Westbezirk
Ihr Wunsch: Eine Kirche, in der sich alle willkommen fühlen
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Sarah Kannemann tritt im April die freie Pfarrstelle an.
Von Theresa Demski
Wermelskirchen. In den nächsten Wochen wird sie gelegentlich durch die Straßen schlendern, vorbei an Einfamilienhäusern und großen Baukomplexen. „Ich möchte den Westbezirk kennenlernen“, sagt Sarah Kannemann. Schließlich tritt sie hier am 1. April ihren Dienst als Pfarrerin an. Und obwohl es für die 34-Jährige eine Rückkehr nach Wermelskirchen ist – ist es doch auch ein Neuanfang. Sarah Kannemann wird nicht mehr als Vikarin in der Ausbildung, sondern als Pfarrerin in die Evangelische Kirchengemeinde zurückkehren. Anstatt Pfarrer Volker Lubinetzki im Nordbezirk zu unterstützen, ist sie künftig für den Westbezirk zuständig – vom Schwanenplatz bis zum Stadtrand, von der Schillerstraße bis zur Eich. Und um ein Gefühl für ihren Bezirk zu bekommen, will sie sich auf den Weg machen.
Eigentlich sei das Kapitel Wermelskirchen schon abgeschlossen gewesen, räumt sie ein. Im Januar 2022 verließ sie nach Vikariat, Ordination und drei Monaten Probedienst die Gemeinde Richtung Remscheid. Hier hatte der Kirchenkreis für die frisch gebackene Pfarrerin eine geteilte Stelle geschaffen: mit jeweils 50 Prozent in der Clarenbach-Gemeinde und in der Krankenhausseelsorge im Sana. Währenddessen trat Ehemann David seinen Probedienst als Pfarrer in der Kirchengemeinde in Lennep an. Seit vergangenem Herbst leben die beiden im Pfarrhaus in Lennep. „Ich habe in Remscheid wertvolle Erfahrungen gesammelt“, erzählt Sarah Kannemann, „zumal mein Vikariat sehr von der Pandemie geprägt war.“ Kaum war sie ordiniert, wurde wieder Begegnung möglich. In der Remscheider Gemeinde sei sie vor allem im Kinder- und Jugendbereich im Einsatz gewesen. In der Klinik unterstützte sie ihre Kolleginnen sowohl auf der Palliativstation als auch beim Abschied von Sternenkindern. „Die Seelsorge liegt mir sehr am Herzen“, sagt sie. Dasein, Zuhören und Mit-Aushalten: Das gehöre mehr denn je zu ihrem Selbstverständnis als Pfarrerin. Sie habe in der Klinik erlebt, wie Menschen in den Extremsituationen ihres Lebens, Gebet und Segen dankbar angenommen hätten. „Die Arbeit wird mir fehlen“, sagt sie. Bis Oktober wird sie noch mit einer 25-Prozent-Stelle in der Klinik weitermachen.
Bis dahin nämlich läuft offiziell noch ihr Probedienst. „Das heißt: Ich habe mich in den vergangenen Monaten ohnehin nach einer Stelle in der Region umgesehen“, erzählt sie. Im Oktober 2022 kam dann der Anruf aus Wermelskirchen: Gerade hatte Pfarrerin Antje Hedke angekündigt, zurück nach Leverkusen zu wechseln. Die Stelle im Westbezirk, die zuvor Pfarrer Ulrich Seng bekleidet hatte, wurde wieder frei. Ob sie sich nicht vorstellen könne, zurück nach Wermelskirchen zu kommen, fragten die Kollegen. Sarah Kannemann brauchte etwas Bedenkzeit, sagte dann aber zu und verabredete ein Gespräch mit dem Presbyterium. „Die Gemeinde ist groß und vielseitig“, sagt Sarah Kannemann, „und das gefällt mir gut.“ Viele Ideen seien dadurch umsetzbar. Es gebe verschiedene Predigtstätten, jede habe ihren eigenen Reiz. „Und wir arbeiten im Pfarrteam“, sagt Sarah Kannemann, „das gefällt mir.“ In ihrem Bezirk gibt es den Kindergarten in der Wielstraße, sie freue sich auf die Arbeit mit Familien. Gleiches gelte für die Seniorenarbeit oder Angebote für junge Erwachsene.
Im Presbyterium war die Freude über die Zusage groß: Der Kirchenkreis fragte bei den umliegenden Gemeinden nach, was sie von der Wiederbesetzung der Stelle im Westbezirk halten. Am Ende gab es grünes Licht – und Superintendentin Antje Menn kündigte die Umweisung für den restlichen Probedienst nach Wermelskirchen an. Dadurch musste die Gemeinde die Stelle gar nicht erst ausschreiben. Die Wiederbesetzung wurde möglich.
Sarah Kannemann bringt viele Ideen für die Gemeinde mit
Mit welchen Ideen die neue Pfarrerin nach Wermelskirchen kommt? „Ich wünsche mir eine wertschätzende und vielfältige Kirche“, sagt sie. Die Abbildung der gesellschaftlichen Vielfalt statt Milieuverengung. „Ich wünsche mir, dass die Menschen spüren, dass sie von Gott begleitet und getragen werden“, betont die neue Pfarrerin. Sie selber wisse um die Kraft dieses Grundvertrauens. Um mit dieser Botschaft zu den Menschen zu gelangen, dürfe die Bürokratie nicht im Wege stehen, findet die 34-Jährige. Dabei denkt sie an Tauffeste im Familiengarten, an Hochzeiten auf Waldlichtungen: „Die Nordkirche ist uns da schon einen Schritt voraus“, sagt sie und plädiert für den Abbau bürokratischer Hürden bei individuellen Kasualien wie Trauungen und Taufen. „Ich wünsche mir eine unkomplizierte Kirche“, erklärt die Pfarrerin, „einladend.“ Gemeinsames Kaffeetrinken auf dem Marktplatz, Seelsorgeangebote mittendrin. „Da sein für die Menschen – mit dem offenen Himmel, den wir mitbringen“, sagt Sarah Kannemann.
Wahl
Bereits am 1. April beginnt Sarah Kannemann als Pfarrerin im Westbezirk. Die Stelle umfasst nach wie vor 75 Prozent. Im Juni steht dann die offizielle Wahl der Pfarrerin an – mit Wahlgottesdienst und der Entscheidung des Presbyteriums. Im Oktober könnte sie dann nach erfolgreicher Wahl offiziell in die Pfarrstelle im Westbezirk eingeführt werden.