Karneval
Nach dem Kreativstau gibt es Kekse
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Die Jecken von Noch Löher bei Kölle bauen einen neuen Wagen für den Rosenmontagszug.
Von Theresa Demski
Wermelskirchen. Die Stimmung ist bestens. Andere sitzen jetzt zu Hause im Warmen am Frühstückstisch. „Aber für uns ist das hier Ehrensache“, sagt Christian Joksch und deutet auf Farben, Holz und Werkzeug. Seit Anfang des Jahres treffen sich die Jecken vom Löher Karnevalsverein Noch Löher bei Kölle jeden Samstagvormittag in der Halle von Familie Scheerer – und bauen ihren Karnevalswagen. Die Männer können die karnevalistische Hochsaison gar nicht abwarten. „Es gab einen richtigen Kreativstau“, berichtet Christian Joksch vom ersten Vereinstreffen nach der Pandemie. Die Ideen sprudelten, die Vorfreude war greifbar und die Pläne für die Rückkehr in den Karneval nach Corona nahmen Gestalt an. „Unser Thema ist immer eine Gemeinschaftsentscheidung“, sagt Joksch.
Inzwischen könnten die Löher Karnevalisten ganz gut abschätzen, welche Ideen realistisch seien. Schnell entstehe in den Köpfen der erfahrenen Jecken ein Bauplan. Und dann deutet er auf die große Arbeitsfläche, auf der gerade ein riesiger angebissener Keks Gestalt annimmt. „Wir wollen Kekse“, sagt er und lacht. Darin waren sich am Ende fast alle Löher Karnevalisten einig und stimmten für das Krümelmonster als Galionsfigur in diesem Jahr. Während die Männer am Samstag bauen, treffen sich die Frauen zum Nähen der flauschigen Kostüme. Vielmehr verraten die Jecken nicht – schließlich wünschen sie sich für den Rosenmontag auch noch einen kleinen Überraschungseffekt. Der Blick hinter die Kulissen verlangt also eine gewisse Verschwiegenheit – zumal der Wagen langsam Gestalt annimmt.
„Vor Corona hatten wir einen Wagen, den wir jedes Jahr neu ausgestattet haben“, erzählt Joksch. Während der Pandemie wurde der Wagen verkauft. Also mussten die Jecken aus Löh in diesem Jahr von vorne anfangen: Der neue Wagen misst 42 Zentimeter weniger, brauchte also einen neuen Aufbau. „Der ist inzwischen fertig“, sagt Joksch und deutet auf das Holzgerüst, das genau an den richtigen Stellen Platz für Kamelle und Strüssjer bietet. „Und hier haben wir einen Motor eingesetzt“, verrät Christian Joksch und deutet auf den Aufsatz.
Schließlich haben die Löher Jecken mehr als 25 Jahre Karnevalserfahrung. Und die hat sie auch gelehrt: Bewegte Objekte sind beim Straßenpublikum beliebt. „Deswegen war schnell klar: Der Keks muss sich bewegen“, erzählt Joksch. Sobald die Farbe auf dem Holzkeks also getrocknet ist, soll das stattliche Exemplar einen Platz auf dem Wagen und einen Anschluss an den Motor finden. Dazu kommen Boxen, Musik und Deko. Rund drei Wochen bleiben den Löhern noch, bevor sie mit dem Wagen auf die Straße wollen. „Aber das kriegen wir gut hin“, sagt Joksch. Schließlich bringt sich jeder mit seinen Talenten ein. „Und diese Halle hier bringt uns weit nach vorne“, weiß Joksch. Früher hätten sie unter freiem Himmel gebaut, abhängig von Wetter und Temperaturen. Aber seit Familie Scheerer ihnen ein Plätzchen in der Halle angeboten hat, hält die Karnevalisten nichts mehr ab.
Was sie motiviert? „Die Gemeinschaft“, erklären Joksch und Ralf Rauchel wie aus einem Mund und die andern Männer nicken. „Viele von uns sind schon lange dabei“, sagt Christian Joksch. „Und wir sind einfach gerne bekloppt“, ergänzt Rauchel und lacht. Mehr als 50 Karnevalisten aus Löh spazieren beim Rosenmontagszug mit. Einer der jüngsten wird Nicklas sein: Mit seinen 16 Monaten wird er natürlich auch ein Kostüm tragen, kündigt Papa Christian Joksch an. Und dann erinnert er sich, wie sein ältester Sohn vor der Pandemie zum ersten Mal Kamelle warf und Strüssjer verteilte. „Das hat ihn so stolz gemacht“, erzählt er, „und es fiel ihm gar nicht schwer, mit seinen drei Jahren die Süßigkeiten zu teilen.“ Das Glänzen in den Augen der Kinder am Straßenrand motiviert genauso die alten Hasen im Verein. „Es ist ein besonderer Tag“, sagt Joksch, „gut, dass wir wieder feiern können.“
Der Zusammenhalt unter den Löher Karnevalisten hat übrigens auch die Pandemie überstanden. Austritte habe es nicht gegeben, sagt Joksch. Federn gelassen hat der Verein aber, gerade bei den drei Tanzgruppen: die Löher Schwestern, die Löher Flurschäden und die Löher Mädels, die dieses Jahr nicht auftreten werden.
Gefeiert wird aber auf jeden Fall. Traditionell übernehmen die Löher an Altweiber die Theke in Dabringhausen. Auch bei „Wir unter uns“ feiern die Löher mit. „Das wird ein großes Wiedersehen“, sagt Joksch. Die Vorfreude liegt in der Luft. Am Rosenmontag hat dann der Keks seinen großen Auftritt – bei der Rückkehr des Straßenkarnevals in Dabringhausen.
Restkarten
Der Kinderkarneval am 12. Februar ist bereits ausverkauft. Für die Altweiberparty (ab 16 Jahren) am 16. Februar ab 20 Uhr gibt es noch Karten für 5 Euro im Vorverkauf. Für „Wir unter uns“ am 18. Februar, 19.11 Uhr, gibt es Restkarten für Stehplätze für 15 Euro im Vorverkauf. Der Rosenmontagszug quer durchs Dorf beginnt am 20. Februar um 10.30 Uhr.