Befragung zeigt Mehrheit
Höhrather zieht es nach Wermelskirchen
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Nach einer Befragung äußert sich die Mehrheit für eine Zugehörigkeit zu der Mittelstadt.
Von Andreas Tews und Anja Carolina Siebel
Auch 50 Jahre nach der Eingemeindung fühlt sich die Mehrheit der Höhrather und Angerscheider noch immer nicht als Solinger. Dies wurde bei einer Bürgerbefragung der Stadt Solingen deutlich. Die meisten Bewohner der Ortschaften nahe der Sengbachtalsperre sehen ihren Lebensmittelpunkt in Wermelskirchen und sprechen sich für eine Umgliederung zur Nachbarstadt aus. Darum empfiehlt das Rathaus, den bewohnten Teil von Höhrath und Angerscheid von Solingen nach Wermelskirchen zu verlegen.
Über diese Verschiebung der Stadtgrenze wird seit fast 40 Jahren diskutiert. Sie kam bisher unter anderem deswegen nicht zustande, weil Solingen nicht auf das Wasser-Einzugsgebiet der Sengbachtalsperre verzichten will.
Bürgerbefragung gehört zur Prüfung
Nach einer neuen Initiative von Höhrathern und Angerscheidern hatte die Bezirksvertretung Burg/Höhscheid vor zweieinhalb Jahren beschlossen, dass die Stadtverwaltung eine Umgliederung ergebnisoffen prüfen solle. Zu diesem Verfahren gehört die Bürgerbefragung, an der 76 der 107 angeschriebenen Anwohner der beiden Ortschaften ab 16 Jahren teilgenommen haben. Durch deren Ergebnisse könnte jetzt Bewegung in die Sache kommen.
Die große Mehrheit der Befragten gaben nicht nur an, dass sie eher in Wermelskirchen als in Solingen einkaufen gehen. Sie fahren auch zum Sport und zu anderen Freizeitaktivitäten in die Nachbarstadt und sehen ihre privaten Kontakte eher dort. Die Frage, ob sie eine Ausgliederung nach Wermelskirchen befürworten, beantworteten 63 Prozent der Befragten mit Ja. Allerdings wurden auch Bedenken geäußert, unter anderem in Bezug auf die künftige Anbindung an das Linienbusnetz. Von Wermelskirchen aus fährt nur ein Bürgerbus nach Höhrath.
Aus dem Rathaus in Solingen heißt es nun, dass eine Verschiebung der Stadtgrenze Richtung Wermelskirchen möglich wäre. Das soll in entsprechenden Gremien geklärt werden. Bürgermeisterin Marion Lück ist indes noch zurückhalten. „Wir warten jetzt erst einmal ab, was die Bezirksvertretung Burg/Höhscheid für eine Entscheidung trifft“, schreibt die Bürgermeisterin in einer schriftlichen Stellungnahme. „Denn die Bezirksvertretung gibt eine Empfehlung an den Rat der Stadt Solingen, welchen Beschluss dieser fassen soll. Sobald uns diese Entscheidung vorliegt, werden wir umgehend unseren Rat informieren, weil eine Angliederung an Wermelskirchen natürlich auch Auswirkungen auf unsere Stadt hat. Zum Beispiel was Kita- und Schulplätze anbelangt. Wenn es der Wunsch der meisten Bürgerinnen und Bürger aus Höhrath ist, an Wermelskirchen angegliedert zu werden und die Bezirksregierungen zustimmen, werden wir alles möglich machen, um Lösungen für offenen Fragen zu finden“, heißt es aus dem Rathaus.
Umfrage
Bei der Bürgerbefragung ging es um die Bindungen der Betroffenen an Solingen und Wermelskirchen. Die Ergebnisse:
Täglicher Bedarf: Solingen: 13,8%; Wermelskirchen: 84,6%; anderer Ort: 1,5%.
Vereine: Solingen: 19,7%; Wermelskirchen: 73,8%; anderer Ort: 6,6%
Freizeitangebote: Solingen: 26,9%; Wermelskirchen: 68,7%; anderer Ort: 4,5%
Private Netzwerke: Solingen: 27,1%; Wermelskirchen: 61,4%, anderer Ort: 11,4%
Standpunkt von Anja Carolina Siebel: Man darf gespannt sein
Schon lange schwelt die Diskussion, die vor einigen Jahren wieder neu aufflammte: Soll die kleine Ortschaft Höhrath nun zu Wermelskirchen gehören oder bei Solingen bleiben? Was die Mehrheit der Höhrather und Angerscheider möchte, hat die Bürgerbefragung, die zum Prozess der möglichen Umgemeindung gehört, nun deutlich gezeigt: Sie möchten lieber wieder nach Wermelskirchen eingemeindet werden. Weil sie unter anderem in der Nachbarstadt einkaufen, weil sie dort in Vereinen aktiv sind – und weil sie auch ihr Netzwerk dorthin ausgerichtet haben.
Ein großer Aspekt bei Anwohnern mit Kindern war auch, dass sie zum Teil weite Wege nach Solingen in Kitas oder Schulen aufnehmen müssen, während die Strecke nach Wermelskirchen wesentlich bequemer wäre. Man darf nun gespannt sein, wie die Sache ausgeht – und ob die kleinen Ortschaften am Rande Solingens wirklich bald Wermelskirchener Gebiet werden.