Konzert
Musikalischer Advent mit berührenden Arien
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Der Männergesangverein Dhünn lud die Zuhörer beim Weihnachtssingen zum Mitmachen ein.
Von Theresa Demski
Wermelskirchen. Die Sänger tragen Anzug, weiße Hemden und rote Fliegen, die Lichter im Weihnachtsbaum in der kleinen Dhünner Kirche glitzern und draußen duftet es schon nach Glühwein: Weihnachten wirft seinen Glanz voraus. Zum ersten Mal nach den Entbehrungen der Corona-Pause hat der Männergesangverein (MGV) wieder zum Weihnachtssingen eingeladen. Die Kirche ist am Sonntagabend voll, viele Dhünner nehmen sich Zeit für musikalische Weihnachtsstimmung und besondere Melodien.
Etwas kleiner als sonst verzaubert der Chor die Zuhörer
Die Männer des Chores setzen an diesem Abend auch ein Zeichen: Fürs erste haben sie die Zeit der Pandemie überstanden – anders als viele andere Chöre im Bergischen Land. Zwar nehmen am Sonntag weniger Sänger als sonst ihren Platz im Altarraum ein, aber der MGV ist weiter singfähig. „Das Programm fällt etwas kürzer aus, und wir laden Sie ein, mitzusingen“, kündigt Vorsitzender Wolfgang Weber an. Schließlich habe der neue Dirigent nicht viel Gelegenheit gehabt, mit dem Chor zu proben. Oliver Firl hat in der Pandemie das Dirigat übernommen. Für diesen Auftritt haben ihn seine Sänger ein bisschen überreden müssen.
Davon ist beim Weihnachtssingen aber nichts mehr zu spüren: Der Dirigent ist in seinem Element – obwohl die Orgel kurzfristig nicht spielbar ist. Firl bleibt daraufhin einfach am Klavier. Von dort aus begleitet er gelegentlich seine Sänger. Und dort setzt er auch zu zwei Arien an, die das Publikum in der Kirche begeistern. Erst singt er aus Händels „Messias“ die Arie „Tröstet, mein Volk“, später dann „Noel“. Und das Publikum bedankt sich mit langem, aufrichtigem Applaus für die unerwarteten Klänge.
Unterdessen setzt der Männergesangverein auf vertraute Melodien. „Leise rieselt der Schnee“ stimmen sie an und „Süßer die Glocken nie klingen“. Die meiste Zeit bleibt es ruhig und getragen. Und in diesen Klang stimmt auch Pfarrer Albrecht Keller in seiner kleinen Ansprache während des Konzertes ein: Er setze gerne die Tradition seiner Vorgänger fort und beteilige sich mit einer kleinen Andacht am Weihnachtssingen, erzählt er. „Denn das Singen liegt mir am Herzen“, erzählt Pfarrer Keller, „es ist eine Lebenshaltung.“ Wer singe, der besinne sich auf etwas anderes als auf den zuweilen schwierigen Alltag und die Probleme in der Welt. „Singen und Loben zieht nach droben“, zitiert er eine alte Volksweisheit. Und deswegen sei es so erfreulich, dass der MGV die Pandemie überlebt habe. „Männerchöre haben diesen unvergleichlichen Klang, der nur noch selten zu hören ist“, bescheinigt er dem MGV. Und so stifte das Singen Gemeinschaft und Identität.
Das zeigt auch das Weihnachtssingen am Sonntagabend: Gerne stimmen die Zuhörer mit ein, als der Chor „Macht hoch die Tür“ und später „Tochter Zion“ singt. Und bevor Wolfgang Weber das Publikum noch zum Singen auf dem Kirchplatz und einem warmen Glühwein einlädt, stimmen die Männer noch die Friedenshymne von Gotthilf Fischer an. Ein berührendes Finale in der Dhünner Kirche.