Karneval

Alle nennen sie die Mutti der Kompanie

Stephanie Bützer ist die neue federführende Organisatorin des Kinderkarnevals in Wermelskirchen. Für die 35-Jährige ist der Karneval kein Hobby: „Das ist eine Familie.“
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Stephanie Bützer ist die neue federführende Organisatorin des Kinderkarnevals in Wermelskirchen. Für die 35-Jährige ist der Karneval kein Hobby: „Das ist eine Familie.“

Sie ist Kommandantin bei den Grunewaldern und sitzt im Festausschuss – Stephanie Bützer will sich ein Leben ohne Karneval gar nicht vorstellen.

Von Theresa Demski

Wermelskirchen. Wenn den Mädels vom Tanzkorps beim Rosenmontagszug der Wind um die Ohren pfeift, dann zaubert Stephanie Bützer Mützen hervor. Wenn den Tänzerinnen bei der Zugaufstellung der Magen knurrt, dann versorgt ihre Kommandantin sie mit Rosinenbrötchen und Wasser. „Alle nennen mich hier Mutti“, sagt Stephanie Bützer und lacht. Ihr gefällt der Spitzname, den sie im Dabringhauser Karneval trägt. „Ich kümmere mich halt gerne“, erzählt die 35-Jährige. Und dann ergänzt sie: „Aber das Schönste ist: Das geht auch anderen so. Wir sind einfach eine gute Gemeinschaft“.

Damit bestätigt sich ihr erster Eindruck: Damals war Stephanie Bützer gerade elf Jahre jung, eine Freundin nahm sie mit zu den Grunewaldern. „Wir tanzten einfach gerne“, sagt sie. Zwei Wochen nach ihrem ersten Training stand sie schon mit dem Tanzkorps auf der Bühne: „Mambo No. 5“ beim Hahneköppen 2000. „Da hatte ich schon Feuer gefangen“, erinnert sie sich. Es war das Jahr, in dem Harry Tiede als Prinz unterwegs war. „Da kann man Karneval nur gut finden“, sagt sie heute und lacht. Und dann stimmt sie die alten Klassiker an, die sie damals auf den Lippen trugen. Dem Karneval den Rücken zu kehren, kam nach dem ersten Jahr nicht mehr in Frage. Stephanie Bützer blieb. „Das ist kein Hobby, das ist eine Familie“, sagt sie. Das gilt für die Grunewalder, aber auch für die große Dabringhauser Karnevalsfamilie.

Im Tanzkorps bekamen die Mädels dank Trainer Wilfried Weyer viel Verantwortung. „Dadurch hatten wir die Möglichkeit, in unsere Aufgaben hineinzuwachsen“, sagt Stephanie Bützer. Früh meldete sich als Beisitzerin für den Festausschuss, vertrat die Grunewalder und schnupperte gleichzeitig Vorstandsluft. Als die Tänzerinnen auf der Suche nach einem Nachfolger für Kommandant Florian Büngen waren, zeigten plötzlich alle Finger auf sie. „Das hatte ich zwar nicht auf dem Schirm, aber so wurde ich die erste Kommandantin“, erzählt sie und grinst. Sie organisiert, gibt den Einsatz zum Einmarsch und moderiert. Angst vor Publikum und Bühne habe sie nie gehabt. Ganz im Gegenteil: „Das macht mir Riesenspaß“, sagt die 35-Jährige. Ohnehin habe sie nie ein Blatt vor den Mund genommen.

20 Jahre tanzte Stephanie Bützer selbst bei den Grunewaldern – auch noch nach der Geburt ihres Sohnes. „Aber das Tanzkorps verlangt deinem Körper viel ab“, weiß sie. 2020 entschloss sie gemeinsam mit Kollegin Lucy Schumacher, das Tanzen aufzugeben. „Aber ohne die Grunewalder: Das ging einfach nicht“, sagt sie. Also boten Lucy Schumacher und Stephanie Bützer Trainer Wilfried Weyer ihre Unterstützung an. Seit dem trainieren sie das Tanzkorps im Team. „Und ich durfte Kommandantin bleiben“, erzählt sie. So steht sie in diesem Jahr zum ersten Mal nicht mehr als Tänzerin auf der Bühne – aber weiter als Kommandantin. Mit Moderator Andy Büngen spielt sie sich bei „Wir unter uns“  fröhlich die Bälle zu. „Wir verstehen uns ohne Worte“, sagt sie, „weil wir uns einfach schon so lange kennen.“

Währenddessen steht in diesem Jahr für „Mutti“ eine weitere Premiere ins Haus: Zum ersten Mal hält sie beim Kinderkarneval die Fäden zusammen. Zweimal sei sie erfolglos für die Wahl in den Festausschuss angetreten. Vor der dritten Wahl bekam sie einen Anruf: „Lass dich noch mal aufstellen und übernimm den Kinderkarneval“, bat der Vorstand. Und Stephanie Bützer sagte zu. Gerade hatte Sven Kempf vom Kinderkarneval zur Zugleitung gewechselt: Sein alter Posten war frei geworden. „Das passte einfach“, sagt die Erzieherin. Der Karneval für die Jüngsten habe ihr schon immer am Herzen gelegen. Und er funktioniere nochmal nach ganz eigenen Regeln.

Selbst im ersten Jahr nach der Pandemie, in dem die Karnevalisten gespannt auf den Kartenverkauf blicken, sind die 800 Tickets für den Kinderkarneval am 12. Februar innerhalb weniger Tage vergriffen gewesen. „Das ist einfach eine wunderbare Veranstaltung“, sagt Stephanie Bützer. Sie setze auf das bewährte Erfolgsrezept, die engagierten Ehrenamtlichen des Vereins, sie sei viel mit ihrem Vorgänger im Gespräch gewesen und freue sich, die Veranstaltung in diesem Jahr nun zum ersten Mal auch eröffnen zu dürfen.  

Ohnehin sei die Vorfreude auf die Hochsaison der Session riesig – auch wenn es wie immer viel zu tun gebe: „Wer echter Karnevalist ist, dem haben diese drei Jahre richtig weh getan“, sagt sie und erzählt von Zoom-Konferenzen, Tränen am Rosenmontag, Training mit Riesenabstand auf dem Sportplatz und ihrem Einsatz als Zofe, weil ihre beste Freundin Samira Kramp als Prinzessin im ehrenvollen Einsatz war. „Als wir uns wiedersehen konnten, sind wir uns in die Arme gefallen. Da war nichts mit Winken aus der Ferne. Wir haben gebützt, was das Zeug hielt“, sagt sie. Und dann deutet Stephanie Bützer lachend auf ihren Nachnamen: „Ich bin eben für den Karneval geschaffen.“

Außerhalb der Session

Der ehrenamtliche Einsatz der Karnevalisten endet nicht am Aschermittwoch: „Wir sind das ganze Jahr dabei“, sagt Stephanie Bützer,„für uns gibt es keine Pause.“ Seit 2022 kümmert sich der Festausschuss auch um die Veranstaltung „Sommer, Sonne, Karneval“. Die Party mit Livemusik unter freiem Himmel sei auch für dieses Jahr geplant – wieder im Freibad, wieder mit namhaften Bands.

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