Besondere Aktion

Brautkleidgeschäft läuft eher schleppend

Jörg Michels mit Model und Auszubildender Anna-Lena Baumann, die fürs Foto ins Brautkleid geschlüpft ist.
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Jörg Michels mit Model und Auszubildender Anna-Lena Baumann, die fürs Foto ins Brautkleid geschlüpft ist.

Nach Corona werden viele Hochzeiten nachgefeiert. Doch die Brautkleidgeschäfte bleiben leer - denn die Bräute haben sich schon vorher für ein Kleid entschieden.

Von Anja Carolina Siebel

Wermelskirchen. Jörg Michels sucht derzeit schnelle Bräute. Zumindest entscheidungsfreudig sollten sie sein. Denn der Inhaber der Hochzeitsstraße in der Innenstadt versucht gerade, heiratswillige Damen mit einem besonderen Angebot zu locken: „Ich verkaufe alle Brautkleider in meiner Hochzeitsstraße zu einem Preis von 800 Euro“, sagt er. „Aber unter einer Bedingung. Die Bräute müssen sich drei Kleider schnappen und binnen 20 Minuten darunter ein passendes finden. Nur dann bekommen sie es zum Sonderpreis.“

Der Wermelskirchener Unternehmer ahnt, dass er mit der Aktion keine großen Geschäfte machen wird. „Natürlich verdiene ich an einer Braut, die sich in Ruhe beraten lässt und schließlich ein entsprechend teureres Brautkleid kauft, mehr“, räumt Michels ein. „Aber es geht mir darum, wieder aufmerksam auf uns zu machen.“

Zwar laufe sein Geschäft nach der zehrenden Corona-Pandemie wieder gut an. „Aber gerade auf dem Brautkleid-Sektor läuft es noch schleppend“, sagt er. Denn: Viele angehende Bräute hätten ihr Brautkleid schon vor oder während der Pandemie besorgt, konnten aber dann nicht heiraten, weil keine Veranstaltungen stattfinden durften – oder zumindest nicht in so großem Rahmen, wie sich das eine oder andere Brautpaar das vorgestellt hatte. Er hofft aber auf September: „Das ist eigentlich der Monat zum Heiraten“, sagt Michels.

Der September habe längst den Mai als Heirats-Monat abgelöst. „Der Mai ist wettertechnisch häufig noch viel zu unbeständig. Im September ist es meist noch angenehm warm und alle sind noch entspannt vom Sommerurlaub“, weiß der „Bridemaker“, der diesen Begriff aus Überzeugung zu seinem Beruf sogar auf seine Stirn tätowieren ließ.

Jörg Michels muss aber nicht nur auf den September hoffen. Denn der „Bridemaker“ hat sich breit aufgestellt, bietet weit mehr als Brautkleider an. „Wir haben ja als einziges Unternehmen weit und breit eine Hochzeitsstraße“, sagt er. „Anders als andere, die nur Kleider und Ringe anbieten, sind es bei uns zudem Herrenanzüge, Reisen, Einladungskarten, Wohnungsausstattung und Kosmetik – einfach alles aus einer Hand. Das schätzen unsere Paare.“

Viele würden von weit her kommen, um in der Hochzeitsstraße den - wie man ja sagt – schönsten Tag des Lebens vorzubereiten. Michels: „Sie mieten sich dann für ein oder zwei Nächte hier in Wermelskirchen in einem Hotel ein und können in Ruhe alles aussuchen, was sie brauchen.“

Locations und Anzüge möglichst jetzt besorgen

Derzeit seien es aber eher die Männer, die einen Hochzeitsanzug aussuchen würden. „Die hatten vor oder während der Pandemie häufig nicht auf Vorrat gekauft.“ Was zur Folge hatte, dass die Herrenausstatter jetzt vielfach schon leergekauft sind.

„Ich empfehle jedem heiratswilligen Mann deshalb, möglichst schnell auf Anzugssuche zu gehen“, sagt Michels, der selbst in Voraussicht auf die Lage bewusst mehr eingekauft hatte. Ebenso sei empfehlenswert, die Location rasch zu mieten. „Viele haben die Pandemie nicht überlebt, so dass das Angebot jetzt geringer ist. Und die, die es noch gibt, sind jetzt bis obenhin zugebucht.“

Er selbst sei froh, dass die Pandemie jetzt vorbei sei und es wieder losgehe mit den Festen. „Wir verkaufen ja auch Kleider für Bälle, zum Beispiel den Abi-Ball, der bald auch in Wermelskirchen wieder ansteht“, betont Jörg Michels.

Und er sagt auch bezüglich der Corona-Zeit: „Wir haben das Ganze überlebt.“ Mit Hilfe von Internet-Verkäufen hielt er sich und sein Unternehmen über zwei Jahre über Wasser. Er verkaufte dort beispielsweise Einrichtungsgegenstände, Deko für Zuhause, aber auch Kleidung und Accessoires. Das macht er auch heute noch, nutzt für persönliche Werbung gern Social Media, hat junge Auszubildende, die ihn dabei unterstützen.

Hochzeitsstraße

In Wermelskirchen befindet sich die Hochzeitsstraße. Das Konzept bringt das Thema Hochzeit, Mode für Braut- und Bräutigam, Dienstleister und Service auf den Punkt. Viele Brautpaare schätzen es, alles für die Hochzeit an einem Ort zu finden.

Kommentar von Anja Carolina Siebel: Ideenreichtum rettet Bridemaker

anja.siebel@rga.de

Jörg Michels polarisiert. Nicht allen wird beispielsweise sein Tattoo gefallen, das sich der „Bridemaker“, wie er sich selbst nennt, sichtbar auf seine Stirn hat tätowieren lassen. Und auch seine Auftritte in den sozialen Medien sind vielleicht nicht jedermanns oder jederfraus Sache. Das Sympathische an Jörg Michels ist aber: Das ist ihm egal. Und er hat seine Fangemeinde. Das sind Kunden aus ganz Deutschland, die Herren- und Brautmode, Schmuck und Accessoires bei ihm kaufen.

Was den Wermelskirchener Unternehmer auszeichnet, ist sein Ideenreichtum. Und den braucht man, wenn man in wirtschaftlich eher komplizierten Zeiten noch Erfolg haben will. Jörg Michels hat dieser Ideenreichtum jedenfalls durch die Krise getragen. Er hat sich teilweise angepasst, sein Sortiment umgestellt – und war dann wieder unangepasst. Und jetzt erntet er die Früchte. Nicht nur die Bräute kaufen bei ihm wieder, sondern auch die heiratswilligen Männer.

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