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Judoka Julius Glaser: „Eine Medaille wäre schon schön“
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Judoka Julius Glaser tritt am Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig an.
Von Frihtjof Bublitz
Erfolge machen hungrig – und Lust auf mehr. Das geht auch Julius Glaser so, der gerade erst Westdeutscher Meister im Judo bei den unter 18-Jährigen in der Klasse bis 50 Kilogramm geworden ist. Durch diesen Erfolg hat er sich für die nationalen Titelkämpfe qualifiziert, die an diesem Wochenende in Leipzig auf dem Programm stehen.
„Ich bin jüngster Jahrgang und habe da eigentlich nichts zu verlieren“, sagt der 14-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion und ergänzt dann noch leise: „Eine Medaille wäre aber schon schön.“ Sicherlich kein leichtes Unterfangen, denn der Kämpfer vom Judoclub Wermelskirchen (JCWK) muss sich dabei mit erheblich älteren Konkurrenten auseinandersetzen. „Es geht da nach Gewichtsklassen. Die dürfen ja nicht schwerer als 50 Kilogramm sein“, weiß der Schüler vom Städtischen Gymnasium in Wermelskirchen: „Aber manche sind schon ein bisschen größer als ich. Aber die dann auf die Matte zu schicken, macht schon Spaß.“
Dafür muss Julius Glaser viel üben, aber großartig umgestellt hat er sein Training im Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften nicht. Fünf bis sechs Mal in der Woche geht es für den 14-Jährigen auf die Matte oder auch in den Kraftraum – entweder im Sport-Karree an der Thomas-Mann-Straße 27 oder auch bei sogenannten Lehrgängen des nordrhein-westfälischen Judo-Verbandes.
Zum Judo kam er vor acht Jahren durch einen Freund, der schon beim JCWK war. Der hat ihn einfach mal zum Training mitgenommen. Julius hatte sofort viel Spaß am Kämpfen auf der Matte. „Da bin ich dabei geblieben“, berichtet er. Das Training ist für ihn kein Muss, sondern eine Selbstverständlichkeit. Und er ist kaum zu bremsen. „Wenn am Wochenende kein Turnier ist, gehe ich Joggen oder fahre mit dem Mountainbike“, wirft Julius ein. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys. „Früher habe ich auch Handball gespielt, aber jetzt gibt es nur noch Judo“, erklärt Julius: „Es macht mir so viel Spaß.“
Und wenn solch tolle Siege wie im Finale bei den Westdeutschen Meisterschaften dazukommen, wächst die Lust noch weiter. Da musste Julius Glaser in Lünen gegen seinen Freund Maxi Gruber vom Judoclub 71 Düsseldorf antreten. Die beiden kennen sich bestens vom gemeinsamen Training. Es gestaltete sich ein ausgeglichenes Finale, bei dem es nach der normalen vierminütigen Kampfzeit keinen Sieger gab. Es ging also in den sogenannten Golden Score, bei dem die nächste Wertung entscheidet.
Nach weiteren zweieinhalb Minuten überraschte Julius seinen Kontrahenten mit einer Technik, die Maxi Gruber noch nicht von ihm kannte. Dabei hatte Julius diesen Wurf erst in der Woche zuvor noch mit seinem Trainer Kaweh Scheida geübt. Der Düsseldorfer flog in die Luft und landete auf dem Rücken: Ippon und Meistertitel für den Wermelskirchener. „Die letzten Male habe ich immer gegen Maxi verloren. Zum Glück hat es jetzt geklappt“, freute sich der neue Westdeutsche Meister.
„Sein gutes Kampfgefühl ist eine seiner ganz großen Stärken. Er macht viel intuitiv. Das ist eine echte Gabe“, weiß denn auch Sven Dicke, hauptamtlicher Trainer beim JCWK und 2. Vorsitzender des Vereins. „Darüber hinaus besitzt er einen unbändigen Ehrgeiz und ist sehr trainingsfleißig.“
Und hilfsbereit ist er auch noch. So unterstützt er Übungsleiter Dicke, wenn dieser mit den Jüngsten trainiert. Der JCWK versucht so, schon die jüngeren Kämpfer an eine Trainertätigkeit heranzuführen. „Daher haben wir in diesem Bereich auch wenig Nachwuchsprobleme“, erklärt Dicke. Bevor es mit dem Training der Kleinen losgeht, wird erst noch der neue Westdeutsche Meister gewürdigt. Nach der traditionellen Begrüßung wird sich hingekniet und mit den Händen auf die Matte geschlagen, um Julius Glaser den verdienten Respekt zu zollen. Und bei den jüngsten Judoka strahlen die Augen, weil einer von ihnen einen Titel gewonnen hat.
Julius hat noch ganz große, sportliche Ziele
Und Julius hat noch einiges vor. „Einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, wäre schon super“, sagt der Gymnasiast. Sein großes Vorbild ist der Japaner Shohei Ono. Der Judoka ist aus dem Reich der Mitte ist zweimaliger Olympiasieger und dreifacher Weltmeister im Leichtgewicht, hat aber im Dezember 2022 seinen Rücktritt vom aktiven Wettkampfsport erklärt. Als Trainer will er dem Sport verbunden bleiben.
Bis zu Olympia und Weltmeisterschaften ist es noch ein weiter Weg für Julius Glaser. Nun stehen erst einmal die nationalen Titelkämpfe an. „Der nordrhein-westfälische Judo-Verband ist einer der stärksten. Daher rechne ich ihm schon Chancen aus“, sagt Dicke: „Und obwohl er noch so jung ist, traue ich ihm einen Podestplatz zu.“ Das ist auch das Ziel von Julius Glaser, der auch zugibt: „Ich bin schon richtig aufgeregt, aber das muss man auch sein.“