Interview

Herr Gundel, wie sehen Sie die Zukunft von Wermelskirchen? - Teil II

Sebastian Gundel (44 Jahre) ist seit September 2022 Chief Executive Officer (CEO) der OBI Group Holding SE & Co. mit Zentrale in Wermelskirchen.
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Sebastian Gundel (44 Jahre) ist seit September 2022 Chief Executive Officer (CEO) der OBI Group Holding SE & Co. mit Zentrale in Wermelskirchen.

Im Gespräch mit Sebastian Gundel, Obi, geht es um Digitalisierung, die Trends und eine neue Generation von Managern.

Das Gespräch führte Melanie Alprin

Sie haben wiederholt die Hoffnung geäußert, mit einer guten Digitalisierungsstrategie etwaige konjunkturbedingte Einbußen kompensieren zu können. Dabei setzen Sie auch auf Wachstum durch Service- und Beratungsleistungen in der heyObi App. Befürchten Sie nicht, dass Kunden sich bei Obi die kostenlose Beratung holen und dann woanders kaufen – und zwar immer dort, wo es laut Internet gerade am billigsten ist?

Sebastian Gundel: Wir glauben an unsere Partnerschaften mit Lieferanten und Herstellern, an den Erfolg langfristiger Kundenbeziehungen, an Qualität, Service und Beratung. Und vor allem glauben wir an die Eigenverantwortung unserer Kundinnen und Kunden. Wir wissen, dass die Inflation gerade viele Menschen belastet und wollen auch hier so gut wie möglich unterstützen. Wir stellen unsere Beratung und zum Beispiel Video-Tutorials zur Verfügung, weil wir ein verlässlicher Partner für unsere Kundinnen und Kunden sind und sie nachhaltig befähigen wollen, gut durch diese Zeit zu kommen – diese Haltung wird uns durch Treue gedankt. Wir nutzen alle Hebel, die uns im Bereich Haus und Garten zur Verfügung stehen und nicht auf Kosten anderer gehen. So gewähren wir heyObi-Kundinnen und Kunden viele dauerhaft vergünstigte Vorteilsangebote und sorgen gleichzeitig durch unsere vorausschauende Planung und Expertenberatung dafür, dass teure Fehler vermieden und langfristig Kosten gesenkt werden.

Wo sehen Sie aktuelle Trends ?

Gundel: Bei der Energieeffizienz von Wohnungen und Häusern, und auch beim „Selbstmachen“ – denn DIY, also Do-It-Yourself, hilft ganz konkret auch, Geld zu sparen. Ich denke da vor allem an Energiespartipps, Gartenbepflanzungen und Heimwerkerprojekte. Mit unserer neuen Frühjahrskampagne „So geht Garten günstig“ zeigen wir, wie man auch mit kleinem Budget zum Beispiel eine durchdachte Terrasse planen kann.

Das Obi-Kerngeschäft besteht dennoch weiter darin, in großflächigen Märkten mit langfristigen Mietverträgen Zehntausende Artikel zu lagern und zu verkaufen. Wie problematisch ist das angesichts steigender Personal- und Energiekosten, zumal aktuell auch die Lieferantenpreise stark steigen, Kredite durch Zinsen wieder teurer werden und im Falle von Mieten nach Index auch noch diese Kosten jährlich in die Höhe klettern ?

Gundel: Zunächst sind das die Kern-Herausforderungen für alle Unternehmen seit Beginn der modernen Wirtschaft. Wichtig dabei ist immer, sich anzupassen. Uns mit dem Markt, den Kunden und der Technologie zu verändern und weiterzuentwickeln. Unsere stationären Märkte sind und bleiben das Herzstück von Obi. Hier treffen wir mit unseren Kundinnen und Kunden zusammen, hier werden wir erlebbar und erfahrbar. Und hier überzeugen wir mit unserer umfassenden DIY-Expertise. Um das relevante Sortiment an Home & Garden-Artikeln für den sofortigen Bedarf anbieten zu können, muss ein Baumarkt eine relevante Fläche aufweisen, die Sie gerade ansprachen. Zugleich müssen wir aber auch hier auf Effizienz achten und besonders Mietkosten an einigen Standorten aus einer wirtschaftlichen Perspektive auf den Prüfstand stellen. Umso wichtiger ist es, neue Erlösströme zu generieren.

Wie soll das gelingen ?

Gundel:Wir erweitern dafür unser Portfolio sukzessive durch beispielsweise regionale Angebote und Dienstleistungen sowie Komplettlösungen in Zusammenarbeit mit Partnern wie Photovoltaikanlagen oder Überdachungen. Dazu gehört ebenfalls unser erfolgreiches und vergleichsweise neues Retail Media Geschäft, also der Verkauf von digitalen und stationären Werbeflächen und Insights von Obi an Partner, über unsere Unternehmenseinheit Obi First Media Group.

Herr Gundel, es heißt, dass Sie frisch denken, mit jedem per Du sind, der es wünscht, und eine offene und moderne Führungskultur pflegen. Fühlen Sie sich als Prototyp einer neuen Generation von Top-Managern ?

Gundel: Zunächst einmal glaube ich nicht, dass frisches und neues Denken eine Frage des Alters ist. Eine offene und moderne Führungskultur hat etwas mit Werten zu tun. Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass die besten Ergebnisse entstehen, wenn unterschiedliche Expertisen, jung und alt, und Know-how aus verschiedenen Disziplinen zusammenkommen. Das gilt ganz besonders, wenn man an so herausfordernden und spannenden Themen wie der Neuausrichtung einer starken Marke wie Obi arbeitet. Dieser Obi-Spirit wird bei uns wirklich so gelebt und in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Es gibt eine sehr große Verbundenheit und eine Macher-Mentalität, die uns eint, und ich habe als CEO die Chance, das nach außen zu verkörpern und noch ein bisschen sichtbarer zu machen, was wir nach innen bereits leben. Am Ende haben wir alle ein gemeinsames Ziel bei Obi. Und alle Mitarbeitenden wissen, was ihr Beitrag dazu ist: Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden befähigen, ihr Zuhause nach ihren eigenen Wünschen bestmöglich zu gestalten.

Hier finden Sie Teil I des Interviews

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