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Radfahrer geben der Stadt die Note 4,31
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Wermelskirchen landet beim ADFC-Fahrradklima-Test weit hinten.
Von Susanne Koch
Wermelskirchen. 4,31 – das ist die Gesamtnote, die Wermelskirchen im ADFC-Fahrradklima-Test bekommen hat. Bundesweit liegt die Stadt damit in der Kategorie der Städte mit 20 000 bis 50 000 Einwohnern auf Platz 381 von 447. Und im Landesvergleich NRW auf Platz 114 von 125 in der Ortsgrößenklasse. Das ist schlechter als beim letzten Test von 2020.
„Die Benotung von Wermelskirchen ist leider immer noch nicht befriedigend“ , sagt Sabine Krämer-Kox, die Vorsitzende des ADFC Wermelskirchen/Burscheid. Es fehle der Wille von Politik und Verwaltung, tatsächlich Wege für den Radverkehr einzurichten, auch da, wo es den motorisierten Individualverkehr stört. Der Radverkehr brauche Flächengerechtigkeit. „Allerdings fallen die Noten in Wermelskirchen ähnlich aus wie bei vergleichbaren Städten aus der Umgebung. Wir brauchen insgesamt eine größere Fahrradfreundlichkeit umgesetzt.“
Von den 27 Fragepunkten sei nur einmal die Note gut vergaben worden – bezüglich des Fahrraddiebstahls, der wohl in Wermelskirchen selten sei. Wenn in diesem Jahr der Loches-Platz mit seinen Geschäften, Ärzten und Dienstleistern eröffne, werde sich das Verkehrsaufkommen in Wermelskirchen noch einmal erhöhen. „Es gibt weniger Parkraum für Fahrzeuge – und die Gefahr besteht, dass Radverkehrswege blockiert werden“, sagt Sabine Krämer-Kox.
Radfahrer: Wer ein Eis will, muss sich durch die Kurve quetschen
„Hier würden wir Radfahrer uns grundsätzlich wünschen, dass diese deutlicher gekennzeichnet werden, aber auch öfter kontrolliert.“ Und auch wenn es keiner mehr wirklich hören wolle, es wäre schon eine Erleichterung, wenn Radfahrer die Telegrafenstraße in beide Richtungen befahren könnten. „Es darf ja insgesamt nur die Geschwindigkeit 20 Stundenkilometer gefahren werden“, sagt die ADFC-Vorsitzende. „Und wenn die Stadt die Kurve am Eiscafé Venezia etwas vergrößern würde, könnten Radfahrer in beide Richtungen fahren.“ Vor ein paar Jahren hatte ein Gericht anders entschieden. Es ging aber nur um zwei Zentimeter.
Wermelskirchener und Wermelskirchenerinnen bewerten auch die fehlende Breite von Radwegen als mangelhaft. Sichere Umleitungen für den Radverkehr seien kaum vorhanden oder nicht genug ausgeschildert. „Schon alleine, um auch mehr touristische Radfahrerinnen und Radfahrer in den Ort zu ziehen, wäre eine gerade Achse von der Grünestraße bis zur Thomas-Mann-Straße und Zenshäuschen notwendig“, sagt Sabine Krämer-Kox. „Dann könnte die Balkantrasse noch anders genutzt werden und Touristen kämen mitten durch die Stadt – zum Vorteil von Wermelskirchen.“
Wichtig sei es auch, an den Schülerverkehr zu denken. „Eltern fahren viermal mit dem Pkw, um ihre Kinder hinzubringen und abzuholen. Das lässt sich durch gut ausgebaute Radwege verändern“, sagt die ADFC-Vorsitzende. „Die Schülerinnen und Schüler würden sicher lieber unabhängig von ihren Eltern in die Schule und zu Vereinen fahren.“
Sabine Krämer-Kox plädiert dafür, dass bei allen Neubauvorhaben, direkt an die Radfahrer mitgedacht wird. Und dass Gehwege beispielsweise als Geh- und Radweg ausgebaut werden. „Und Rücksichtnahme ist mir sehr wichtig, das gilt übrigens auch für Radfahrerinnen und Radfahrer, die sich verkehrswidrig verhalten“, sagt die ADFC-Vorsitzende. „Wir kommen nur weiter, wenn wir alle mehr an den anderen denken und auch so handeln.“ Bis zur Fahrradfreundlichkeit sei es noch ein langer Weg.
ADFC-Fahrradtour
Am kommenden Samstag startet der ADFC Wermelskirchen/Burscheid zu einer gemütlichen Radtour mit Selbstverpflegung zur Kirschblüte an die Wupper. Treffpunkte sind um 11 Uhr am Alten Bahnhof in Burscheid, Montanusstraße 15a, und 11.45 Uhr am Hotel zum Schwanen, Schwanen 1, in Wermelskirchen. Die Tour ist ca. 45 Kilometer lang und verläuft auf Nebenstraßen sowie der Balkantrasse. Es sind 430 Höhenmeter zu überwinden. Entlang der Sengbachtalsperre führt der Weg an die Wupper. Dem Flussverlauf folgend, verläuft die Strecke nach Rüden zu den japanischen Kirschbäumen.
Kommentar von Susanne Koch: Es fehlt an Personal
Bis wir in unseren Breiten eine wirklich fahrradfreundliche Gesellschaft haben, wird es noch eine ganze Weile dauern. Denn viele Projekte lassen sich nicht so schnell umsetzen, selbst wenn das Geld da wäre. Es fehlt an Personal und an Ressourcen.
Den Fahrradklima-Test des ADFC muss man somit immer als deutliches Signal verstehen. Ein deutliches Signal, dass an diesem Thema noch eine Menge gearbeitet werden muss. Dass es Schritt für Schritt auch positiv vorangeht, zeigt beispielsweise die Note mangelhaft, die für den Winterdienst in Wermelskirchen noch im letzten Klima-Test vergeben wurde. Dabei konnte die ADFC-Vorsitzende Sabine Krämer-Kox nun schon Veränderungen feststellen. Sie lobt den Winterdienst sehr für seinen Einsatz in diesem Jahr.
Für die Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger ist es wichtig, dass alle lernen, den anderen mit im Blick zu haben. Autofahrer die Radfahrer, aber auch Radfahrer die Fußgänger.