Bühne

Gerd Dudenhöffer zieht dem Kleinbürgertum die Maske runter

Gerd Dudenhöffer als Heinz Becker sorgte wieder einmal für viele Lacher in der Katt.
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Gerd Dudenhöffer als Heinz Becker sorgte wieder einmal für viele Lacher in der Katt.

Die Figur Heinz Becker sorgte in der gut besuchten Katt für große Heiterkeit.

Von Wolfgang Weitzdörfer

Sie sind gemeinsam alt geworden. Gerd Dudenhöffer und Heinz Becker. Eine der wohl langlebigsten multiplen Persönlichkeitsstrukturen der kleinkünstlerischen Bühnengeschichte besucht im bald 40. Jahr ihres Bestehens die Bühnen der Republik – am Donnerstagabend zum wiederholten Mal auch die der Kattwinkelschen Fabrik. Und Heinz Becker erfreut sich beim Wermelskirchener Publikum nach wie vor größter Beliebtheit.

Dementsprechend voll ist es, als die „wandelnde Battschkapp“ die diesmal besonders schön dekorierte Bühne mit seinem 19. Programm „Deja Vu 2“ betritt. Und passend zum Titel präsentiert er seinem Publikum ein Best-of der bisherigen 18 Programme.

Heinz Becker entlarvt sich in praktisch jedem Satz selbst

Heinz Becker selbst ist für sich genommen schon ein Bühnenelement – das kleinkarierte Hemd, die Hosenträger, der Dialekt und natürlich die fast schon legendäre Schiebermütze. Aber auch der Bühnenhintergrund fängt auf eine besonders detailreich gezeichnete Art und Weise die kleinbürgerliche Spießer-Einbauküche auf, in der Heinz Becker sich seine Spielwiese eingerichtet hat. Von dort verteilt er mit sympathischer Saar-Schnauze in geradezu liebevoller Weise seine Spitzen. Es ist ein wenig wie bei der berüchtigten Astralyoga-Übung, bei der man sich selbst verschlingt –  Heinz Becker ist der sprichwörtliche Kleinbürger, der sich selbst in der höchstmöglichen Konsequenz mit praktisch jedem einzelnen Satz entlarvt. Das ist natürlich amüsant, in erster Linie, da es eben so sympathisch transportiert wird.

Aber da bleibt einem beim zweiten Hinhören, sozusagen beim etwas leiseren Nachhall im Gehörgang, dann doch die Spucke weg. „Sexuellen Missbrauch hat es früher doch gar nicht gegeben – da war man halt verheiratet.“ Ein ganz sanft, beinahe wie nebenbei, dahergesagter Satz, der dabei aber doch das Weltbild praktisch der gesamten patriarchalischen Generation im Nachkriegsdeutschland mal eben so zusammenfasst.

Aber es geht auch um weniger dramatische Themen. Wobei, wenn Heinz Becker so wunderbar wortspielt: „Wenn man sich überlegt, wie viele Stück Würfelzucker in jedem Softdrink enthalten sind – da hast du die Wahl zwischen Pest und Cola“, dann entbehrt das auch nicht gerade einer gewissen gesellschaftskritischen Brisanz. Auch ein Satz wie dieser passt in diese Gemengelage perfekt rein: „Ich war ja eine Zeit lang mit dem Reinhold Obermeier im Kirchenchor. Da bin ich dann aber wieder raus, weil ich die Sauferei nicht mehr vertragen hab.“ Wer schon mal in einem Chor gesungen hat und das nicht unterschreiben kann, hebe die Hand.

Oder: „Warum müssen die Leute heute eigentlich immer von irgendwo herkommen? Ich komme gerade aus Japan. Oder aus Buenos Aires. Sie, hören Sie, wenn ich von irgendwo herkomme, dann höchstens vom Klo.“

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