber, und das stellen die Teilnehmer während des Workshops gemeinsam fest, es gibt auch eine Fülle von Möglichkeiten, die sich nach dem Job für sie auftun. „Man muss sie nur finden“, lädt Christiane Beyer ein, aktiv auf die Suche zu gehen.

Sie wirbt auch bei Unternehmen für einen konstruktiven sogenannten Offboarding-Prozess für ältere Mitarbeitende. „Denn genauso wie die Unternehmen Menschen beim Eintritt ins Berufsleben begleiten sollten, sollten sie das auch beim Austritt tun“, betont Christiane Beyer.

Sie selbst würde diese Prozesse bei der Stadtverwaltung begleiten. „Bei vielen Mitarbeitenden ist ja durchaus noch Potenzial und Lust, weiterzumachen. Vielleicht nicht so stundenintensiv wie zuvor, aber eben doch weiter im alten Job. Diese Mitarbeiter brauchen wir ja auch, wir setzen auf ihre Erfahrung und ihr Know-how. Begleiten wir sie aber nicht intensiv zum Ende ihres Berufslebens, sind sie nach einer Zeit raus aus dem Prozess und für uns nicht mehr zu greifen. Deshalb gilt es, Kontakt zu halten und Wünsche und Bedürfnisse miteinander abzusprechen.“

Aber manch einer hat vielleicht gar kein Interesse, im Beruf weiterzumachen, sondern möchte sich ehrenamtlich engagieren. Da ist dann Hans Erwin Hermann der richtige Ansprechpartner, der ebenfalls beim Workshop präsent ist. Hermann ist Koordinator der Freiwilligenbörse. „Wir schauen dann gemeinsam, welche Initiative Bedarf hat und welches Ehrenamt zum Betreffenden passt“, erklärt er das Prozedere bei der Beratung.

Haus der Begegnung will sich neuer Zielgruppe öffnen

Eins sei klar, unterstreicht Christiane Beyer: „Den klassischen Ruheständler, der sich nach dem Renteneintritt zurückzieht und vielleicht ein Pöstchen im Verein übernimmt, gibt es immer seltener. Die Leute haben gewisse Ansprüche, denen auch wir als Stadt mit Kooperationspartnern gerecht werden wollen.“

So möchte sich beispielsweise auch das Team des Hauses der Begegnung neu aufstellen, sich für neue, jüngere Zielgruppen öffnen. Ein erster Schritt war das gemeinsame Essen dort in der Mittagspause. Christiane Beyer berichtet: „Aus dem ersten Workshop entstand auch die Idee, einen neuen Kunstkurs im Haus der Begegnung zu etablieren, der genau die Zielgruppe anspricht. Ein Teilnehmer hatte sich dafür starkgemacht.“

Projekt

Bis Mai 2024 wird Wermelskirchen als Pilotkommune von Fachleuten begleitet. Das Ziel: „Die Lebensqualität älterer Menschen soll mit passenden Angeboten in den Bereichen der Gesundheitsförderung erhalten und verbessert werden“, erklärt Christiane Beyer, die das Projekt federführend betreut.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Neue Ideen für Arbeit mit Konfirmanden
Neue Ideen für Arbeit mit Konfirmanden
Neue Ideen für Arbeit mit Konfirmanden
Bürgerhaus erlebt eine Sternstunde
Bürgerhaus erlebt eine Sternstunde
Bürgerhaus erlebt eine Sternstunde
37 Kinder empfangen in St. Michael die Erstkommunion
37 Kinder empfangen in St. Michael die Erstkommunion
37 Kinder empfangen in St. Michael die Erstkommunion
Fischhaus am Schwanen ist dicht
Fischhaus am Schwanen ist dicht
Fischhaus am Schwanen ist dicht

Kommentare