Kindergartenjahr 2023/2024
In Kindertagesstätten fehlen 120 Plätze
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
- VonSusanne Kochschließen
Im Jugendhilfeausschuss wurde die Kindergartenbedarfsplanung vorgestellt.
Von Susanne Koch
Wermelskirchen. Für 120 Kinder, die im Sommer drei Jahre alt sind, steht noch nicht fest, wo sie einen Kindertagesstättenplatz bekommen. „Am 1. April werden die Absagen rausgeschickt“, sagt Jugendamtsleiterin Barbara Frank. „Dann werden wir nachfragen, wie die Versorgungslage ist, ob sie auch wirklich einen Platz benötigen. Und wir werden schauen, wie wir die Kinder, die einen Platz brauchen, unterbringen können.“
Schon jetzt sind die Kindertageseinrichtungen in Wermelskirchen pickepackevoll. Es wird mit Überbelegungen gearbeitet, die eigentlich nur kurzfristig greifen sollen. Aus diesem Grund hörten die Mitglieder des Jugendhilfeausschuss Marvin Schlicht von biregio aus Bonn gespannt zu, der ihnen den Kindergartenbedarfsplan ab dem Kindergartenjahr 2023/2024 vortrug.
Er begann mit den demografischen Grundlagen, der Bevölkerungsprognose, dem Platzangebot und -bedarf, der Einzelbetrachtung der Planungsregionen: Dabringhausen, Dhünn, Hünger, Mitte-Ost und Tente. „Festzustellen ist, dass die Zuzugstendenz etwas schwächer ist, als noch vor einem Jahr, aber sie ist weiter deutlich“, sagt Marvin Schlicht. „So liegt der Anteil der Bevölkerung in Dabringhausen bei 17,5 Prozent, der Anteil der 0 bis 6-Jährigen bei 17 Prozent und der der Kitaplätze bei 16,8 Prozent.“ In Dhünn sehe es so aus, dass es acht Prozent der Bevölkerung seien, 9,8 Prozent der 0 bis 6-Jährigen und 5,4 Prozent an Kitaplätzen. In Hünger seien es 8,6 Prozent der Bevölkerung, 9,1 Prozent der 0 bis 6-Jährigen und 7,8 Prozent an Kitaplätzen. In Mitte und Ost sind es 52,3 Prozent der Bevölkerung, 48,8 Prozent des Anteils der Kinder von 0 bis 6-Jährigen und 55,6 Prozent an Kitaplätzen und in Tente seien es 13,6 Prozent der Bevölkerung, 15,3 Prozent der Kinder von 0 bis sechs Jahren und 14,4 Prozent der Kitaplätze.
„Insgesamt besteht in zehn Jahren, weitere Zuzugseffekte und demografische Wechsel vorausgesetzt, ein Bedarf an 15 Gruppen für Unter-Dreijährige (-152 Plätze) und fünf Gruppen für Über-Dreijährige (-127 Plätze)“, sagt Marvin Schlicht. Der Bereich Mitte und Ost könne aber die Fehlbedarfe in den Stadtteilen verringern, weil Eltern ihre Kinder auch in Mitte betreuen lassen können, wenn sie zum Beispiel dort arbeiten. Nicht enthalten seien die Überbelegungsplätze und auch nicht das Platzsharing in der Tagespflege. „Die Tagespflege, die gegenüber anderen Kommunen sehr hoch ist, ist in den Berechnungen nicht enthalten.“ Das Platzminus zu beseitigen, bedeute, die Überbelegungsplätze abzubauen und allen Kindern einen Kitaplatz anbieten zu können, sobald sie drei Jahre alt sind und nicht erst zum Beginn eines neuen Kindergartenjahres.
Bürgermeisterin Marion Lück betont: „Wir freuen uns, dass viele junge Familien nach Wermelskirchen ziehen. Wir werden nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern zur Not auch unkonventionelle Wege gehen.“ Bettina Bernhard, sachkundige Bürgerin Freie Wähler, erkundigte sich nach den finanziellen Auswirkungen. Dezernent Stefan Görnert (CDU) entgegnet ihr, dass diese nicht unerheblich seien. „Ich kann dazu aber erst etwas sagen, wenn wir das Zahlenwerk vor uns liegen haben.“
Marvin Schlicht von biregio rät: Sie müssen handeln
Ulrike Schorn-Kussi von Bündnis 90/Die Grünen fragt: „Wir haben einen sehr hohen Handlungsbedarf und keinen Zeitvorsprung. Wann können Sie uns sagen, welche dezentralen Plätze sie schaffen wollen? Wann folgen die ersten Schlussfolgerungen? Dezernent Stefan Görnert sagt: „Das ist sehr wahr. Wir führen erste Gespräche und sind gedanklich dabei, stadtteilbezogene Maßnahmen umzusetzen.“ Er könne diese aber erst benennen, wenn diese spruchreif seien. Marvin Schlicht von biregio betont: „Sie müssen handeln.“ Die Jugendhilfeausschussmitglieder stimmten der Vorlage zu. Bis zum 28. September hat die Stadtverwaltung jetzt die Aufgabe, die Maßnahmenplanung zu erarbeiten.
Bericht
Luca Nickel vom Kinder- und Jugendparlament berichtete im Ausschuss: Die nächste Sitzung findet am 22. März um 17 Uhr im Bürgerzentrum statt. Das KiJuPa bereitet ein Quiz mit den 5. bis 9. Klassen des Gymnasiums vor. Und im Juni fahren Mitglieder des KiJuPa zur Ideenentwicklung zum Löhrsee.
Standpunkt von Susanne Koch: Familien sind wichtig
Dass Familien, besonders mit Kindern, wichtig sind, hat die Stadt Wermelskirchen längst erkannt. Aber auch sie kann nicht hexen, um alle Plätze für die Kinder, die demnächst einen Rechtsanspruch haben, herbeizuzaubern. Derzeit ist die Lage gar nicht einfach: Die Baukosten sind immens gestiegen und besonders auch im pädagogischen Bereich herrscht ein großer Fachkräftemangel. Es ist gut, dass alle Kräfte zusammen – Politik und Stadtverwaltung gemeinsam mit den Trägern – nach Lösungen suchen und alles dran setzen, damit Wermelskirchen familienfreundlich bleibt. Vielleicht gelingt es Wermelskirchen ja, durch eine gezielte und konstruktive Kinder-, Familien- und Sozialpolitik pädagogisches Fachpersonal in die Stadt zu ziehen. Zu bieten hat Wermelskirchen ja einiges, besonders auch im kulturellen Bereich und das für Jung und Alt. Und die Stadt und vor allem auch ihre Bürgerinnen und Bürger sind dabei, sich weiter zu entwickeln.