Brauchtum

Menschen pilgern zu den Osterfeuern

Die Junge Union hatte ihr Holz am Wanderparkplatz aufgeschichtet.
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Die Junge Union hatte ihr Holz am Wanderparkplatz aufgeschichtet.

Geselligkeit wurde bei der Jungen Union und bei TuRa Pohlhausen groß geschrieben.

Von Peter Klohs

Wermelskirchen. Einer der traditionsreichsten und ältesten Frühlingsbräuche ist das Osterfeuer. Vermutlich zunächst heidnischen Ursprungs, eignete sich die Kirche diesen Brauch erst später an. Erste Belege für diese Tradition finden sich in schriftlicher Form im Jahr 751. Das Osterfeuer symbolisiert den Sieg des Lichts über die Dunkelheit, die Lichtwerdung durch die Auferstehung Christi.

Für die Junge Union Wermelskirchen als Gastgeber des Osterfeuers am Wanderparkplatz Eifgen steht all dies jedoch nicht im Vordergrund. „Nach den Zeiten von Corona ist es wichtig, dass das Brauchtum fortgeführt wird“, sagt Thorben Wocke, Vorsitzender der Wermelskirchener Jugendorganisation der CDU. „Das Zusammensein ist den Menschen extrem wichtig geworden, Geselligkeit wird sehr groß geschrieben.“

Der Besucherandrang am Karsamstag, an dem bundesweit die meisten Osterfeuer entzündet werden, scheint ihm Recht zu geben. Mit etwa 30 Gästen habe man kalkuliert, berichtet Wocke. Ein Blick in die Runde beweist, dass es sicher die doppelte Anzahl an Besuchern geworden ist. Unter ihnen auch Prominenz aus Verwaltung und Politik: Der 1. Beigeordnete Stefan Görnert ist anwesend, desgleichen der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Hermann-Josef Tebroke und der 1. stellvertretende Bürgermeister, Stefan Leßenich.

Klassisches Stockbrot erfreute Groß und Klein am Feuer von TuRa Pohlhausen.

Stefan Görnert erinnert sich an das letzte Osterfeuer vor drei Jahren. Das habe in Dhünn stattgefunden, weiß er, und verglichen damit sei das diesjährige Osterfeuer, das erste nach der Pandemie, schon eine andere Nummer. Thorben Wocke stimmt ihm zu: „Das hier ist ein schöner Platz für diese Tradition“, findet er. „Zentral, trotzdem abgeschieden, weit entfernt von Menschen, die sich gestört fühlen könnten, wenn man nach 22 Uhr noch ein Bier trinkt.“ Er wirkt zufrieden und hilft beim Anzünden des etwa zwei Meter hohen Holzstapels.

Es qualmt, das Holz ist feucht und klamm und tut sich schwer, in Gang zu kommen. Da müssen helfende Hände nacharbeiten und weitere Grillanzünder nachlegen. Das hilft: Bald knistert das in Brand gesetzte Holz derart, dass vorsichtige Besucher lieber etwas Abstand zwischen sich und das Feuer bringen. Aus einer siebenköpfigen Gruppe kommt der Satz „Siehste, bei der CDU kann man nicht früh genug mit dem Zündeln anfangen“ und sorgt für Gelächter. Doch bald brennt es lichterloh, die Hitze ist groß, Hunger und Durst der Gäste ebenso, Bier und Bratwürste stehen bereit, der Geselligkeit wird Genüge getan.

Osterfeuer mit der Jungen Union: Ihr Vorsitzender Thorben Wocke sorgt für die Grillwürstchen.

Standortwechsel. Für TuRa Pohlhausen ist das Osterfeuer bereits das zweite nach Corona. Das Feuer am Vereinsheim am Silberberg ist etwas kleiner als das am Eifgen, der Stapel für das Reserveholz ist aber so groß, dass man allein damit das Feuer drei Tage ohne Pause brennen lassen könnte. Dafür sind aber deutlich mehr Gäste als im Eifgen anwesend, es mögen 150 sein. Dirk Hohlmann vom Sportverein weiß den Grund: „Es sind viele junge Familien nach Pohlhausen gezogen, und auch dank der Kita hier haben wir einen sehr guten Kontakt zu diesen Familien gefunden. Sie sehen ja: Auf dem Platz sind ungewöhnlich viele junge Gäste.“ Als es gegen 20 Uhr etwas kühler wird, werden die ersten Sitzbänke etwas näher zum Osterfeuer getragen, was den Gesprächen und der Geselligkeit zugute kommt. Auf dem benachbarten Sportplatz ist von der evangelischen Johannes-Gemeinde in Remscheid eine Hüpfburg aufgestellt worden, die von einem Dutzend Kindern ausgiebig benutzt wird. Kleine Tore und bereitgestellte Fußbälle sind ein Fest für Jungen und ihre Väter. Vor dem Wurststand ist die Schlange Wartender beinahe zehn Meter lang, was die Menschen jedoch wenig beeindruckt, Gespräche und Lachen brechen nicht ab. Und das wird wohl bis weit in die Nacht hinein der Fall gewesen sein.

Standorte

Während die JU hofft, auch weiterhin den Wanderparkplatz Eifgen für das Osterfeuer nutzen zu können („Die Plätze werden von der Stadt angeboten“), ist die Platzsuche für TuRa Pohlhausen überflüssig. Vor dem Vereinsheim ist schon oft gefeiert worden.

Kommentar von Nadja Lehmann: Wichtiges Miteinander

nadja.lehmann@rga.de

Erst nach und nach wird deutlich, welche Spuren Corona hinterlassen hat. Spuren mentaler und psychischer Art. Denn die Pandemie war mit Isolation verbunden. Das für mich persönlich Unentschuldbarste war, dass Menschen allein sterben und ihre Angehörigen ihnen fern bleiben mussten. Aber das nur nebenbei.

Vielen ist in dieser Zeit bewusst geworden, dass Gemeinschaft wichtig ist. Geselligkeit. Zusammen zu sein. Nach wie vor gibt es einen regelrechten Hunger danach, entspannt anderen Menschen zu begegnen. Das wurde an den diesjährigen Ostertagen deutlich. Wer auch immer einlud, sich an einem Osterfeuer zu wärmen und Wurst oder Stockbrot zu brutzeln, konnte es erleben: Die Menschen kamen.

Es sind bekanntlich die kleinen Dinge im Leben, die wichtig sind und froh stimmen: Ein Ritual wie das Osterfeuer, mit dem man den Frühling begrüßt, gehört gewiss mit in diese Reihe.

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