Neues Verpackungsgesetz

Mehrweg-Geschirr ist nicht gefragt

Seit dem 1. Januar ist in Deutschland das neue Verpackungsgesetz in Kraft getreten: „Recup“ ist eines von mehreren Mehrweg-Geschirr-Systemen.
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Seit dem 1. Januar ist in Deutschland das neue Verpackungsgesetz in Kraft getreten: „Recup“ ist eines von mehreren Mehrweg-Geschirr-Systemen.

Seit dem 1. Januar müssen Restaurants für Speisen außer Haus nachhaltige Lösungen anbieten.

Von Theresa Demski

Wermelskirchen. Pommes, Dönerfleisch und Salat: Die Kundin, die gerade ihr Abendessen bei Tulga Bildik im Imbiss „Bei Ali“ bestellt, ist Stammkundin. Ihr reiche die Einwegverpackung, sagt sie. Alles andere sei so aufwendig, ergänzt sie dann und nimmt ihre Schachtel mit der warmen Mahlzeit mit nach Hause. „Die Nachfrage nach Mehrweg-Geschirr ist bei uns sehr gering“, sagt Tulga Bildik. Ganz selten bringe mal ein Kunde seinen eigenen Tuppertopf mit, wenn er Pommes bestelle.

Die Pflicht gilt nur für größere Gastronomiebetriebe

Am 1. Januar ist das neue Verpackungsgesetz in Kraft getreten: Wer Speisen zum Mitnehmen anbietet, muss für die Einwegbecher und -behälter eine Mehrweg-Alternative bereitstellen. Diese darf nicht teurer sein als das Wegwerfprodukt. Pfandregelungen sind erlaubt. Es gibt allerdings gleich mehrere Ausnahmen: An das neue Gesetz sind nur Anbieter gebunden, deren Verkaufsfläche mindestens 80 Quadratmeter beträgt und die mehr als fünf Mitarbeiter beschäftigen. Dazu kommt: Die Mehrweg-Alternative muss nur für Behältnisse angeboten werden, die Kunststoff enthalten. Pappschachteln wie etwa in der Konditorei, bei der Fast-Food-Kette oder in der Pizzeria können weiter alternativlos ausgegeben werden.

„Wir sind zu klein, um von dem neuen Gesetz betroffen zu sein“, erklärt also Tulga Bildik, „ein Thema ist es für uns aber trotzdem.“ Selbst wenn die Nachfrage gering sei, wolle er sich langfristig über Mehrweg-Geschirr Gedanken machen. Er hat bereits verschiedene Exemplare im Lagerraum stehen. „Ich tendiere zu Vytal“, sagt er und meint damit neben Recup eines der größten bundesweiten Mehrwegsysteme: Kunden laden sich eine entsprechende App auf das Handy. Beim Abholen der Speisen im Mehrwegsystem wird gescannt, welche Behälter ein Kunde mitnimmt. Bringt er die Behälter innerhalb von zwei Wochen zu einem der 5000 teilnehmenden Gastronomen zurück, bezahlt er nichts. Andernfalls werden automatisch zehn Euro pro Schale abgebucht – sie wird damit erworben. „Das wäre auch ein System, das für uns finanziell zu stemmen ist“, sagt Tulga Bildik. Gastronomen bezahlen Gebühren für die Schüsseln – sparen damit aber das übliche Verpackungsmaterial.

Vom Schnitzeltaxi bis zum Vietnamesen, von der Tankstelle bis zum Italiener um die Ecke: Viele heimische Gastronomen müssen prüfen, ob sie von der Regelung betroffen sind und welche Möglichkeiten es gibt. Auch das griechische Restaurants „Dimitra“ befindet sich in der Findungsphase. „Wir brauchen mehr Informationen dazu“, sagt Xenia Dimou. Bisher gebe es nur ganz wenige Kunden, die nach Mehrweg-Lösungen fragen. „Und wir müssen prüfen, wie wir das in diesen Zeiten finanziell hinbekommen“, sagt sie. Werde das System zu teuer, müsse man darüber nachdenken, ob das Außer-Haus-Geschäft überhaupt noch möglich sei. „Es wäre allerdings schade, dieses Angebot aufzugeben“, sagt sie. Denn vor allem seit der Corona-Pandemie würden viele Kunden ihre Abendessen abholen.

Die Bäckerei Evertzberg bietet bereits seit Sommer 2019 freiwillig Mehrwegbecher für ihren Kaffee an. „Das Interesse ist allerdings leider verschwindend gering“, sagt Geschäftsführer Oliver Platt auf Nachfrage. Weniger als ein Prozent der Kunden wähle die Mehrwegbecher.

Höher liegt die Quote im Brunnenhaus in Dabringhausen: Dort bietet Jordis Troost schon seit der Eröffnung Becher und Bowls des Mehrwegsystems Recup an. „Wir haben mitten in der Corona-Pandemie eröffnet, als es vor allem um Speisen zum Mitnehmen ging“, erzählt sie, „es war uns wichtig, ein Mehrwegsystem anzubieten.“ Das Brunnenhaus in Maria in der Aue befinde sich mitten im Naturschutzgebiet.

„Wir wollen hier auf keinen Fall die Umwelt belasten“, sagt sie. Rund die Hälfte der Kunden, die Speisen zum Mitnehmen im Brunnenhaus kaufen, entscheidet sich bei ihr heute für einen Recup-Behälter. „Viele sind erstmal zurückhaltend, aber wenn wir die Zeit dafür haben, informieren wir die Kunden“, erzählt Jordis Troost. Die Behälter würden auch bei anderen teilnehmenden Gastronomen wieder angenommen. Jordis Troost setzt für die Zukunft auf Mehrwert: „Ich hoffe, wir können die Quote noch erhöhen.“

Bergische Mehrweg Community

Der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) will die Gastronomen unterstützen und hat die Bergische Mehrweg-Community gegründet. Es gibt eine interaktive Karte im Internet, die Verkaufs- und Annahmestellen im Bergischen für bisher vier namhafte Mehrwegsysteme listet. Die interaktive Karte zeigt: In Wermelskirchen haben sich bisher vor allem die Tankstellen bei der Mehrweg-Community registriert – und das Brunnenhaus.

bavweb.de

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