Gedenken
Reise nach Auschwitz: Diese Tour wirkt bis heute nach
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Ehemalige Schülerinnen und Schülern berichten über eine Reise vor 15 Jahren nach Auschwitz und was sie in ihnen verändert hat.
Von Holger Hoeck
Wermelskirchen. Den Ausgangspunkt bildete die Lektüre des Buchs „Denk nicht, wir bleiben hier!“. Darin erzählt Anja Tuckermann die Geschichte eines Kindes, das mit seiner Familie die Deportation nach Auschwitz und drei weiteren Konzentrationslagern überlebte. Ausgehend von der gemeinsamen Lektüre im Schulunterricht entwickelte sich dann die Idee einer Studienfahrt in die ehemaligen Lager Auschwitz und Birkenau, die die Lehrerin Marie-Louise Lichtenberg mit Hauptschülern der zehnten Klassen vor 15 Jahren unternahm.
Die dort gemachten Erlebnisse und Eindrücke fanden schließlich in einer Ausstellung eine bleibende Erinnerung, die immer wieder präsentiert wird. So auch am Wochenende anlässlich des 78. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz im Wermelskirchener Haus Eifgen. Ergänzt wurde die Ausstellung durch Vorträge und eine Gesprächsrunde mit einigen teilnehmenden Schülern und der Lehrerin am Eröffnungstag.
Während der Reise bezogen die Schüler Stellung zu Fragen wie „Was erwarte ich in Auschwitz?“ oder „Was macht mir Angst vor der Begegnung mit der Vergangenheit?“ und schrieben ihre Gedanken auf Karten nieder. Sie sammelten Artikel als Lektüre und informierten sich über die geografische Anordnung von Konzentrations- und Vernichtungslagern.
Nach der Fahrt erstellten sie Texte über verschiedene Themen, etwa über die Hauptwache, Gaskammern und Krematorien, Latrinen für die Häftlinge sowie den Stehbunker. Angereichert mit biografischen Porträts einiger Überlebender, Informationen über die in der Stadt angebrachten „Stolpersteine“ sowie natürlich jede Menge Fotos als bildhafte Zeitzeugen der Fahrt entstand die Ausstellung, die erstmals im April 2008 der Öffentlichkeit gezeigt wurde.
Teilnehmer verpflichten sich, über ihre Erlebnisse zu berichten
Nach der Eröffnung der Ausstellung präsentierten vier ehemalige Schüler mit ihrer engagierten Ex-Lehrerin Textauszüge der auf Stellwänden dargebotenen Sammlung. Anschließend zeigten sie einen rund zehnminütigen, von Schülern gedrehten Film mit Impressionen aus den Lagern unter dem Titel „Die Geschichte ist kaum zu ertragen“ - seinerzeit ein Schüler-Kommentar zur Tuckermanns Buch.
In der Gesprächsrunde betonte ein Schüler, dass damals die Fahrt auch Thema am elterlichen Essenstisch und unter Freunden gewesen sei. „Unsere Klasse bestand aus Schülern verschiedener Nationalitäten, und diese unterschiedlichen Nationalitäten haben diese Zeit des Grauens ja auch differenziert wahrgenommen. Dementsprechend wurde die Fahrt in den jeweiligen Elternhäusern auch unterschiedlich behandelt“, berichtet ein Ex-Schüler.
Dass die Tour bis heute nachwirkt, machte eine Mitschülerin deutlich. „Auf privaten Touren, etwa in den Urlaub, habe ich mir die Lager in Dachau und in Sachsenhausen angeschaut. Das sind für mich letztlich Beweise, dass mich unsere Fahrt geprägt hat.“
Durch ihren Besuch seien alle Teilnehmer verpflichtet worden, als Missionare tätig zu werden und über ihre Erlebnisse zu erzählen, führte Marie-Louise Lichtenberg aus. „Deshalb sind wir auch gerne heute hier.“
Hintergrund
37 Schüler der Hauptschule nahmen vom 4. bis 8. März 2008 an der Studienfahrt nach Oswiecim (Auschwitz) teil. Zum Programm gehörten hauptsächlich Führungen durch das Stammlager Auschwitz und das Lager Birkenau sowie ein Gespräch mit einem Zeitzeugen. Ziele der Fahrt waren insbesondere das Lernen aus der Geschichte für Heute und die persönliche Auseinandersetzung mit den Themen Rassismus und Diskriminierung. Im Rahmen der Fahrt sind zudem künstlerische Bilder der Schüler entstanden.