Treffpunkt Hoffnung
Als in der Kantine die Hoffnung wuchs
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Vor zehn Jahren wurde der Treffpunkt Hoffnung gegründet.
Von Theresa Demski
Wermelskirchen. Vorbei am Jobcenter und Bädergeschäft, Musikschule und Druckerei. Eine Glastür führt in ein unauffälliges Treppenhaus und plötzlich klingen Musik und Tassengeklapper durch das Firmengebäude, der Blick öffnet sich auf Kreuz und Altar. „Manchmal sind die Menschen noch irritiert, wenn wir ihnen den Weg zu unseren Gemeinderäumen beschreiben“, sagt Arne Clemm und lacht. Aber dann wird der Pastor der freikirchlichen Gemeinde Treffpunkt Hoffnung ernst. „Diese Räume passen einfach zu uns. Wir sind mittendrin“, meint er. Und: „Glaube ist alltagstauglich. Genau hier gehört er hin.“ Ulrich Olmesdahl sitzt neben ihm auf dem großen blauen Sofa und nickt. „Außerdem war uns von Anfang klar: Es geht uns nicht darum, irgendeinen Status darzustellen“, sagt er. Und dann erinnert er sich an die Anfänge: Damals, im Jahr 2013, gründeten sie eine neue Freikirche – und damit eine der jüngsten Gemeinschaften im bunten Kanon der christlichen Gemeinden der Stadt.
„Am Anfang waren wir ein Hauskreis“, erzählt Ulrich Olmesdahl. Sonntags trafen sie sich in der Christlichen Versammlung in der Schillerstraße und unter der Woche begegneten sie sich in der kleinen Gruppe in heimischen Wohnzimmern, um über ihren Glauben zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit kamen sie ins Träumen: Sie wünschten sich einen Gottesdienst mit moderner Musik, bei dem jeder mitmachen könnte. „Es wurden immer mehr, die diesen Traum hatten“, sagt Uli Olmesdahl. Und so begannen sie sich in einer Kantine zu treffen, um gemeinsam zu singen und zu beten. „Von einer neuen Gemeinde war damals gar nicht die Rede“, sagt Olmesdahl. Aber die Idee reifte dann doch. Natürlich brauche es dafür etwas Mut: Schließlich würden sie ihre Gemeinde, in der sie aufgewachsen waren und die ihnen vertraut war, verlassen, um neue Wege zu gehen. „Wir haben erlebt, wie Gott uns Türen öffnet“, sagt Olmesdahl. Im Januar 2013 gründeten rund 50 evangelische Christen die freikirchliche Gemeinde Treffpunkt Hoffnung.
Man könnte sich fragen, warum es so viele christliche Gemeinden in Wermelskirchen gebe, sagt Pastor Arne Clemm. „Aber die Menschen sind eben unterschiedlich, haben unterschiedliche Bedürfnisse und Frömmigkeitsstile“, erklärt er dann, „also ist es gut, wenn es auch verschiedene Gemeinden gibt, die gut nebeneinander existieren können.“
Der Treffpunkt Hoffnung, der dann von der Kantine in die neuen Gemeinderäume an der Dabringhauser Straße umzog, nahm schnell Kontakt zu den anderen Gemeinden in der Stadt auf. „Wir wollten nicht einfach unter uns bleiben“, sagt Olmesdahl. Und dann weist Pastor Arne Clemm auf den Wahlspruch der Gemeinde hin, den sie sich von Dietrich Bonhoeffer geliehen hat: „Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie Kirche für andere ist.“ Dieser Vers schaffe eine Perspektive, die ihre Gemeinde präge: Deswegen der Kontakt zu den anderen Gemeinden, zur Allianz, dem Sozialwerk mit seinem Mittagstisch, deswegen die Pakete für die Ukraine und Weihnachtsgeschenke für Kinder in Not. Deswegen der Einsatz für das große Kinder-Colorado in der Katt. Und deswegen nahm die Gemeinde früh eine Patenschaft für den benachbarten Spielplatz an der Jörgensgasse auf.
Nach und nach entstanden Treffen mitten aus dem Leben
Währenddessen wuchs die Gemeinde: Heute zählt sie 110 Mitglieder und rund 80 Freunde, die sich dem „Treffpunkt Hoffnung“ verbunden fühlen. Fünf gewählte Mitglieder bilden den Vorstand. Gemeinsam feiern sie Gottesdienst mit moderner Musik. „Und jeder kann mitreden“, sagt Clemm. Die Gemeindemitglieder treffen sich in Kleingruppen und zur Gebetsstunde. Es sind „Treffpunkte mitten im Leben“ entstanden – rund um Themen wie Fotografie, Walking, Wandern oder Garten. Im vergangenen Jahr gab es das erste Biblische Whiskey-Tasting. 2018 beschloss die Gemeinde, dass sie gerne einen eigenen Pastor hätte und stellte schließlich Arne Clemm ein – auf eigene Rechnung. „Es ist eine große Stärke der Gemeinde, sich immer wieder zu hinterfragen und weiterzubewegen“, sagt der Pastor. Das habe sich damals gezeigt, als sich die Gemeindeversammlung dafür entschied, Frauen mehr Verantwortung zu ermöglichen – anders als sie es aus der alten Gemeinde kannten. Oder als sie den Gottesdienstraum umgestalteten, um Kindern und Familien mehr Raum zu geben. Verbunden sind sie in einer Überzeugung: „Wir glauben an einen Gott, der es gut mit uns meint“, sagt Arne Clemm, „diese Hoffnung trägt uns auch durch die Krisen des Lebens.“ Und damit ist der Gemeindename Programm.