Aktion
Praxis-Team spendet gemeinsam Blut
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In der onkologischen Praxis von Dr. Dilek Kalkan brauchen Menschen oft eine Spende.
Wermelskirchen. Joana Ritzenhöfer weiß, warum sie an diesem Dienstag noch nach Feierabend im Foyer des Bürgerzentrums steht und sich kurz ärztlich untersuchen lässt. Wie ihre Kolleginnen aus der Onkologischen Praxis von Dr. Dilek Kalkan (KHOP) möchte sie Blut spenden. Sie selbst hat das schon einige Male gemacht; für ihr Team aus der Praxis ist es das erste Mal. „Die Idee stammte von unserer Teamleiterin Marie Roye“, erzählt Chefin Dr. Dilek Kalkan.
Und das hatte einen besonderen Anlass. „Eine Patientin mit einer Knochenmarkserkrankung war bei uns“, berichtet Dr. Dilek Kalkan. „Sie war dringend auf eine Bluttransfusion angewiesen, weil es ihr aufgrund einer Blutarmut körperlich schlecht ging. Eigentlich hätte sie zwei Erythrozyten-Konzentrate gebraucht, wir hatten aber nur eins zur Verfügung.“ Das komme vor: „Der Blutspendedienst kommuniziert uns das dann auch, dass der Vorrat mal wieder knapp ist“, erklärt die Medizinerin.
Blut besteht aus zwei Hauptbestandteilen: der Blutflüssigkeit, dem so genannten Plasma, und den zellulären festen Bestandteilen, den sogenannten Blutzellen. Dazu zählen zum Beispiel die roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten). Die Blutzellen werden im Knochenmark gebildet.
Jede Zelle und jedes Teilchen hat im Blut eine notwendige Funktion, wie zum Beispiel den Transport von Sauerstoff und Nährstoffen, die Abwehr von Krankheitserregern, die Blutstillung und den Wärmetransport innerhalb des Körpers.
Menschen mit Blutarmut, die beispielsweise durch gut- und bösartige Blut- oder Knochenmarkserkrankungen, Tumore oder auch Chemotherapien hervorgerufen werden kann, leiden je nach körperlicher Konstitution und Vorerkrankungen unter verschiedensten Beschwerden: Luftnot oder starke Müdigkeit können dazugehören. Und auch die Organe werden bei einer Blutarmut dauerhaft geschädigt. „Wir erleben vor allem um Feiertage herum oft, dass unsere Patienten eigentlich zwei Konserven benötigen würden, aber gerade nur eine vorhanden ist“, schildert auch Joana Ritzenhöfer Situationen aus dem Praxisalltag. „Sie müssten dann einen Tag später noch mal wiederkommen, möglicherweise Wege auf sich nehmen.“ Marie Roye nahm eine solche Situation zum Anlass, die gemeinsame Blutspende vorzuschlagen. „Wir hatten sofort mehrere Interessenten bei uns“, berichtet Dr. Dilek Kalkan. Und so war die Idee geboren, gemeinsam Blut zu spenden.
500 Milliliter in fünf Minuten sollen abgezapft werden. Eine Information, die den jungen Frauen erst einmal die Schweißperlen auf die Stirn treibt. „In so kurzer Zeit so viel“, flüstert eine.
Jamie Sikorski, Auszubildende in der Praxis KHOP, setzt sich mutig zuerst auf den Stuhl und lässt sich Blut entnehmen. Hinschauen mag sie währenddessen zwar nicht. Am Ende ist es für sie und ihre Kolleginnen aber dann doch ein Leichtes gewesen. Und: Sie haben gemeinsam etwas für erkrankte Menschen getan; im Zweifel auch für ihre eigenen Patienten.
Entgegen dem allgemeinen Trend der zurückgehenden Zahl an Blutspenden, den das DRK beklagt, ist die Ortsgruppe Wermelskirchen zufrieden. „Nächstenliebe wird bei uns offenbar immer noch groß geschrieben“, sagt Tobias Koebke vom Roten Kreuz Wermelskirchen. „Wir hatten auch am Dienstag wieder eine große Zahl an Blutspendern, davon sogar 20 Neuspender.“
Aufgrund der Corona-Pandemie habe es lange keine Ehrungen verdienter Spenderinnen und Spender in Wermelskirchen mehr gegeben, Das solle sich jetzt wieder ändern, kündigt Tobias Koebke an. „Uns ist es wichtig, verdiente Spender zu ehren, aber wir sind auch auf Neuspender angewiesen.“
Termin
Täglich werden rund 15 000 Blutspenden für die Versorgung von Menschen in Deutschland benötigt. Der DRK-Blutspendedienst organisiert Blutspenden in der gesamten Region.
Der nächste Termin vor Ort ist am Montag, 13. März, 15 bis 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Dabringhausen.
Standpunkt von Anja Carolina Siebel: Ansporn zum Spenden
Blutspenden gibt es eigentlich immer zu wenig. Zwar freut sich das Rote Kreuz in Wermelskirchen noch über spendenfreudige Bürgerinnen und Bürger. Aber insgesamt sieht es eher dürftig aus. Das spüren Praxen und Kliniken im medizinischen Alltag häufig daran, dass sich zum Beispiel Patienten, die eigentlich zwei Konserven benötigen würden, mit einer zufrieden geben müssen. Das betrifft zwar keine lebensbedrohlichen Fälle, aber Menschen, deren Lebensqualität aufgrund einer Blutarmut eingeschränkt ist.
Vorbildlich, dass das Team der Praxis von Dr. Dilek Kalkan dem entgegenwirken will und mit der eigenen Spende ein Zeichen setzt. Denn gerade als onkologisches Praxisteam haben sie täglich mit betroffenen Patientinnen und Patienten zu tun. Bekommen hautnah mit, was es heißt, auf Blutspenden angewiesen zu sein.
Bleibt zu hoffen, dass sie Vorbild für viele weitere Neuspender sein können, die in der Zukunft beim DRK vorbeischauen.