Bürgerbusverein
Er bringt Menschen an ihr Ziel
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Wolfgang Craen hält die Fäden des Bürgerbusvereins seit Beginn zusammen.
Von Theresa Demski
Wermelskirchen. Wolfgang Craen nutzt die ersten Sonnenstunden des Jahres, um im Garten nach dem Rechten zu sehen. Bei seiner Visite macht er auch kurz Station beim Wohnmobil. Als er die Tür öffnet, springt sein Hund gleich in den wohligen Wohnraum. Abfahrtbereit. Wolfgang Craen blickt sich zufrieden im Mobil um. „Als nächstes geht es in die Bretagne“, erzählt er und dann schwärmt der 74-Jährige ein bisschen von der großen Freiheit, die das Wohnmobil ermögliche. „Vor allem jetzt im Ruhestand“, sagt er.
Es ist allerdings nicht so, dass Wolfgang Craen die Beine hochlegt, seit er nicht mehr jeden Tag in sein Büro bei der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) fährt. Ganz im Gegenteil. Er ist dem Nahverkehr treu geblieben. „Das schränkt mich aber nicht ein“, betont Craen, „das macht mir Spaß.“ Dabei denkt er vor allem an seine ehrenamtliche Arbeit für den Bürgerbusverein.
Es ist fast 25 Jahre her seit damals Friedel Burghoff vor seiner Tür stand. Die Politik hatte entschieden, dass die Stadt für entlegenere Hofschaften einen ehrenamtlich besetzten Fahrdienst brauche. „Es war die Zeit, als die Bürgerbusvereine aus dem Boden wuchsen“, erinnert sich Craen. Er hatte diese Entwicklung bereits aus seinem Büro bei der RVK beobachtet. Dort hatte er seinen Dienst angetreten, nachdem ihn die Post in den 1970er Jahren vom Schalter in der Posthalle an der Telegrafenstraße zu den Bussen gebeten hatte. „Damals gab es noch die gelben Kraftpost-Busse“, erzählt Craen. Er fuhr nicht selber, sondern wurde für technische Fragen, Tickets, Abrechnungen und Dienstpläne verantwortlich. Nach der Privatisierung des Busverkehrs und der Gründung der RVK entschied er, zu bleiben – erst als Niederlassungsleiter der RVK am Braunsberg, dann bei der Verkehrsgesellschaft Bergisches Land in Gummersbach. Was ihn motivierte? „Der Nahverkehr ist gut für die Menschen“, sagt er.
Und deswegen zögerte er auch nicht, als Friedel Burghoff Ende der 1990er Jahre plötzlich vor seiner Tür stand und ihn bat, sich an der Gründung eines Bürgerbusvereins zu beteiligen. Wolfgang Craen übernahm den Vorsitz, als der Verein 1999 an den Start ging – mit Unterstützung der RVK und der Stadt.
Dienstzeit und Freizeit flossen in das Amt ein – bis er schließlich den Ruhestand antrat. „Seit dem bin ich nur noch in der Freizeit unterwegs“, sagt er. Die Motivation für seinen Einsatz klingt ähnlich wie damals: „Wir wollen, dass die Menschen an ihr Ziel kommen“, sagt er. Das habe für den Fahrgast gegolten, der dank des Anrufsammeltaxis pünktlich zur Spätschicht kam und auch wieder zurück nach Friedenberg. Das gelte heute für die Passagiere des Bürgerbusses, die zum Einkaufen fahren. Und das gilt auch für den Einsatz des Busses für Fahrten zum Impfen oder für Geflüchtete zum Sprachunterricht. „Unsere ehrenamtlichen Fahrer machen das mit Herzblut“, weiß Wolfgang Craen. Dann werden auch mal Einkaufstüten in den Flur getragen oder Plätzchen im Bus verteilt.
„Wir sind ein gutes Team“, erklärt der Vorsitzende des Vereins auch nach 25 Jahren. Viele der Mitstreiter – vor allem im Vorstand – sind treu dabei geblieben, Fahrer lassen sich immer wieder finden und entsprechend schulen. Bereut hat er die Entscheidung von damals nie – auch dank der guten Unterstützung, die es durch Stadt, RVK und Bezirksregierung gebe. Dabei denkt er etwa an die Beschaffung des neuen Busses im vergangenen Jahr. 93 000 Euro kostet der Niederflurbus. 70 000 Euro flossen aus Fördertöpfen, 23 000 Euro stemmte der Verein. „Frust erlebe ich selten“, so Craen.
Pandemie und Preissteigerungen machen sich bemerkbar
Ein kleines „Aber“ klingt dann doch mit: Denn die Zeiten sind auch für den Bürgerbusverein nicht einfach. „Steigende Kosten, sinkende Einnahmen“, bringt Craen es auf den Punkt. Preise für Sprit und Reparaturen seien explodiert. „Gleichzeitig gingen während der Pandemie die Fahrgastzahlen zurück“, erinnert Craen. Im vergangenen Jahr fuhren wieder 5000 Fahrgäste mit. Aber trotzdem geht die Rechnung nicht auf. „Wir werden also im nächsten Jahr die Stadt anschreiben müssen“, erklärt Craen. Der Verein wird um eine Deckelung des Defizits bitten. „Und dann muss die Politik entscheiden: Will sie den Bürgerbus erhalten oder nicht?“, sagt Craen. Schade wäre es schon, ergänzt er. Aber er sehe das pragmatisch, sei ohnehin eher positiv denkend.
Auch dafür hat ihn der Rheinisch-Bergische Kreis im Februar mit der Ehrennadel ausgezeichnet. Was ihm die Ehrung bedeute? „Ich werde die Nadel nicht am Revers tragen“, sagt er und schmunzelt. Auszeichnungen seien ihm nie wichtig gewesen. Dann ergänzt Craen: „Aber am Ende ist es ja auch eine Bestätigung unserer Arbeit im Bürgerbusverein.“
Zur Person
Per Post erfuhr Wolfgang Craen von der Auszeichnung des Rheinisch-Bergischen Kreises. „Das war wirklich eine Überraschung“, sagt er. Später stellte sich heraus, Regina Leven (Kassenwartin im Bürgerbusverein) und Stefan Leßenich hatten Wolfgang Craen für die Auszeichnung vorgeschlagen. Neben dem Bürgerbus engagiert sich Craen auch für den Deutschen Verband für Fotografie, der Ausstellungen ausrichtet und Wettbewerbe ins Leben ruft – inzwischen ist er als Landesvorsitzender im Einsatz.