Geschichte der Stadt
Historische Führungen in Gewändern
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Die Stadtführer von Wermelskirchen nehmen ihr Amt wieder auf – auch zum 150-jährigen der Stadt.
Wermelskirchen. Die Corona-Pandemie ist mit ihren Einschränkungen vorbei. Petra Ammon, die Vorsitzende der Stadtführer in Wermelskirchen, freut sich, dass es wieder losgeht. „Wir sind gefragt worden, ob wir uns an den Feierlichkeiten zu 150 Jahre Stadtrechte beteiligen“, sagt sie. „Und das haben wir uns nicht dreimal sagen lassen.“
Zunächst einmal werden Petra Ammon, aber auch Constanze Thiel und andere sechs bis sieben Historische Stadtführungen anbieten. „Anders als sonst, sind wir auch entsprechend gewandet“, sagt sie. „Wir haben uns extra dafür, entsprechende Kleidung angeschafft.“
Sie beginnt ihre Historische Wanderung an der Kirche am Markt. „Ich führe dann über den Bergischen Löwen, wo ich einiges erzähle, über die Obere Remscheider Straße zur Remscheider Straße, über die Telegrafenstraße bis hin zu den Bürgerhäusern an der Eich“, sagt sie. „Meine Kolleginnen und Kollegen führen ihren eigenen Weg. Wir alle erzählen die Geschichten anders, haben andere Geschichten vorbereitet. So dass die, die möchten, auch gerne mehrere Stadtführungen mitmachen können.“
Auch Stadtführerin Constanze Thiel freut sich, dass es dieses Jahr wieder los geht mit den Stadtführungen. „Unsere Gewandungen haben Petra Ammon und ich schon ausprobiert, als wir zur Heimatpreis-Verleihung eingeladen waren“, erzählt sie. „Gekauft haben wir die Kleidung in der Kostümtruhe in Köln. Es sind Gewandungen, die ihre historischen Vorbilder in der Gründerzeit haben, also vor etwa 150 Jahren.“ Damals hätten die Damen noch Reifrock getragen und Keulenärmel. „Man muss aber wissen, dass sich das nur der reiche Teil der Bevölkerung leisten konnte.“
Bei der Heimatpreis-Verleihung hätten sie eine Spielszene gezeigt, die sie noch ausbauen wollen und dann als eigene Führung anbieten werden. „Wir treffen uns als Frauen, die miteinander tratschen und klatschen“, sagt Constanze Thiel. „Und dabei gehen wir von Ort zu Ort.“
Petra Ammon stellt das Programm der Stadtführer weiter vor. „Neben den Historischen Stadtführungen werden wir zwei Nachtwächterführungen anbieten, im März und im November“, sagt die Vorsitzende. „Heike Frankone wird sie übernehmen.“
„Und für den Oktober recherchieren wir gerade im Stadtarchiv mit Volker Ernst zur Familie Kattwinkel“, sagt Constanze Thiel. Das Haus der Begegnung werde diesbezüglich zu einem Termin einladen. „Da gibt es sicher einiges zu berichten.“
im August gibt es einen Pestumzug im Gewand
Der Festumzug der Stadt Wermelskirchen startet am 26. August. „Und auch wir werden uns daran beteiligen“, sagt Petra Ammon. „Constanze und ich werden sicher gewandet sein. Aber wir sprechen noch mit den anderen Stadtführerinnen und Stadtführern, wer noch mitmachen möchte und sich auch noch in die historische Zeit vor 150 Jahren zurückversetzen möchte.“
Petra Ammon geht bei ihren Führungen durch die Stadt auch immer aufs Film-Eck ein. 1881 wurde das Haus gebaut, der Saal wurde allerdings erst später noch ausgebaut. „Im ersten Weltkrieg wurden dort französische Soldaten untergebracht“, sagt Petra Ammon. „Sie haben später das Gebäude wieder leicht verunstaltet verlassen.“ Albert Schiffler hatte das Haus gekauft. „Zwei Tanten von ihm lebten damals dort, die eine war ein richtiges Hausmütterchen“, erzählt Petra Ammon. „Die andere war für damalige Zeiten sehr emanzipiert. Sie hat Filme eingekauft, ist Auto gefahren und hatte sogar einen Segelflugschein.“ Und solche Erzählungen gebe es ganz viele in Wermelskirchen.
Vor jeder Tour würden sie sich noch einmal vorbereiten. „Das ist jetzt besonders nötig, da wir über zwei Jahre nicht unterwegs waren“, sagt Constanze Thiel. „Ich kann die Geschichten zwar erzählen, aber die Namen und Jahreszahlen muss ich mir dann noch einmal ins Gedächtnis rufen.“
Ein Mann wird sicher allen begegnen, der an einer der Stadtführungen teilnehmen: Carl Leverkus. In der Apotheke seines Vater legte der wohl berühmteste Sohn der Stadt Wermelskirchen den Grundstein zu seiner erfolgreichen beruflichen Laufbahn: Carl Leverkus (1804-1889) begann mit 14 Jahren seine pharmazeutischen Ausbildung.
Hintergrund
Folgende Stadtführerinnen und Stadtführer sind gelistet: Petra Ammon, Heike Frankone, Barbara Spiegel-Lein, Sven Katerndahl, Marianne Hürten, Axel Heumann, Uschi Hackstein und Constanze Thiel.
www.die-stadtfuehrer.de
Standpunkt von Susanne Koch: Stadt wird vertrauter
Wer einmal eine Stadtführung in einer anderen Stadt gemacht hat, beispielsweise in Köln auf dem Melatenfriedhof, der gewinnt einen ganz anderen Eindruck von der Geschichte und den Bezügen einer Stadt. Das ist in Wermelskirchen nicht ander. Wer also nach Wermelskirchen neu hinzugezogen ist oder auch als alteingesessener Wermelskirchener noch nie eine Stadtführung mitgemacht hat, der sollte sich dies in den Kalender schreiben. Da dieses Jahr die Stadt auch ihr 150-Jähriges Jubiläum feiert: Wermelskirchen hat am 2. Juli 1873 ihre Stadtrechte bekommen.
Das ist ein Grund, dieses Ereignis auch wirklich zu feiern. Und da ist sicher ein wichtiges Puzzleteil, sich einmal auf eine Stadtführung einzulassen. Vielleicht finden Sie ja großen Gefallen daran. Stadtführungen oder auch Naturführungen lohnen sich eigentlich immer: Man bewegt sich gemeinsam fort und lernt dabei noch eine Menge über den Weg, die Häuser, die Menschen.