Brandstiftung
Angeklagter verhält sich chaotisch und stört
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Am zweiten Verhandlungstag wegen Brandstiftung in der Sparkassenfiliale wurden Zeugen gehört.
Von Wolfgang Weitzdörfer
Es war ein Sonntag, ziemlich genau vor einem Jahr, als ein 28-Jähriger, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, in der Geschäftsstelle der Sparkasse an der Telegrafenstraße einen Brand gelegt haben soll. Deswegen muss sich der Wermelskirchener seit Ende des Vorjahres vor dem Landgericht verantworten. Die Tat soll er im Zustand einer paranoiden Schizophrenie begangen haben und daher wird auch geklärt, ob er dauerhaft in eine psychiatrische Einrichtung muss.
Am Montag fand vor der 10. Großen Strafkammer der zweite Verhandlungstag statt. War der Angeklagte am ersten Verhandlungstag noch mit einem kaum stoppbaren Redeschwall voller wirrer Aussagen über Klaviere von Wladimir Putin, Verschwörungen der Bundesregierung und der Denunziation durch die Polizei aufgefallen, standen am zweiten Tag Zeugenaussagen im Mittelpunkt.
Wobei der 28-Jährige auch am Montag nicht an Zwischenrufen oder seltsamem Verhalten sparte. So zog er sich etwa plötzlich eine weiße Wollmütze auf, unterbrach eine Zeugenaussage mit der Frage: „Gibt es bei Facebook denn keine Privatsphäre?“, beriet sich so laut mit seinem Anwalt, bis er von der beisitzenden Richterin zurechtgewiesen wurde, fragte die Kammer nach einem Strafgesetzbuch und zog unvermittelt einen Schokoriegel aus der Tasche und aß ihn. Das alles störte die 50 Jahre alte Zeugin, Mitarbeiterin der Sparkasse Wermelskirchen und zuständig für Gebäudesicherheit und -management, nicht. Sie berichtete, ohne sich um die Unterbrechungen des Angeklagten zu kümmern, die auch im Verlauf der Aussage seltener wurden, von ihren ersten Begegnungen im Juni 2021 mit dem Angeklagten.
Bis zur Brandstiftung gab es eine schrittweise Eskalation
Demnach berichtete sie von wiederkehrenden Beschimpfungen der Angestellten in der Filiale Berliner Straße, dem Nichteinhalten von Corona-Schutzmaßnahmen inklusive des Trinkens des Desinfektionsmittels oder von Eiern, die der Angeklagte an die Scheibe der Filiale geworfen habe. Daraufhin habe er dann Hausverbot in allen Geschäftsstellen bekommen.
„Er hat zuvor 50 Milliarden Euro abheben wollen, die er für den Abtransport der US-Atombomben aus Deutschland brauche“, sagte die Zeugin. Sie berichtete von einer gewissen schrittweisen Eskalation der Situation – bis hin zur Brandstiftung im Januar 2022. „Ich bin im Juni 2021 involviert worden, wie lange es vorher schon Probleme gab, weiß ich nicht“, sagte sie.
Eindrucksvoll waren in diesem Zusammenhang auch die Bilder und Videos der Überwachungskameras, etwa aus dem Windfang der Filiale, kurz bevor das Feuer ausgebrochen war. Oder auch die durch den Angeklagten bei Facebook geteilten Videos aus der Geschäftsstelle. Die kommentierte er so: „Das grenzt doch schon an Denunziation, dass hier meine privaten Filme und Fotos gezeigt werden, oder?“ Die lapidare Antwort des Richters: „Die haben Sie doch selbst öffentlich geteilt. Die konnte jeder sehen.“ Ansonsten lachte der Angeklagte häufig über seine Videos und störte durch Zwischenfragen. Irgendwann schien ihm aufzugehen, dass er aber ignoriert wurde. „Spielt es eigentlich irgendeine Rolle, wenn ich hier was sage?“ Nein, sagte der Richter, weil er jetzt nicht dran sei.
Ebenfalls als Zeuge geladen war der damalige Mitarbeiter der Freien Tankstelle an der Berliner Straße. Am Tattag sei der 29-Jährige vom Angeklagten gefragt worden, wie teuer ein Benzinkanister sei. „Ich habe ihn über die Überwachungskamera an der Zapfsäule gesehen, während ich andere Kunden abkassiert habe. Und dann war er plötzlich weg“, sagte er. Er habe seinen Chef angerufen, um den Diebstahl zu melden. Als nächstes sei dann schon die Polizei an der Tankstelle gewesen, weil an anderer Stelle die Sparkasse gebrannt habe.
Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.