Interview

„Der Bufdi-Dienst gibt uns einen neuen Blickwinkel“

Deniz Inanli (l.) und Samuel Schmitz leisten ihren Bundesfreiwilligendienst in der Kattwinkelschen Fabrik ab.
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Deniz Inanli (l.) und Samuel Schmitz leisten ihren Bundesfreiwilligendienst in der Kattwinkelschen Fabrik ab.

Deniz Inanli und Samuel Schmitz leisten ihren Bundesfreiwilligendienst in der Katt – Die 20-Jährigen sprechen über ihre Aufgaben

Das Gespräch führte Wolfgang Weitzdörfer

Herr Inanli, Herr Schmitz, haben Sie sich schon zu Ihrer Schulzeit mit dem Thema Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) beschäftigt?

Deniz Inanli: Ich kannte Samuel von der Schule. Irgendwann hat er mich darauf angesprochen, dass er hier in der Katt sein Freiwilligenjahr macht. Für mich war es daher eine spontane Idee, hier anzufangen. Allerdings hatte ich schon vorher vor, ein freiwilliges Jahr zu absolvieren. Wir waren beide auf der Realschule in Wermelskirchen.
Samuel Schmitz: Ich habe von einem anderen Kollegen von der Stelle in der Katt gehört. Und da ich immer schon so ein Faible für das Thema Kultur hatte, wollte ich das mal ausprobieren. Für mich war es aber nicht ganz so wichtig, ob das nun unter dem Motto Bundesfreiwilligendienst läuft – oder als Praktikum.

Was war der Grund für Sie, ein Freiwilligenjahr zu machen?

Inanli:Es ist jetzt nicht so, dass ich gar nicht gewusst habe, was ich später beruflich machen will. Aber so ein Freiwilligenjahr kann einem dabei helfen, diese Entscheidung noch ein wenig zu festigen.
Schmitz: Auch ich hatte schon einen recht festen Plan für den Weg, den ich gehen wollte – und die Stelle in der Katt ist für mich eine gute Gelegenheit, da noch ein wenig mehr reinzuschnuppern.

Wann haben Sie sich um eine entsprechende Stelle gekümmert?

Inanli: Bestenfalls kümmert man sich so früh wie möglich. Allerdings bin ich da kein gutes Beispiel, weil ich erst im Februar hier angefangen habe. Samuel hatte mir ungefähr im Dezember davon erzählt, und dann habe ich mich beworben. Man kann auch quereinsteigen – oder den Bundesfreiwilligendienst verkürzen. Etwa dann, wenn ein Ausbildungsbeginn sich mit dem Dienst überschneiden würde.
Schmitz: Was man vielleicht noch erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass es von der Bewerbung bis zur Bewilligung der Stelle durchaus bis zu einem Monat dauern kann. Man sollte also ein wenig Geduld mitbringen.

Hatten Sie unterschiedliche Bereiche in der engeren Auswahl?

Inanli: Ich hatte einen anderen Freund, der mir eine Bufdi-Stelle in Remscheid empfohlen hatte. Aber ich habe mich da dann nicht weiter erkundigt, weil dann Samuels Empfehlung für die Katt kam, was mich dann doch mehr überzeugt hat.
Schmitz: Für mich war von Anfang an klar, dass ich im kulturellen Bereich und hier in der Kattwinkelschen Fabrik tätig sein wollte.

Was umfasst ihre Aufgaben in der Kattwinkelschen Fabrik?

Schmitz: Es ist eine Vollzeitstelle, die wir hier haben. Wir sind grundsätzlich bei den Kulturveranstaltungen an den Abenden und auch am Wochenende im Einsatz. Wir sorgen etwa dafür, dass die Bestuhlung in der jeweiligen Halle fertig ist, ehe die Gäste kommen. Wir helfen auch den Künstlern beim Ein- und Ausräumen ihres Equipments in die Halle und dann wieder ins Auto. Man könnte so sagen, dass wir die Halle für die Veranstaltung schön machen. Und natürlich sind wir dann auch die ersten Personen, die die Gäste sehen, wenn sie hier in der Katt zur Veranstaltung kommen. Dementsprechend sorgen wir mit einer freundlichen Begrüßung direkt für gute Stimmung. Dazu kommt, dass wir Hausmeister-Tätigkeiten in der Katt übernehmen. Wir kümmern uns um das Gebäude, da bekommen wir diverse Aufgaben: Raumpflege, putzen, Staub wischen und so weiter.
Inanli: Eine weitere Aufgabe ist die Plakatierung für die Veranstaltungen. Wir bringen die Plakate an den zugewiesenen Stellen im Stadtgebiet an – und hängen sie natürlich auch wieder ab. Außerdem sind wir auch für die Unterstützung der nicht-kulturellen Veranstaltungen zuständig, wenn etwa das regelmäßig alle 14 Tage stattfindende Reparatur-Café hier in der großen Halle ist – oder auch Einzel-Termine wie der Fair-Trade-Markt.

Waren Sie auch früher schon hier unterwegs?

Inanli: Ich war eher selten hier, ab und zu mal auf Veranstaltungen, aber dann eher von der Schule ausgehend.
Schmitz: Früher war ich tatsächlich in der Kinder-Stadt hier in der Katt. Aber ich habe insgesamt sehr viele positive Erfahrungen mit der Einrichtung gemacht, deswegen verbinde ich auch nur Positives mit der Katt.

Hatten Sie sich die Aufgaben in etwa so vorgestellt?

Inanli: Ich wusste natürlich schon durch Samuel, was ich würde machen müssen, deswegen war das keine große Überraschung.
Schmitz: Mir war schon ungefähr klar, was anstehen würde. Aber es ist doch so: Wenn man sich bemüht und interessiert zeigt, dann kann man auch neben den eigentlichen Tätigkeiten eine Menge mitnehmen. Wenn etwa Andreas Müller die Technik für die Veranstaltungen macht, dann kann man beim aufmerksamen Zuschauen schon was lernen, was nicht unbedingt in der Stellenbeschreibung des Bufdis steht.

Warum ist es sinnvoll, ein Jahr Auszeit nach dem Schulabschluss zu nehmen?

Inanli: Das sollte jeder selbst entscheiden. Nehmen wir das Beispiel Ausbildung: Wenn jemand ganz genau weiß, was er machen will, welchen Beruf er erlernen oder studieren will – dann spricht doch nichts dagegen, das direkt nach der Schule auch anzufangen. Umgekehrt, wenn jemand sich nicht ganz sicher ist, kann so ein Jahr Auszeit helfen, sicherer zu werden.
Schmitz: Es geht aber auch beides – ich kenne jemanden, der Feuerwehrmann werden will, jetzt aber zuerst noch ein Bufdi-Jahr bei der Feuerwehr absolviert, um so erste Eindrücke zu gewinnen.

Stand zur Debatte, es mit einem Jahr Work & Travel zu füllen?

Inanli: Ich hatte das kurz überlegt, dann aber nicht weiterverfolgt.
Schmitz: Für mich war das vor dem Beginn meines Bufdi-Jahres überhaupt kein Thema. Später habe ich dann immer wieder mal was darüber gehört – und fand das Konzept auch ganz interessant. Aber wahrscheinlich hätte ich es trotzdem nicht gemacht.

Wie stehen Sie ganz allgemein zum Thema Wehrdienst/Zivildienst/Freiwilligendienst?

Inanli: Ich hatte mich vor dem Bufdi-Jahr bei der Bundeswehr beworben, aber keine Antwort bekommen. Ich finde es aber gut, sich für die Gesellschaft zu engagieren – dann vielleicht auch so, wie wir das jetzt machen, für die Stadt Wermelskirchen.
Schmitz: Es gibt einem auf jeden Fall einen neuen Blickwinkel, das sollte man keinesfalls unterschätzen. Wenn jemand etwa voll in seinem Thema, nehmen wir den IT-Bereich, aktiv ist und das auch beruflich machen will – dann kann etwa ein Bufdi-Jahr in einem Seniorenheim ganz andere Einblicke und Erfahrungen geben.

Wie geht es für Sie nach dem Bundesfreiwilligendienst weiter?

Inanli: Für mich wird es in die kaufmännische Richtung gehen. Es ist was ganz anderes, als das, was ich jetzt hier in der Katt mache, aber ich glaube, dass der Einzelhandel oder die Industrie noch besser zu mir passen.
Schmitz: Mein Berufswunsch hat schon vor dem Bufdi festgestanden – ich möchte Anwendungsentwicklung studieren. Das hat mich schon immer fasziniert und das Studium werde ich dann nach dem Ende des Dienstes antreten.

Hintergrund

Dienst: Der Bundesfreiwilligendienst wurde am 1. Juli 2011 von der Bundesregierung eingeführt. Er ist ein Angebot an Frauen und Männer in jedem Alter, sich jenseits von Beruf und Schule für die Allgemeinheit zu engagieren. Der Dienst dauert zwischen sechs und 18 Monate, in der Regel aber zwölf Monate.

Bereiche: Einen Bundesfreiwilligendienst kann man im sozialen, sportlichen, integrativen, ökologischen oder kulturellen Bereich absolvieren – sowie im Zivil- und Katastrophenschutz.

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